Gemeinschaften in D

Sonntag, 2. Oktober 2005

Twenzeit im ZEGG

Jetzt habe ich ein paar Tage Blog-Pause gemacht, in denen eine ganze Menge geschehen ist. Dass ich jetzt erst nachträglich was über die Twenzeit im ZEGG schreibe, wird fortan immer so sein. Ich habe nämlich beschlossen, frühestens drei Tage nachdem ich etwas erlebt habe, darüber zu schreiben.
Die Gemeinschaftsexpedition I war eine Veranstaltung im Rahmen des Twenprojekts im ZEGG. Das Twenprojekt richtet sich an junge Menschen zwischen 20 & 30 Jahren, wobei die Altersgrenzen nicht gestochen scharf gezogen sind. Es sind auch ein paar "Ehrentwens" dabei ;-)
Bei den Grosstagungen im ZEGG (Pfingsten, Sommer, Herbst & Silvester) gibt es immer eine Gruppe speziell für Twens, & ein- bis zweimal im Jahr eine eigene Twen-Intensivzeit. Wir haben uns inzwischen auch schon zweimal selbst organisiert ausserhalb des ZEGG getroffen.

Diesmal drehte sich die Woche um die Frage, was das Leben in Gemeinschaft eigentlich ausmacht, was dafür wichtig ist an Fähigkeiten & geistigen Grundlagen. Es ging am Freitag zum Abendessen los, ich bin allerdings erst Sonntag gegen Abend angekommen, so dass ich das Wochenende nur kurz anreisse. Am Samstag hat die Gruppe gemeinsam im Wald gearbeitet, der Sonntag drehte sich um das Thema Kooperation.

Der Montag stand, nachdem wir vormittags Äpfel geerntet hatten
Twens beim Äpfel pflücken
im Zeichen der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) nach Marshall Rosenberg. Worum es dabei geht, erklärt am besten der Wikipedia-Artikel. Für die Woche war nach meiner Wahrnehmung am Wichtigsten, dass im Prozess der GfK die Selbsteinfühlung am Anfang steht. D.h. in einem Konflikt fühle ich mich zuerst in mich selbst ein, was jetzt gerade mein Bedürfnis ist.

Am Dienstag hatten wir ein ausgedehntes Forum. Das ist eine hier im ZEGG entwickelte Kommunikationsform, die in erster Linie dazu dient, innerhalb einer Gemeinschaft transparent zu machen was in den einzelnen Menschen vorgeht. Während der Twenzeit nutzten wir diese Form ausgiebig. Dabei kamen viele tiefe persönliche Themen zur Sprache, die sich ganz oft als weit verbreitet entpuppten. Das ist eine schöne Sache beim Forum: die Menschen merken, dass ihre Schwierigkeiten gar nicht ihre ganz individuellen Schwächen sind, sondern in vielen Fällen kulturelle Muster darstellen.
Durch den Nachmittag zur GfK angestossen, drehten sich viele Forumsauftritte um die eigenen Bedürfnisse (siehe auch mein letzter Beitrag hier). Manchmal fällt es gar nicht leicht, diese überhaupt wahrzunehmeen, geschweige denn mitzuteilen. Tut mensch's dann doch, fällt einem oft ein Stein vom Herzen, wird eine Last von einem genommen.
Ich habe bei meinem Auftritt verkündet, mich bis Ende diesen Jahres ganz auf mein Bedürfnis nach körperlicher Nähe zu konzentrieren & auf Beziehungen zu Frauen & auf Sex solange ganz zu verzichten. Sonst vermischt sich das schnell miteinander & macht alles viel zu kompliziert. Zum Jahreswechsel betrachte ich mir was sich bis dahin ergeben hat & entscheide daraufhin wie's weitergeht. Also ob ich diese Beschränkung noch ne Weile beibehalte oder ob sie bis dahin ihren Zweck erfüllt hat.

Das nächste Foto zeigt einen der allseits beliebten "Kuschelhaufen":
Foto entfernt auf Wunsch eines der Abgebildeten

Mittwoch haben wir uns zu Paaren zusammen gefunden & jeweils etwa drei Stunden hatte eineR davon eine Augenbinde um, die andere Person führte bzw. begleitete die blinde Person. Das erfordert einiges an Hingabe & Vertrauen. Es gab etliche witzige Begegnungen:
Foto entfernt auf Wunsch eines der Abgebildeten

sowie meditatives Beisammensein:
Blinde & Sehende am Feuer

Ich hatte dann entschieden das Experiment weiterzuführen & blieb noch bis Donnerstag nach dem Abendessen blind (seit Mittwoch Mittag). Dazu hatte ich mich schon morgens entschlossen, & es fühlte sich tatsächlich so an, als würde ich die letzten drei Stunden meines Lebens noch etwas sehen können. Ich spürte dabei ganz deutlich, dass ich nichts von dem festhalten kann, was ich mir ansehe. Das "Erblinden" hatte etwas Endgültiges. & ich glaube, da ist auch wirklich etwas in mir gestorben.

Früh am Morgen hatte ich begriffen, dass meine Angst (die bis heute in mir wirkt) irgendwann früher mal mein Wächter war, der mich beschützte. Ich spürte dieses beschützende Wesen meiner Angst. Sie hat mir einmal gut getan & ist lediglich nach getaner Arbeit nicht wieder gegangen sondern da geblieben. Sie will mir aber nichts Böses. Hmm, ich hoffe das ist jetzt verständlich was ich sagen will.

Als ich entschieden hatte, noch bis zum nächsten Abend blind zu bleiben, merkte ich ziemlich schnell, was eine meiner stärksten Ängste ist: die Angst die Kontrolle zu verlieren. "Meine Freiheit" bedeutete für mich bisher, dass ich selber mich kontrolliere & niemand sonst. Dass es auch ganz ohne Kontrolle gehen könnte, kam in meinem (unbewussten) Denken gar nicht vor.
Mittags sass ich am mit meinem Partner vereinbarten Treffpunkt & wartete, dass er vorbeikommt & mir die Augenbinde gibt, die er vormittags aufhatte. Dabei hatte ich tierische Angst vor dem, was nun auf mich zukommen würde. Als Blinder bist du ja weitgehend darauf angewiesen, dass andere dir helfen. Du kannst viel weniger selber auf eigene Faust machen.
Kaum hatte ich die Binde auf, war die Angst weg. Echt verrückt das.

Wir haben nachmittags zum Abschluss des Blindenexperiments die Eindrücke & Erfahrungen zusammen getragen, wobei es für mich natürlich nur ein Zwischenstand war. Abends sind wir in die Sauna gegangen, was blind echt sehr eindrücklich war. Die Sauna war auch der Grund, warum ich nachmittags mal kurz geschwankt habe ob ich das wirklich machen soll, aber ich hab's durchgezogen:
blinder Iromeister vor der Sauna

Der Donnerstag war ein ziemlicher Schwenk von den eigenen Themen hinaus in die grosse weite Welt. Wir beschäftigten uns mit der Frage, was jedeR einzelne dafür tun kann, dass es den heute lebenden Wesen & den kommenden Generationen besser geht als momentan. Welche Aufgabe habe ich in der Welt, wie setze ich meine Fähigkeiten ein, um das Leben aller Wesen zu fördern & nicht ihnen zu schaden?
Weil die meisten noch so nahe bei ihren eigenen Bedürfnissen waren (es ist in unserer Kultur ja schon ne Leistung, die eigenen Bedürfnisse offen & ehrlich anzuerkennen, ohne sich dafür zu verurteilen), kam deshalb nicht so viel Engagement zum Vorschein wie die GruppenleiterInnen erwartet hatten. Am Nachmittag führten wir deshalb ein sehr fruchtbares Gespräch, das das gegenseite Unverständnis klärte. Menschen funktionieren nun mal nicht nach Plan, & an dieser Stelle danke ich Teresa, François & Yvonne, dass sie so ehrlich & zugleich einfühlsam waren, dass der Tag doch noch eine gute Wendung nahm.

Nach dem Abendessen nahm ich meine Augenbinde wieder ab. In den 1½ Tagen blind sein wurde viel in mir aufgewühlt. Am stärksten empfand ich, dass die Menschen & Dinge mir näher gekommen sind, als ich nichts sehen konnte. Es gab nicht mehr diese Distanz, die sich beim Sehen so schnell in den Vordergrund drängt, die misst & vergleicht & ganz einfach alles voneinander trennt.
Aus dieser Erkenntnis heraus habe ich mir mehreres gelobt:
  • Ich gelobe, mich nicht mehr von mir selber, von den Menschen & den Dingen zu trennen.
  • Ich gelobe, immer wieder innezuhalten & in mich hineinzuspüren, & dem Raum zu geben was gerade da ist.

Das Zweite ist wichtig, habe ich gemerkt, als ich wieder sehen konnte. Da bin ich nämlich ganz unwillkürlich wieder viel schneller geworden. & zwar nicht graduell. Ich habe deutlich gespürt, dass schnell eine andere Qualität ist als langsam. Rein physikalisch ist der Unterschied gar nicht gross, doch wenn ich schnell bin, dann trenne ich mich von der Welt, verliere den Kontakt zu ihr. Es ist eine ganz andere Art sich zu bewegen.
Übrigens fiel mir heute dazu wieder mein Lieblingslied von Melanie ein: Close to it all.
Als eine praktische Konsequenz aus dem Innehalten werde ich meine Blog-Beiträge ab jetzt mit mindestens drei Tagen Verzögerung schreiben. So haben meine Texte genug Zeit zu reifen.

Montag, 19. September 2005

Lernwerkstatt Philosophie in Pommritz

Am Samstag war in Pommritz Dorffest, & im Rahmen dieses Festes gab es auch eine Führung durch die Lernwerkstatt Philosophie. Da sind zu ganz vielen Philosophen von der Antike bis ins 19. Jahrhundert (das 20. ist noch in Arbeit) Modelle ausgestellt. An den meisten kann mensch herumspielen, es bewegt sich vieles, & auf die Art wird ein zentrales Konzept des jeweiligen Philosophen begreifbar gemacht.
Zuerst mal ein Überblick über die Lernwerkstatt:
Überblick der Ausstellung
(viele Modelle sind in Bautzen & anderswo in Museen ausgestellt, o dass hier nur ein Teil der Ausstellung zu bewundern ist)

Hier seht Ihr Uli im Gewand eines Renaissance-Gelehrten, wie er gerade die Ideen von Thales, dem ersten europäischen Philosophen, erläutert. Uli ist wahrhaftig ein Gelehrter, der in der Welt der Ideen lebt. Deshalb kann er supergut erklären, worum es den einzelnen Philosophen ging.
Uli erklärt Thales

Nun noch ein paar Modelle zu den Philosophen, die mich selber am meisten interessieren:

Platon
Platon, oben das Höhlengleichnis, in der Mitte Bilder zu seinem Konzept des idealen Staates & unten die fünf Platonischen Körper

Zenonsches Paradoxon
Mein Lieblingsparadoxon der Philosophie, zu dem ich sogar mal eine Kurzgeschichte geschrieben habe, ist das Paradoxon von Achilles und der Schildkröte von Zenon von Elea

Dantes Göttliche Komödie
Dante Alighieri war zwar in erster Linie Dichter, dennoch befindet sich ein Modell von Himmel und Hölle nach seiner Göttlichen Komödie in der Ausstellung

kabbalistischer Lebensbaum
Die Kabbala ist die mystische Tradition im Judentum. Als Bild dafür wurden die 10 Sephiroth in Form des Lebensbaumes gewählt

Keplersches Modell des Sonnensystems
Johannes Kepler hat in einem Modell die Bahnen der damals bekannten fünf Planeten (Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn) mit der Oberfläche der fünf platonischen Körper in Beziehung gesetzt

Thomas Hobbes: Leviathan
Thomas Hobbes war einer der Vordenker des staatlichen Gewaltmonopols, das die Schenker wie erwähnt ablehnen. Im Bild wird schön deutlich, wie der absolute Herrscher die anderen Menschen davon abhält, aufeinander loszugehen, weil er bewaffnet über ihren Köpfen thront.

Die Leibnizschen Monaden
Hier wird das Konzept der Monaden des Gottfried Wilhelm Leibniz veranschaulicht

Zur Illustration des kartesischen Raumes gibt es ein Spiegelkabinett, in dem die Unendlichkeit sichtbar wird:
Spiegelkabinett

& zum Abschluss noch ein Insider:
Möbiusband
"Seltsam erscheint mir das Möbiusband, denn es hat keinen Anfang und kein Ende. Seltsam erscheint mir das Möbiusband, denn es hat keinen Anfang und kein Ende. Seltsam erscheint mir das Möbiusband, denn es hat..."
Liebe Grüsse an Lemming, & bei der Gelegenheit noch mal Danke fürs Fotos hosten!

Samstag, 17. September 2005

Hintergründe des LebensGutes: Rudolf Bahro

Heute unterhielt ich mich mit Maik Hosang (siehe auch homo-integralis.de, das Institut für integrale (Bewusst-)Seinsforschung und die Zukunft des Menschen) über die Ursprünge & die Geschichte des LebensGutes. Das Projekt geht ja auf Rudolf Bahro zurück, der einen integralen Ansatz verfolgte. Das äussert sich in der Vision des LebensGutes.

Bahro unterteilt das MenschSein in einen ökologisch-ökonomischen Bereich, einen menschlich-sozialen & einen individuell-geistigen Bereich. Das ähnelt sehr dem Konzept der Dreigliederung von Rudolf Steiner. Für Bahro steht dabei die geistige Sphäre im Mittelpunkt. Am wichtigsten ist es ihm, dass die Menschen ihren eigenen Sinn finden. Das LebensGut hat er deshalb als eine Art "weltliches Kloster" konzipiert.
Dabei kann das Projekt - als ein Experiment - immer nur so weit sein wie die einzelnen Menschen hier. Es gibt bewusst keine verbindliche Ideologie & auch keine verbindlichen Treffen der gesamten Gemeinschaft. Nur zu den gelegentlichen Vereinsversammlungen kommen alle zusammen.
Der Versuchscharakter steht deutlich im Vordergrund, es ist ein offenes Geschehen, eine immer wieder neu zu findende Mischung zwischen Ordnung & Chaos.

Wichtig ist (jedenfalls für Maik), dass Menschen nicht von den anderen das erwarten, was sie für sich brauchen. Wer ins LebensGut kommt, sollte sich für sich selbst verantwortlich fühlen.

Der höchste Wert hier ist das Individuum, nicht die Gemeinschaft. Diese ist nur der Nährboden, auf dem sich die einzelnen entfalten können.


Bisher gab es drei grössere Abspaltungen vom Projekt, die Maik als "Öko-Radikalisten" (Leute, denen die Natur wichtiger war als die Menschen, mit denen sie zusammenleben), "Psychotherapie-Gruppe" (Leute, die am liebsten das LebensGut in eine Gruppentherapie verwandelt hätten) & "pseudo-spirituelle Gruppe" (Leute, die mehr von Liebe geredet haben als sie zu leben & am liebsten ein New-Age-Zentrum aus dem LebensGut gemacht hätten) bezeichnet. Falls von den Betroffenen jemand das hier liest: ich zitiere nur Maik & masse mir kein Urteil an. Jedenfalls wird an dieser Darstellung deutlich, was das LebensGut nicht ist.

Mit dem letzten grösseren Umbruch im LebensGut sind viele jüngere Menschen hier hin gekommen, während früher die BewohnerInnen eher älter waren.


Übrigens habe ich mich für das Rudolf-Bahro-Symposium an der Humboldt-Universität zu Berlin am 18. & 19. November: Natur - Kultur - Mensch: Sozialökologische Innovationen für eine zukunftsfähige Lebensweise angemeldet. Das wird spannend!

Beim Stöbern in den Websites habe ich zwei Projekte entdeckt, die definitiv ein Grund sind, mal in Gauting vorbeizuschauen: flowManagement sowie The Site For Integral Recreation Centers.

Freitag, 16. September 2005

Besuch bei Tü!Tü! von den Schenkern

Ein weiteres Projekt auf dem Gelände des LebensGutes ist der Friedensgarten der Schenker. Hier lebt Tü!Tü! ohne Geld & soweit möglich ohne Staat. Sie hat, wie ausserdem noch ihr Lebenspartner Öff!Öff! & Marion, ihre Papiere abgegeben, weil sie ausserhalb des Gewaltsystems Staat leben will. Gewaltsystem Staat klingt vielleicht zunächst seltsam & zumindest in Deutschland übertrieben, aber was ist denn der Staat? Der Staat ist eine Organisation, die auf ihrem jeweiligen Territorium das Gewaltmonopol innehat. Sprich, die Beamten des Staates (Polizisten, Finanzbeamte usw.) sind - aus Sicht des Staates - berechtigt, Gewalt gegen die BürgerInnen des Staates auszuüben, wenn diese gegen staatliche Gesetze & Verordnungen verstossen. & zwar sind die Staatsbeamten allein dazu berechtigt. Deswegen ist das Ganze ein Monopol.
Aus diesen Überlegungen heraus hat Tü!Tü! dem Bundespräsidenten ihre Ausweispapiere zurückgeschickt, zusammen mit einem langen Brief zur Erklärung. Als Antwort kam zurück, dass es nicht möglich sei, die Angehörigkeit zum deutschen Staat zurückzuweisen. Tü!Tü! antwortete darauf wiederum, dass sie ihren Austritt aus dem Staat erklärt hat & nicht danach gefragt ob das geht.

Tü!Tü! hat schon in ihrer Jugend viel über diese Fragen nachgedacht & schliesslich acht Wochen vor dem Abi alles hingeschmissen & seither so gelebt, wie sie es in ihrem Herzen für richtig hält. Von sich selbst sagt sie, dass sie in Einklang mit der Stimme ihres Gewissens lebt.
Das kann ich von mir noch lange nicht sagen. Ich bin in vielerlei Hinsicht Vollmitglied unserer Kultur & Gesellschaft. Damit sind viele richtig beschissene & noch mal ne ganze Menge mehr Dinge verbunden, die nicht in Ordnung sind. Für mich habe ich aber den Weg gewählt, innerhalb unserer Gesellschaft möglichst viel so zu verändern, dass ich nicht mehr gegen mein Gewissen verstossen muss.
Tü!Tü!s radikale Lebensweise bewundere ich zutiefst. Im Gespräch empfand ich sie als sehr warmherzig, integer & klar in ihren Gedanken. Auch da wo sie selber noch forscht.

Sie erzählte nämlich auch von ihrem christlichen Glauben, dass die Bedeutung des Kreuzestodes Jesu ihr noch ein Rätsel ist, an dem sie knobelt. Jedenfalls steht für sie im Mittelpunkt, dass sie die Nachfolge Jesu lebt. Bonhoeffer lässt grüssen. Die Erlösung von der Sünde durch Jesus ist für Tü!Tü! auf keinen Fall ein Automatismus. Vielmehr habe Jesus vorgelebt wie Erlösung von Sünden erreicht werden kann. Den - vor allem von Freikirchen gern vorgebrachten, von Luther geprägten - Gegensatz zwischen "Gottes Gnade" & "Erlösung aus eigener Kraft" sieht sie als konstruiert & falsch an, weil wir auch unsere "eigene" Kraft geschenkt bekommen.

Damit kommen wir zu der Frage, warum sie ihre Bewegung "die Schenker" nennen. Wie schon erwähnt leben die Schenker ohne Geld, & auch ausserhalb des Tausch-Paradigmas (wie es beispielsweise Heidemarie Schwermer tut). Sie beschenken einander & die Menschen, mit denen sie zu tun haben, & lassen sich beschenken. Das alles ohne gegeneinander aufzurechnen.
Das ist ein radikaler Schwenk im eigenen Geist. Nach aussen hin erst mal gar nicht sichtbar. & dennoch der grösste Paradigmenwechsel, den ich mir vorstellen kann. Die Weltsicht der Schenker geht von der Fülle aus, während jedes Schulbuch "Wirtschaften" als "Umgehen mit knappen Gütern" definiert. Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Erdöl z.B. ist nicht unbegrenzt auf der Erde vorhanden, rein äusserlich also ein knappes Gut. Was die Schenker auszeichnet, ist die Geisteshaltung, dass genug für alle da ist & noch mehr. & die Dinge sind nicht "meins" oder "deins", sondern allesamt uns geschenkt, damit wir das Beste draus machen. Das gilt z.B. auch für unsere Talente. Wer viel davon hat, soll auch mit seinen Fähigkeiten wuchern, sagt Tü!Tü!.
Mir schwebt als ganz grosse Vision auch eine Ökonomie des Schenkens vor. Eine Art "cooking pot market", bei der alle das, was sie geben können, in einen imaginären grossen Topf werfen, aus dem heraus jeder & jedem das geschenkt wird, was sie/er braucht. Mir fällt grad auf, dass Karl Marx das den Kommunismus genannt hat.


Der Friedensgarten in Pommritz ist 1998 entstanden als ein Ort, wo die Schenker Selbstversorgung aus der Natur üben & erforschen. Tü!Tü! ernährt sich fast ausschliesslich von Rohkost.
Strom gibt's logischerweise nicht im Friedensgarten, letztes Jahr hat Tü!Tü! sogar ohne Ofen überwintert. Inzwischen hat sie einen.

Radikal, wie schon gesagt.

Dienstag, 13. September 2005

Ankunft im LebensGutPommritz

Boah, ich bin grad vollkommen geflasht von der "Zukunftsbibliothek" hier - eine Superauswahl von Büchern, da könnt ich Jahre drin verbringen!!! Da heisst es aufpassen, dass ich mich nicht drin verliere. So eine Tendenz habe ich ja seit ich denken kann. Es ist halt alles so verdammt spannend... & wichtig!

Aber ich will Euch ja meine ersten Eindrücke vom LebensGut Pommritz mitteilen. Das sind ne ganze Menge, weil ich von Axel, der seit April diesen Jahres hier wohnt, eine sehr informative Führung über das Gelände bekommen habe.

Hergetrampt bin ich übrigens mit wenig Wartezeit, hätte nicht gedacht dass das so gut geht.
Nach Bautzen trampen



Der Ort Pommritz ist echt ein winziges Kaff, dagegen ist Mittelherwigsdorf richtig gross (übrigens vor allen Dingen lang - Mittelherwigsdorf zieht sich über sieben Kilometer!). Es gibt noch nicht mal Strassennamen hier, das LebensGut hat z.B. die Adresse "Pommritz Nr. 1"!
Das LebensGut ist - wie Jahnishausen - ein altes Rittergut. Zu DDR-Zeiten war hier eine Berufsschule & ein Volksgut mit 240 Mitarbeitern. Heute wird nur noch in wesentlich kleinerem Umfang Landwirtschaft betrieben, deshalb stehen etliche Maschinen ungenutzt rum, auch einige Gebäudeteile harren noch ihrer Nutzung.

Die Gebäude & das umliegende Gelände gehören dem Verein "Neue Lebensformen e.V.", der 1993 aus einer Initiative des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf & von Rudolf Bahro gegründet wurde. Eigentümer wurde der Verein allerdings erst 1999. Das Projekt hat die "Auflage" bekommen, hier sozial-ökologische Forschung zu betreiben. Entsprechend finden sich auf dem Gelände eine ganze Menge kleiner oder grösserer Experimentierfelder.
Anfangs wohnten hier über 40 Leute, heute sind es 19 Erwachsene & 13 Kinder. Neben dem Neue Lebensformen e.V. sind zwei "Ausgründungen" entstanden: die Ökolandbau Pommritz GbR, die den grössten Teil der Landwirtschaft betreibt, sowie der Sophia e.V., der eine Lernwerkstatt für Philosophie & Ethik geschaffen hat.
Für die Landwirtschaft stehen 42 ha Acker- & 18 ha Grünland zur Verfügung. Das Land ist sehr fruchtbar. Die GbR hat mehrere Gebäude vom Verein gepachtet. Momentan werden 60 Milch- & noch mal 60 Nachzuchtziegen gehalten, dazu noch einige Milchkühe & Milchschafe. In der hofeigenen Käserei wird die Milch zu Käse, Joghurt & Quark verarbeitet. Hier seht Ihr Thomas beim Melken der Ziegen:
Thomas beim Ziegen melken

Eine Bäckerei für das Getreide hat's auch, diese nutzt zur Hälfte einen Elektro- & einen holzbefeuerten Lehmbackofen.
Paradoxerweise ist eine kontinuierliche Versorgung des LebensGutes mit Milchprodukten nicht möglich, weil fast alle Erzeugnisse der Landwirtschaft in Bioläden, auf Märkten & an Restaurants verkauft werden, um wirtschaftlich einigermassen über die Runden zu kommen.
Geheizt wird mit Holz, & zwar hat das LebensGut Öfen, in denen ganze Scheite verfeuert werden. Für diese Heizanlage musste der Verein einen Kredit aufnehmen.

Ein Gebäude auf dem Gelände gehört der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft, die auf einigen umliegenden Feldern Saatgutversuche durchführt. Alles herkömmliche Landwirtschaft, mit den üblichen Pestiziden & Co. Immerhin werden hier schon seit 1780 landwirtschaftliche Forschungen betrieben.

Der grosse Park hinter den Häusern war ein EXPO 2000-Projekt, wird allerdings im Moment etwas vernachlässigt. Ein Kompostklo hat's da, einen Badeteich sowie einen für Pflanzen & Tiere. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Quelle, die allerdings nur genug Wasser für die Teiche liefert.
Das Dorf Pommritz hat keine Kläranlage, so dass alle Abwässer ungeklärt in den Bach fliessen. Aus diesem Grund plant das LebensGut eine eigene Pflanzenkläranlage. Die Gemeinde hat das Angebot abgelehnt, dort die Abwässer des ganzen Ortes zu klären, so dass das LebensGut sie nun nur für das eigene Abwasser auszurichten.
Die Leute, die hier wohnen, arbeiten an einer ganzen Reihe von kleinen & grösseren (Forschungs-) Projekten & Baustellen. Fangen wir mal an mit dem Kräutergarten:

Er ist erst dieses Jahr entstanden. Zur Erklärung steht dort Folgendes:

"Das Auge Gottes"

Dieser Heilpflanzengarten enstand in Anlehnung der "7 Heilgärten", die einstmals von kundigen Mönchen angelegt wurden, um die Heilpflanzen nach ihrer Wirkungsweise anzubauen, die da sind:
Linderung und Heilung von Hautleiden, Verdauuungsstörungen, Erkrankungen der Luftwege, Herz- und Kreislaufbeschwerden, Nervenleiden, Förderung der Entwässerung und Lebensverlängerung.

Wir haben diese systematische Unterteilung aufgegriffen, etwas verändert und um die Besonderheit der Heublumenwiese und einer Heide- und Teichlandschaft erweitert. So sind wohl nicht zufällig 13 Heilgärten entstanden. Symbolisch steht die 13 für Tod und Wiedergeburt, Heilung als Transformationsprozess.
Das nächste Bild zeigt das "Kernforschungszentrum". Dieses heisst so, weil dort ganz viele verschiedene Kerne ausgesät wurden, um zu beobachten, welche Konstellationen von Pflanzen sich daraus entwickeln.
Kernforschungszentrum
Sieht auf jeden Fall sehr bunt & vielfältig aus.

Eine offene Baustelle ist das Kunsthaus. Im ersten Anlauf wurde versucht, die Wände aus Strohballen zu bauen & mit Lehm zu verputzen. Das lief aber schief, weil die Strohballen nicht stark genug zusammengepresst waren. Wenn's fertig ist, soll das Haus für Kunstaktionen genutzt werden:
Kunsthaus

Ein Permakultur-Experiment ist der Waldrandgarten:
Waldrandgarten
Hier wurden ganz viele Sorten von Obstbäumen & -büschen ausgesät, die nun weitgehend sich selbst überlassen werden. Das ist nämlich die Idee von Permakultur: Eine möglichst grosse Vielfalt von Pflanzen zu mischen, so dass sich von selbst die Pflanzen zusammenfinden, die sich in ihrem Wachstum gegenseitig fördern.

Ohne Foto erwähne ich ein kleines Versuchsfeld, auf dem nach Masanobu Fukuoka Weissklee mit Nutzpflanzen zu mischen.
Axel hat erzählt, dass in den ersten Jahren des LebensGuts hier sogar Seidenraupen gezüchtet wurden.

Menschlich ist das Projekt gerade in einer Klärungs- & Umbruchphase. Während des letzten Jahres ist die Gemeinschaft viel unter sich geblieben. Die aktuelle Vision ist, dass hier ein Heilungszentrum entsteht.

Resümee Kulturfabrik

Zuallererst ist die Kulturfabrik mit derzeit sieben BewohnerInen eine kleine Gemeinschaft. Trotz oder auch wegen der kleinen Mitgliederzahl leben die Leute nicht sehr eng zusammen, weil alle ihr eigenes Ding machen (jedenfalls ist das mein Eindruck nach den drei Wochen). Gregor arbeitet als SAP-Berater, Barbara ist Heilpraktikerin & Timo leitet eine Schule in Zittau, um mal drei Beispiele rauszugreifen.
Um hier dauerhaft zu leben braucht's schon einen gewissen Pioniergeist, vor allem um wirtschaftlich auf eigenen Füßen zu stehen. Das kann die Gemeinschaft nicht leisten.

Beim Essen waren fast nie alle versammelt. Trotzdem ist die Küche einer der Orte, an denen sich die Gemeinschaft trifft & als solche sichtbar wird.

Im Plenum & im Forum bekam ich ein wenig von den Differenzen innerhalb der Gemeinschaft mit; so richtigen Streit jedoch nicht. Ein Konflikt dreht sich um die Frage nach dem "Tagungsbetrieb", d.h. wie eng (Seminar-) Gäste in die Gemeinschaft eingebunden werden sollen. Eine Fraktion wünscht sich einen gewissen Mindestabstand & will nach Möglichkeit nicht Bad & Küche mit immer wechselnden Gästen teilen. Das kann ja auch ganz schön anstrengen. Die andere Fraktion sagt "wir sind ein offenes Haus", Gäste sind ihnen also immer willkommen. Diese Gruppe sieht keinen Bedarf, Gäste räumlich von den BewohnerInnen zu trennen.
Eine offene Frage, die wohl jede Gemeinschaft beschäftigt, die regelmässig Gäste zu sich einlädt.

Alles in allem habe ich mich in der Kulturfabrik sehr wohl gefühlt & reise etwas wehmütig ab.
Ein Besuch im Dreiländereck lohnt sich allemal, & in der kommenden Kinosaison laufen dort wieder etliche gute Filme.


Nachtrag vom 16.09. von Pommritz aus:
Was in meinem Resümee oben nicht rüberkam ist, dass ich in der Kulturfabrik ein Zusammengehörigkeitsgefühl gespürt habe. Es war deutlich, dass die sieben BewohnerInnen gemeinsam etwas vorhaben. Momentan ist dieses Gemeinsame die Kultur in & um die Fabrik, vor allem das Kino. Für die Zukunft kann daraus durchaus noch mehr werden, in Richtung Seminarbetrieb.

Sonntag, 11. September 2005

Tag des offenen Denkmals & Mandau Jazz

Heute berichte ich quasi live vom Tag des offenen Denkmals in der Kulturfabrik. Parallel dazu findet das ganze Wochenende über das Mandau Jazz-Festival statt.
Gestern haben wir die Fabrik für den Denkmalstag schön gemacht, & ich habe endlich mal ein Foto vom Frühstück geschossen:
Frühstück mit Gästen
Von links nach rechts: Günter, Timo, Veronika, Barbara, Gregor, Rolf, ich, Nico, Ulrike & Hanna (die Kleine). Die letzten drei sind Gäste, Ulrike hat allerdings schon mal in der Kulturfabrik gewohnt.

Thomas Pilz fehlt auf dem Bild, weil er ein viel beschäftiger Mensch ist. Er organisiert nämlich das Mandau Jazz & sagt z.B. die Bands auf der grossen Bühne an:
Thomas beim Mandau Jazz

Das Kino in der Kulturfabrik sieht momentan so aus (ist provisorisch, weil noch Parkett reinkommt):
Kinosaal von hinten
Kinosaal von vorne

Heute Vormittag haben wir uns beim Jazz-Frühschoppen die Top Dog Brass Band aus Dresden angeschaut & angehört, die rocken echt das Haus:
Top Dog Jazz Band

Am coolsten fand ich das Sousaphon:
Sousaphon

Der Tag des offenen Denkmals wurde eröffnet mit einem Lied der Kinder, die am Freitag Bilder gemalt hatten zum Thema wie sie sich ein Friedensdorf wünschen:
Kinder singen

Hier noch mal die Bilder in Grossaufnahme:
von den Kindern gemalte Bilder

Eine erste Führung durchs Haus & zur Pflanzenkläranlage machte Thomas, der hier auch besser zu erkennen ist:
Thomas zu Beginn der Führung

Hier sind die Gäste in der Halle:
Gäste in der Halle

& hier in der Küche:
Gäste in der Küche

Beim Erklären der Pflanzenkläranlage ist Thomas in seinem Element:
Thomas erklärt Pflanzenkläranlage

Von unten aus ist zu erkennen, an welcher Stelle unterhalb der Fabrik die Kläranlage ist:
Thomas erklärt Pflanzenkläranlage II

Anlässlich des Denkmaltages hat die Gemeinschaft ehemalige BewohnerInnen der Fabrik, die nach dem 2. Weltkrieg eine Flüchtlingsunterkunft war, eingeladen & drei davon interviewt. Am Nachmittag gab's ein gemeinsames Kaffeetrinken. Auf dem Foto Veronika mit ehemaligen Fabrik-BewohnerInnen:
Veronika mit ehemaligen Fabrik-BewohnerInnen

Nach der ersten Führung liess der Ansturm merklich nach, jetzt zum Ende hin sind nur noch ein paar versprengte Gäste übrig.
Mal sehen wie viele zum Film Schlesiens Wilder Westen heute Abend kommen.

Weil sie gerade mal wieder auf meinem Schoss liegt, zum Abschluss ein Foto von Luise, einer von Barbaras beiden Katzen:
Luise

Samstag, 3. September 2005

Grabstejn Worldfest

Die Kulturfabrik heisst nicht ohne Grund so: Am Donnerstag habe ich in der Hillerschen Villa beim Chor mitgesungen, heute war ich mit ein paar Leute aus der Kulturfabrik beim Grabstejn Worldfest. Das ist ein Weltmusik-Festival auf Burg Grabstejn/Grafenstein in Tschechien, nur ein paar Kilometer von hier. Hauptsächlich waren wir als Fanclub der Trommelgruppe Balumuna dort:
Balumuna beim Grabstejn Worldfest

Rolf beim Trommeln
Der Trommler mit Hut ist Rolf Monitor, wohnt in der Kulturfabrik & hat die Gruppe mit gegründet.
Damit stelle ich überhaupt das erste Mal einen Gemeinschaftsbewohner mit Foto hier vor. Mir ist selbst nicht klar was mich zurückhält, aber ich habe noch kein einziges Foto der BewohnerInnen z.B. beim Essen gemacht. Ob das ein zu starker Eingriff in die Privatsphäre wäre könnte ich ja einfach fragen. Aber ich tu's nicht. Hmm.

Wir haben übrigens eine neue Baustelle eröffnet, bei der ich nächste Woche im Bad die Wand mit Lehm verputzen werde. Sowas hab ich noch nie gemacht, bin mal sehr gespannt. Aber jetzt ist erst mal Wochenende.

Mittwoch, 31. August 2005

Eindrücke von der Kulturfabrik Mittelherwigsdorf & ihren BewohnerInnen

Die Mitarbeitswoche ist vorbei & ich bleibe als einziger Gast noch hier, deshalb sammel ich einfach mal unsortiert, was in den letzten Tagen passiert ist & was ich von hier erfahren habe. Arbeiten tue ich in erster Linie im Kinosaal, den hab ich quasi als meine persönliche Baustelle adoptiert ;-)

So richtig los ging es 1997 mit der Kulturfabrik, da wurde auch das Kino in Betrieb genommen. Das war zuerst ein reiner Insidertip & hat sich mit den Jahren zu einem gut besuchten Szenetreff entwickelt. Überhaupt ist hier im Dreiländereck kulturell ne ganze Menge los, wie ich erfuhr.
Enge Connections gibt es von der Kulturfabrik zur Hillerschen Villa. Ein Mitbegründer der Kulturfabrik betreibt dort das Café Jolesch, wo wir letzten Freitag Essen waren (sehr zu empfehlen!). Anschliessend haben wir uns den Film "Das Meer in mir" im Freilichtkino bei den Zittauer Filmtagen angeschaut. Das Kino wird u.a. von BewohnerInnen der Kulturfabrik betrieben.

Letzte Woche Mittwoch sassen wir abends noch gemütlich am Lagerfeuer. Dabei habe ich fotomässig herumexperimentiert & herausgekommen ist folgendes:
nächtliches Feuer

Momentan leben nur sieben Personen hier, es waren aber auch schon mal zwölf (das dreckige Dutzend?!?). Wirtschaftlich ist die Gemeinschaft als GbR organisiert, der allerdings nur vier der sieben BewohnerInnen angehören. Die anderen drei zahlen - wie auch die von der GbR - ganz normal Miete.

Unsortiert, hatte ich eingangs gesagt. Am Sonntag war ich im Nachbardorf Hainewalde, wo ich die meiste Zeit im Park des ziemlich heruntergekommenen Schlosses sass & las. Unterwegs stolperte ich über den genialsten Strassennamen, dem ich bisher über den Weg gelaufen bin:
halsbreche

Vieles regeln die Leute ad hoc, z.B. wer einkaufen fährt & wer kocht - da gibt es keinen Plan für. Im wöchentlichen Plenum werden die Dinge besprochen, die in der Gemeinschaft gerade anstehen. Heute war das z.B. der Tag des offenen Denkmals ausgerechnet am 11. September.

Forum findet normalerweise auch wöchentlich statt. & dann machen die Menschen hier ca. 3-5 Mal im Jahr Intensivzeiten, bei denen fast immer Aussenstehende Supervision machen. Das geht dann jeweils über 3-4 Tage, also ein verlängertes Wochenende.

Geheizt wird mit einer Kombination aus Blockheizkraftwerk, Holzgebläsekessel & herkömmlicher Ölheizung. Der Öl-Heizkessel springt aber nur an wenn die anderen beiden nicht genug Wärme liefern.
Auch hier gibt es eine Pflanzenkläranlage; das scheint nahezu Standard in Gemeinschaften zu sein...
Dass die meisten Räume mit Lehm verputzt sind, versteht sich von selbst, gell ;-)

...wow, ist das ein chaotischer Beitrag!

Freitag, 26. August 2005

Kinosaal streichen und Forum

Der Tag begann mit einem Blick aus dem Fenster, wo sich mir das
wunderschöne Wetter offenbarte:
Morgendlicher Blick aus dem Fenster

Heute wie die letzten Tage habe ich viel im Kinosaal gestrichen:
Iromeister beim Streichen

Dabei hatte ich bis heute Nachmittag das Gefühl noch nicht richtig
hier angekommen zu sein. Ich fühlte mich eher wie ein
"Gastarbeiter". Heute war ich im Forum (schon wieder eine
ZEGG-inspirierte Gemeinschaft...) & hab da genau das Thema
reingebracht: Wie beheimate ich mich als Nomade da wo ich grad bin?
& das tat richtig gut. Nach meinem Auftritt bin ich angekommen, fühlte
mich gleich viel wohler.

Weil mir grad nix sinnvolles Eigenes mehr zu schreiben einfällt hier
ein Spruch aus dem Talmud:
Achte auf Deine Gedanken,
denn sie werden Deine Worte.

Achte auf Deine Worte,
denn sie werden Handlungen.

Achte auf Deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.

Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.

Achte auf Deinen Charakter,
denn er wird Dein Schicksal!

Kontakt

Jabber: iromeister@deshalbfrei.org
Skype: brich.die.regeln
Mail: rincewind_at_
ist-einmalig_punkt_de

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Guten Tag FremdeR! Du bist hier beim Blog eines (Forschungs-) Reisenden zu Gemeinschaften & Kommunen gelandet. Unterwegs bin ich seit Ende Juli 2005, seit ca. Sommer 2006 inzwischen wieder sesshaft. Mehr über mich & mein Projekt erfährst Du im Startschuss-Beitrag. Darin erkläre ich auch, wie Du diesen Blog "bedienst"!
Im Beitrag Eine neue Kultur fasse ich meinen bisherigen Lebens-Schwerpunkt zusammen - darum geht es mir, nicht nur in diesem Blog.

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