Kongresse&Tagungen

Dienstag, 25. September 2007

EUDEC 2008 - demokratische Schulen in Europa

Auch wenn's noch ne ganze Weile hin ist, kündige ich hier schon mal die EUDEC an, die European Democratic Education Conference, die im von Ende Juli bis Anfang August 2008 in Leipzig stattfinden wird. Veranstalter sind die Freie Schule Leipzig, die Universität Leipzig, der Bundesverband der Freien Alternativschulen (BFAS) sowie der Sudbury-Schule Halle/Leipzig e.V.
Es kommen VertreterInnen von demokratischen Schulen aus vielen europäischen Ländern. Vorbild für die EUDEC ist die internationale Konferenz IDEC, die bereits seit 1993 jährlich stattfindet. Um einen Eindruck von einer solchen Konferenz zu bekommen, schau am besten auf die deutschsprachige Website zur IDEC 2005 in Berlin.

Sonntag, 29. Juli 2007

Bildungskonferenz: Nachhaltigkeit nachhaltig lernen

Alle, die sich für der Thema Bildung interessieren - oder besser noch: sich dafür engagieren - lade ich hiermit herzlich ein zur kulturkreativen Bildungskonferenz Nachhaltigkeit nachhaltig lernen vom 24.11.2007 bis 25.11.2007 in Klein Jasedow. Den Flyer zur Konferenz gibt's beim Veranstelter, dem Bundesverband Natürlich Lernen (BVNL).

Montag, 27. November 2006

Solidarische Ökonomie - reicht mir noch nicht

So, nun war ich also auf dem oft angekündigten Kongress Wie wollen wir wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus an der TU Berlin. Thema des Kongresses war die Solidarische Ökonomie, worunter ich ein solidarisches ("geschwisterliches") Wirtschaften innerhalb des bestehenden Wirtschaftssystems, das auf dem Prinzip des Äquivalententauschs basiert, verstehe. Ganz grob vereinfacht nenne ich es mal "Wirtschaften ohne Ausbeutung".

Mein persönlicher roter Faden auf dem Kongress waren die kapitalistischen Denkstrukturen. So habe ich Gedanken & Gefühle der Art genannt "ich habe Angst zu kurz zu kommen, deshalb achte ich zuerst darauf, dass ich das bekomme was ich brauche". Dem gegenüber geht eine solidarische/geschwisterliche Denk- & Fühlweise davon aus, was die anderen Menschen brauchen, mit denen ich zu tun habe, & setzt sich dafür ein dass sie das auch bekommen.
Voraussetzung dafür ist, dass ich mich nicht im Mangel, sondern in der Fülle fühle. Aus diesem Bewusstsein der Fülle heraus liegen Lösungen, von denen alle etwas haben, viel näher als wenn jedeR nur (bzw. zuerst) an sich denkt. Von daher stimmt der Spruch "Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht" nur sehr bedingt. Bei dieser egozentrischen Herangehensweise fällt ein ganzes Universum von kreativen, gemeinschaftlichen, solidarischen Lösungen unter den Tisch.
Die Form der Entscheidungsfindung aus dem Bewusstsein der Fülle heraus ist das Konsensverfahren. Dazu habe ich mir auf dem Kongress den HierarchNIE!-Reader gekauft, sozusagen die linksradikale Version des Konsens-Buches der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden (das ich schon seit längerem habe).

Aus diesem Bewusstsein heraus wurde mir während des Kongresses immer deutlicher, dass mir eine "nur" solidarische Ökonomie (so unterstützenswert ich sie finde) noch nicht weit genug reicht. Meine grosse Vision ist die globale Umsonstökonomie, auch Gratisökonomie oder Schenkökonomie genannt (siehe auch Heide Göttner-Abendroth). Dabei ist es möglich, beliebig klein anzufangen. Ein Ansatz sind NutzerInnengemeinschaften, kurz Nutzigems. Ein paar Leute von Schöner Leben Göttingen entwickeln dafür eine Internetplattform: www.nutzigems.org.
Die Idee einer Nutzigem ist denkbar einfach: Einige Leute schliessen sich zusammen & stellen beliebige Ressourcen für alle innerhalb der Nutzigem zur Verfügung, seien es nun Dinge oder Fähigkeiten. Im Rahmen der Diskussion wurde auch die Möglichkeit vorgeschlagen, sein monatliches Gehalt von 1.000 Euro zur Verfügung zu stellen...
Dabei bleiben die Dinge im Eigentum der Einzelpersonen - bis auf das, was verschenkt wird natürlich. Auch dann wechselt aber nur der Eigentümer. Kollektiveigentum gehört nicht zum Prinzip einer Nutzigem, lässt sich jedoch problemlos damit kombinieren.
In den Nutzigems, wie auch in Umsonstläden u.a. zeigt sich die Keimform einer grundlegend anderen Wirtschaft - eben der Umsonstökonomie. Das Oekonux-Projekt befasst sich speziell mit dem Keimformcharakter Freier Software.

Übrigens habe ich gerade im Keimform-Blog einen Hinweis auf einen Artikel gefunden, der über die Auswirkungen von Geld auf menschliches Sozialverhalten berichtet:Geld erzeugt bei Menschen das Gefühl von Unabhängigkeit – sie sind dann weniger bereit, fremde Hilfe anzunehmen oder anderen Unterstützung anzubieten
Quelle: Hilf dir doch selbst!
Dafür genügt die beiläufige Anwesenheit von Geld oder Symbolen bzw. Inhalten, die mit Geld zusammenhängen!! Wenn das kein Grund ist, sich mit voller Kraft für die Umsonstökonomie einzusetzen...

Zum Schluss liste ich noch ein paar gerade eben im Umsonstökonomie-Rausch entdeckte Websites auf:
Zunächst mal unverdient gut leben von Uli Frank, der auch das Thema Kinder in diesem Zusammenhang erörtert, was mir ja auch besonders am Herzen liegt.
Ein guter Einstiegstext von ihm ist Hör auf zu rechnen! (...und zu tauschen!), da bringt er die Geld-/Tauschlogik & ihre Auswirkungen gut auf den Punkt, sowie was nötig ist um das alles anders zu machen.
Hach, ich könnt grad in die Luft springen vor Begeisterung!!! Surft auf diesen Websites, da geht die Reise hin!

Übrigens passt die Neue Arbeit da super mit rein. Das Buch von Frithjof Bergmann hab ich mir zum Super-Sonderpreis am Stand der Sozialistischen Selbsthilfe Köln-Mühlheim (SSM) gekauft. Dort in Köln gibt es auch das Institut für Neue Arbeit e.V. In einer Gesellschaft, die nicht mehr der Geldlogik unterliegt, wird es viel leichter sein, dass sich alle Menschen selbst entfalten bzw. in der Sprache der Neuen Arbeit das tun, was sie wirklich wirklich wollen.

Freitag, 6. Oktober 2006

Die Massen wollen solidarisch wirtschaften!!!

Wie wollen wir wirtschaften?
Der Frühbucherrabatt ist zwar vorbei, doch teuer ist der Spass deswegen beileibe nicht. Wer also mitreden will, wie wir (alle?!) in Zukunft wirtschaften wollen, melde sich schnellstmöglich für den Kongress vom 24.-26. November in der TU Berlin an.

Dienstag, 23. Mai 2006

Update: Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus

Den Kongress Wie wollen wir wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus hatte ich schon Anfang Dezember angekündigt, jetzt war ich wieder auf der Website & dort tut sich einiges. So steht jetzt Zeit & Ort des Kongresses fest:
24. bis 26. November 2006 in Berlin
Einen Newsletter gibt es inzwischen auch, den ich soeben abonniert habe.

Sonntag, 18. Dezember 2005

Bildet Banden! Alternative Genossenschaftstage in Weimar

bildet Banden!
(Dieses Motiv gibt es übrigens als T-Shirt, Kapuzenpulli & Aufnäher bei Hönkeldruck, der Druckwerkstatt auf Burg Lutter!)

Die VeranstalterInnen der Alternativen Genossenschaftstage in Weimar, die innova eG & der Bundesverein zur Förderung des Genossenschaftsgedankens e.V. (BzFdG), wären wahrscheinlich nicht mit diesem linksradikalen Motiv als Einleitung einverstanden. Aber ich frag gar nicht erst :-D

Die Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar gefiel mir als Veranstaltungsort überaus gut, ein toll ausgestattetes & organisiertes Haus. Nur mit dem vegetarischen Essen hatten sie's nicht so...

Diesmal werde ich nicht, wie bei den anderen Tagungen wo ich war, einen umfangreichen Bericht verfassen. Hab gemerkt dass es mir eher darauf ankommt, mitzuteilen was mir persönlich wichtig war & was ich für mich mitgenommen habe.

Das war in diesem Fall zunächst mal, was überhaupt das Wesen einer Genossenschaft ausmacht. Die Geschichtsschreibung der Genossenschaftsbewegung beginnt meist mit den Redlichen Pionieren von Rochdale. Diese formulierten damals Prinzipien, die sich zum Teil noch heute in den Prinzipien des Internationalen Genossenschaftsbundes finden.

Entscheidende Merkmale einer Genossenschaft sind das Identitätsprinzip (die Marktpartner sind zugleich auch Mitglieder & bestimmen über die Geschäftstätigkeit mit) & das Förderprinzip (eine Genossenschaft dient der Förderung ihrer Mitglieder). Paragraph 1 des deutschen Genossenschaftsgesetzes definiert daher Genossenschaften als
"Gesellschaften von nicht geschlossener Mitgliederzahl, welche die Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft ihrer Mitglieder mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes bezwecken."
Auf der Tagung wurden die drei Prinzipien:
  • Selbsthilfe
  • Selbstverwaltung
  • Selbstverantwortung
als Kennzeichen von Genossenschaften genannt. Von Beginn an verstehen sich Genossenschaften als staatsunabhängig - was sie aus anarchistischem Gesichtspunkt interessant macht.
Passend zur Tagung hat mein Lieblings-Wirtschaftsmagazin brand eins übrigens einen regelrechten Werbeartikel für Genossenschaften veröffentlicht: Echte Hilfe.

In Deutschland gibt es nach einer Statistik der DZ Bank ca. 9.000 Genossenschaften, das Genossenschaftsregister umfasst ca. 12.000, wo aber vermutlich viele Karteileichen dabei sind. Bei den deutschen Genossenschaften arbeiten etwa 650.000 Beschäftigte, davon allerdings gut die Hälfte bei Genossenschaftsbanken. Einen erheblichen Teil der restlichen Genossenschaften machen gewerbliche Verbundgruppen wie REWE, EDEKA oder DATEV aus. Das DeNIC ist übrigens auch eine Genossenschaft.
Somit machen Selbsthilfe- u.ä. Genossenschaften, um die es der innova in erster Linie geht, nur einen kleinen Teil aus. Zum Vergleich: In Italien sind in den letzten 20 Jahren so viele Sozialgenossenschaften entstanden wie es in Deutschland insgesamt Genossenschaften gibt!

Ein Punkt zur Haftung von Genossenschaftsmitgliedern war für mich ein Aha-Erlebnis: In der Satzung kann eine unbegrenzte Nachschusspflicht vereinbart werden. Damit lässt sich eine Genossenschaft, die im Regelfall eine Kapitalgesellschaft ohne persönliche Haftung der Mitglieder darstellt, in eine Personengesellschaft von persönlich haftenden GesellschafterInnen verwandeln. Das erwähne ich deshalb, weil dadurch das Ganze einen viel stärkeren wirtschaftlichen Drive bekommt.

Für alle, die mit einer Unternehmensgründung liebäugeln, ist es sicherlich eine wichtige Information, dass GenossenschaftsmitarbeiterInnen sozialversicherungspflichtig sind. Wer also in seiner Genossenschaft mitarbeitet, ist damit sozialversichert, was bei anderen Rechtsformen nicht der Fall ist - da ist mensch entweder UnternehmerIn oder angestellt. Beides zusammen geht nur in Form einer Genossenschaft.

Die anstehenden Änderungen des Genossenschaftsgesetzes sind - samt verschiedener Kommentare - beim BzFdG abrufbar.

Schwerpunktthema der Genossenschaftstage war die Ausbildung von Genossenschafts-PromotorInnen im Rahmen der QuaGeno-Fortbildung der innova eG. Anfangs hatte ich noch gedacht, das könnte auch was für mich sein, im Laufe der Tagung wurde mir jedoch klar, dass das 1. zu speziell für mich ist, 2. nächstes Jahr schon losgeht, wo ich ja noch kreuz & quer durch Europa reisen will & 3. bin ich momentan so revolutionär drauf, dass solche Genossenschaftsprojekte mir zu systemstützend sind. Das hat mir auch einer der innova-Leute bestätigt: natürlich entlasten Sozialgenossenschaften das staatliche Sozialsystem & stützen damit den Kapitalismus. Auf der anderen Seite helfen sich die Menschen in solchen Projekten selbst, es ist also schon emanzipatorisch.
Mir stellt sich nun die Frage, wie organisiere ich emanzipatorische Selbsthilfe, ohne damit die herrschende Ordnung zu stützen?

Der Vortrag von Prof. Hans-H. Münkner vom Marburger Institut für Kooperation in Entwicklungsländern spannte den Bogen erheblich weiter als die anderen Veranstaltungen. Münkner war einer von vier Dozenten, die den Studiengang der Diplom-Kooperationsökonomen an der Universität Marburg von 1964-2002 betreuten. Im Rahmen dieses Studiengangs wurden - finanziert durch Stipendien des Landes Hessen - Menschen aus Trikontländern im Bereich Kooperationsökonomie ausgebildet, ein Bereich, der in herkömmlichen Wirtschaftsstudiengängen nicht vorkommt. Doch gerade in wirtschaftlich schwachen Regionen braucht es solche Formen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Münkner hat übrigens Anfang der 60er vier Monate in einem Kibbuz praktische Erfahrungen gesammelt.
Für den fundierten Einstieg in das Thema Genossenschaften empfahl er das Buch Die Genossenschaft als Unternehmungstyp von Georg Draheim.

Der Vortrag zum Thema Schülergenossenschaften fiel aus, weil die Referentin nicht durch das Schneechaos bis nach Weimar kam, es gibt jedoch eine Website dazu: Geno-at-school.

Weitere Links: Zum Schluss verweise ich alle an solidarischem Wirtschaften Interessierte auf den angekündigten Kongress Wie wollen wir wirtschaften?

Samstag, 3. Dezember 2005

Kongressankündigung: Wie wollen wir wirtschaften?

Bei den Aushängen in der Kommune blieb ich an der Ankündigung für einen Kongress "Wie wollen wir wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus" hängen. Das klingt nach einem absoluten Da muss ich hin! Genau diese Fragen nach einer solidarischen Ökonomie (& zwar in grossem Maßstab!) bewegen mich schon lange.
Übernächstes Wochenende stehen ja schon die Alternativen Genossenschaftstage in Weimar an, das wird auch spannend. Mehr darüber demnächst an dieser Stelle ;-)

Samstag, 19. November 2005

Rudolf-Bahro-Symposium II

Zu Beginn ein persönlicher Einschub: Qualitatives Wachstum braucht erheblich langfristigere Vorfinanzierung als quantitatives Wachstum, weil dafür geforscht werden muss! Siehe dazu auch den Beitrag zu Michael Braungart.

Vom Homo consumens zum Homo integralis


Burkhard Bierhoff beschäftigte sich in seinem Vortrag viel mit den Ersatzbefriedigungen unserer kapitalistischen Gesellschaft. Er hielt dem die Freiwillige Einfachheit entgegen, was Bahro als "kontraktive Lebensweise" bezeichnete. So nach dem Motto "weniger ist manchmal mehr" ;-)
Mir gefällt dieser Ansatz allerdings deshalb nicht, weil er mit den Worten Michael Braungarts öko-effizient ist anstatt öko-effektiv. Das alles sind Negativforderungen, es geht darum "falsches" Verhalten zu minimieren.
Durch Verzicht komme ich nicht zur Fülle!

Im Gefolge Bahros wird hier plumpe "Grenzen des Wachstums"-Propaganda betrieben & ein Malthus-Revival gefeiert. Bierhoff kritisierte das Buch The Ultimate Resource des Ökonomen Julian Lincoln Simon, der darin die Behauptung einer festen Obergrenze der menschlichen Bevölkerung auf der Erde widerlegt. Zwar habe ich das Buch selber nicht gelesen, stimme jedoch mit der Argumentation überein. Schliesslich ist der menschliche Geist in der Lage, immer effektivere Technologien (materieller wie immaterieller Art) zu ersinnen, die die vorhandenen Ressourcen oftmals um Grössenordnungen besser ausnutzen als bisher. Vor Entdeckung der Kernspaltung waren die Uranvorkommen in der Erde nur nutzloses Metall; jetzt sind sie Energieträger. Genauso war es mit dem Erdöl.
Entscheidend ist nicht, dass bestimmte Rohstoffe auf der Erde vorhanden sind, sondern wie intelligent wir diese nutzen.

Welches Wachstum brauchen wir?


Dieter Steiner, emeritierter Professor für Quantitative Geographie & Humanökologie an der ETH Zürich, spricht in Analogie zur Ökologie von einer "seelisch-geistigen Nahrungskette". Beim einzelnen Menschen lehnt er diese an die Maslowsche Bedürfnispyramide an.
In beiden Fällen beschreibt die Nahrungskette, wie ein Lebewesen bzw. ein Bedürfnis in einen grösseren Rahmen eingebunden ist. Die Jäger sind von ihrer Beute abhängig, so wie - laut Maslow - ein höherwertiges Bedürfnis erst auftritt, wenn die grundlegenderen Bedürfnisse befriedigt sind.

Im Bereich des Sozialen baut Steiner eine "Nahrungskette" von
  1. Ökologie
  2. Kultur im engeren Sinn
  3. Gesellschaft im engeren Sinn
  4. Wirtschaft
Sein Modell stellt - wie die Viergliederung - die heute bestehenden Verhältnisse "vom Kopf auf die Füsse". Die Wirtschaft steht in der Nahrungskette ganz unten, sie hat den Menschen zu dienen & nicht umgekehrt.

Steiner machte eine interessante Anmerkung zur Vernunft: dem Wortsinn nach ist Vernunft nämlich das was vernommen wird! Wer vernünftig denkt & handelt, tut das floglich nicht aktiv, sondern indem er die Weisheit des Alls vernimmt.

Er erwähnte dann Wolfgang Harich, einen weiteren DDR-Dissidenten, der den Wachstumszwang in Ost & West kritisierte. Er schrieb ein Buch Kommunismus ohne Wachstum, in dem er einen nicht-wachstumsorientierten Kommunismus als einzige Möglichkeit zum Überleben der Menschheit darstellt.

Die vergessene Seite des Menschen


Hartmut Frank hielt einen Spontanvortrag, weil er für einen verhinderten Referenten eingesprungen war.
Ich gab seinem Vortrag den Titel Die Spaltung in & um uns.
Einleitend beurteilte er die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre als bisher nur Anpassungen patriarchaler Strukturen, in denen wir immer noch stecken.
Er bezog sich stark auf C.G. Jung, der die Spaltung in Ego & Selbst für die Ursache dafür hielt, dass sich nichts grundlegend in unserer Kultur ändert. Frank folgt Jung darin, den Zugang über das Erotische, tiefgründig-Seelenhafte zu suchen.
Was die Menschen heute brauchen, bezeichnet er als Öffnung zur starken Liebe.
Zum Abschluss seines Vortrags sagte er, dass wir versuchen, durch materiellen Konsum ein religiöses Bedürfnis zu sättigen.

Die emotionale Matrix : Bahros Ideen für eine transdisziplinäre Sozialökologie


Maik Hosang stellte in seinem Vortrag die Ideen vor, die er mit zwei weiteren Autoren im Buch Die emotionale Matrix ausführt. In diesem Zusammenhang weise ich gezielt noch einmal auf den oekom Verlag hin, der eine Menge interessanter Bücher veröffentlicht, so auch das von Maik.
Analog zu der Trichotomie Phänotyp - Umwelt - Genotyp (chemobiotische Matrix), die in der Biologie eine biologische Art kennzeichnet, analysiert Maik Hosang Gesellschaftsformen im Spannungsverhältnis Kulturtyp - Umwelt - Emotyp (biokulturelle Matrix). Der Emotyp bzw. die biokulturelle Matrix stellt dabei
die "Tiefenstruktur" einer Gesellschaft dar, das was in der Gesellschaft nicht bewusst reflektiert wird & dennoch oder gerade durch ihre Entwicklung steuert.
Die biokulturelle Matrix wird gebildet von sieben so genannten Existenzialen, die aufeinander aufbauen:
  1. Physis
  2. Sexus
  3. Macht
  4. Liebe
  5. Sprache
  6. Erkenntnis
  7. Sinn
Im Zentrum steht für Maik Hosang dabei die Liebe. Sie stellt auch in der
Abfolge der Existenziale den grössten qualitativen Sprung dar; wer liebt, orientiert sich an den Bedürfnissen bzw. Interessen anderer.

Podiumsgespräch


Aus dem Podiumsgespräch halte ich nur die Erkenntnis des Dutch Research Institute for Transition für erwähnenswert, dass kulturelle Veränderung immer an den Rändern geschieht, nicht im Zentrum einer Kultur!


Ganz zum Schluss zeigte Andreas Peglau noch einen Videomitschnitt einer Diskussionsveranstaltung mit Rudolf Bahro, Hans-Joachim Maaz und Bernd Senf aus dem Jahr 1992. Mein Eindruck von Bahro aus diesen Videoaufnahmen ist der eines freundlichen, sehr belesenen Denkers, der gern viel redet. ^^

Freitag, 18. November 2005

Rudolf-Bahro-Symposium I

Ich bin schon wieder in Berlin, & zwar auch schon wieder zu einer Tagung. Dieses Wochenende findet an der Humboldt-Universität ein Rudolf-Bahro-Symposium statt. Darauf wurde ich im LebensGut Pommritz aufmerksam, das ja auf Initiative von Bahro gegründet wurde & auf seinen Ideen fusst.

Laut Maik Hosang, der den ersten Teil der Veranstaltung moderierte, hat Bahro frühe Ideen von Karl Marx weitergedacht. Dessen Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844 werde ich bei Gelegenheit noch einmal lesen, da steckt nämlich einiges an Weisheit drin.

Das zentrale Stichwort des Symposiums, das auch Bahros Denken bestimmte, lautet Integration.

Übrigens: Der ursprünglich geplante Vortrag von Michael Jäger fiel zwar aus, er hat jedoch in der Wochenzeitung Freitag einen Artikel geschrieben: Reise nach innen.
Ich kommentiere im Folgenden nur die Vorträge, die ich besonders interessant fand.

Drei Stationen in Bahros Leben

  • 1968: Bereits 1967 schrieb Bahro einen Brief an Walter Ulbricht, dem er vorschlug, den ArbeiterInnen legislative Macht zu geben. Als Vorbild diente ihm dafür die Arbeiterselbstverwaltung in Titos Jugoslawien. Natürlich wurde sein Vorschlag nicht in die Tat umgesetzt.
    Als Reaktion auf den Prager Frühling begann er, Die Alternative zu schreiben. Eine erste Fassung des Buches stellte er 1973 fertig & verteilte sieben Exemplare an RegimekritikerInnen.
    Wegen der Arbeit am Buch musste Bahro seine Familie stark vernachlässigen.
  • 1977: Die Alternative erscheint. Das Buch stellt eine Absage an das Fortschritts- & Wachstumsmodell dar, welches in Ost und West vorherrschte. Kaum war das Buch in der BRD erschienen, da wurde Bahro auch schon verhaftet.
    1979 kam er durch eine Amnestie frei & wurde in die BRD abgeschoben. Dort war er einer der Gründer der Grünen Partei.
    1984 richtete er schwere Vorwürfe von "Machtwahn" an die Grüne Parteiführung. 1985 trat er schliesslich aus der Partei wieder aus.
  • 1989: Auf dem Sonderparteitag der SED, welcher zugleich der Gründungsparteitag der PDS war, hielt Bahro eine Rede. Allerdings bekam er darauf wenig Resonanz.
    In der Folge beschäftigte er sich mit der Frage nach den Kräften der Selbszerstörung (unserer Gesellschaft wie auch der Einzelnen).

Neurobiologische Argumente für eine liebevolle Beziehungskultur


Den Vortrag von Gerald Hüther fand ich von allen am spannendsten. Hüther ist Hirnforscher & referierte die aktuellen Erkenntnisse der Hirnforschung. Vom etwa 100 Jahre alten Glauben des Determinismus hat die moderne Forschung kaum noch etwas übrig gelassen. Er führt das Humangenomprojekt (die "Entschlüsselung des menschlichen Genoms") als grösstmögliche Enttäuschung für Deterministen an. Denn der genetische Code ist zwar nun entschlüsselt, wie darin aber die Erbinformationen tatsächlich gespeichert, übertragen & in biologische Substanz umgesetzt werden ist noch weitgehend unverstanden.
Hüthers Erkenntnnis daraus: Der Mensch ist ein hochgradig komplexes System. Da gibt es keine einfachen, festen Programme.
Der neurobiologische Fachbegriff dazu ist Nutzungsabhängige Plastizität.

Was hat das nun mit liebevollen Beziehungen zu tun? Nun, ein Beispiel: deutsche Eltern reden heutzutage durchschnittlich nur noch acht Minuten am Tag mit ihren Kindern!!!!
& wenn das Gehirn so wenige sprachliche Anregungen bekommt, entwickelt es nur rudimentäre Sprachfähigkeiten.

Es geht also darum, dass wir Verantwortung für unser Gehirn übernehmen, wie Hüther es ausdrückt.
Erfahrungen strukturieren das Gehirn, am wichtigsten sind Beziehungserfahrungen!

Als nächstes beschrieb Hüther das Prinzip, nach dem sich unser Gehirn entwickelt: Aus einem Überangebot - sowohl an Zellen wie auch an Synapsen - wird nicht Benutztes mit der Zeit wieder aussortiert. Dieser Vorgang nennt sich 'pruning'.
Die Natur wendet also das Prinzip der Fülle an, & zwar in ganz vielen Bereichen, nicht bloss bei der Gehirnentwicklung.

Aus all dem ergibt sich:
Wir Menschen sind zum allergrössten Teil Kulturwesen, nur noch ganz wenig Naturwesen!

Das Phänomen der Spiegelneuronen erklärt unser Lernen durch Imitation: Beim Beobachten von Verhalten wird das gleiche neuronale Muster aktiviert wie wenn ich mich selber so verhalte. Dies wurde erstmals entdeckt bei Bananen schälenden Schimpansen.

Ungewöhnliche Ereignisse reizen das Limbische System, & das führt zu emotionaler Erregung. In diesem Zustand verankern sich Eindrücke besonders stark. Mir fiel dazu ein, dass beim NLP auch mit Ankern gearbeitet wird.
Die stärksten Reize sind dabei Beziehungserfahrungen.

Für mich ergibt sich daraus ganz speziell die Schlussfolgerung: Aufwachsen & Leben in Gemeinschaft fördert die Gehirnentwicklung! Da kann mensch nämlich sehr vielfältige Beziehungserfahrungen machen.

Nun klärte Gerald Hüther auf, was es mit den immer wieder beobachteten Unterschieden zwischen Männer- & Frauengehirnen auf sich hat: Diese Unterschiede entstehen durch unterschiedliche Sozialisation!
Anders als oft behauptet belegen diese neurologischen Untersuchungen also gerade nicht angeborene Unterschiede zwischen Männern & Frauen!

Übrigens erklärt sich durch solche neurobiologischen Vorgänge auch die Bestätigungstendenz.

Der nächste zentrale Punkt in Hüthers Vortrag war die Angst - die fördert nämlich starre Gehirnstrukturen. Verbreitete Strategien gegen Angst sind Macht & Reichtum/sozialer Status sowie Ablenkung (Fernsehen, Essen, aber auch Hungern). Es gibt natürlich noch viele weitere Strategien, aber alle zielen darauf ab, die Angst zu überspielen.
Nun kommt endlich der Bezug zu Bahro, denn der sagte: Angst ist besiegbar durch Vertrauen. Das lässt sich sogar tomografisch nachweisen!
Kreativität ist nur ohne Angst & Druck möglich. Deshalb kommen Wissenschaftlern & Künstlern die kreativsten Einfälle oft kurz nach dem Aufwachen, wenn das Gehirn noch unbelastet von den Anforderungen des Tages ist.

Als Fazit formulierte Hüther:
Alles was die Beziehungsfähigkeit fördert, ist gut für das Gehirn & für die Gesellschaft!

Gerechtigkeit oder Barbarei


Michael Brie von der Rosa-Luxemburg-Stiftung beschäftigte sich mit Bahros Verständnis von Kommunismus.
Übrigens tauchte der Begriff "Kommunist" das erste Mal auf als Kritik an den Hutterern!

Bahros Kommunismus hatte recht wenig mit dem klassischen Verständnis davon zu tun:
  • Das Mensch-Natur-Verhältnis war ihm wichtiger als das Verhältnis von Mensch zu Mensch. Damit kann allerdings die Ausbeutung der einen Menschen durch die anderen legitimiert werden, wenn es "die Natur" erfordert.
  • Selbstversorgung in kleinen Gemeinschaften (er nannte sie "weltliche Klöster"). Damit knüpfte er an die Vorstellung vom "Urkommunismus" an. Das LebensGut Pommritz ist ein Modellprojekt, das diese Idee in die Praxis umsetzen soll.
  • Errichtung einer absoluten Autorität ("unsichtbare Kirche")
Bahro orientiert sich an Ferdinand Tönnies' Unterscheidung von Gemeinschaft (Unterordnung der Einzelnen) einerseits, Gesellschaft (andere Menschen als Mittel für eigene Interessen nutzen) andererseits.
Bei ihm verbindet sich das auf eigenwillige Art & Weise: JedeR schliesst einen individuellen "Vertrag mit Gott", anders als die Gesellschaft, in der Menschen miteinander Verträge abschliessen. Bahro schwebte eine persönliche & kollektive Reifung zu bewusster frei gewählter Gemeinschaft vor. Dazu gibt es übrigens einen Text der Rosa-Luxemburg-Stiftung: Gleicher als andere. Eine Grundlegung der freien Kooperation.

Rudolf Bahro hatte ein widersprüchliches Verhältnis zur Demokratie. Einerseits hielt er die Tyrannis (unter bestimmten Umständen) für notwendig, andererseits strebte er einen freiheitlichen Kommunismus als Ideal an.

Integration durch Differenzierung


Johannes Heinrichs hatte nach Bahros Tod bis zu dessen Schliessung den Lehrstuhl für Sozialökologie an der Humboldt-Universität inne.
In seinem Vortrag behandelte er das Prinzip der Evolution: Integration duch Differenzierung. Im Fall der biologischen Evolution sind es Zellen, die zunehmend differenzierte Funktionen wahrnehmen & in einem Gesamtorganismus integriert werden. Integration & Differenzierung entwickeln sich in der Evolution in einem dialektischen Verhältnis.
Die Persönlichkeitsentwicklung gliedert Heinrichs in vier Reflexionsstufen des menschlichen Bewusstseins. Aus den Reflexionsbeziehungen der verschiedenen Stufen geht bei ihm das Soziale hervor, das ebenfalls in vier Stufen gegliedert ist:
  1. Werte-/Legitimationssystem: metakommunikatives Handeln
  2. Kulturelles System: kommunikatives Handeln
  3. Pollitisches System: strategisches Handeln
  4. Wirtschaftssystem: sachbezogenes Handeln
In dieser Aufzählung ist die Rangfolge der vier Systeme schon enthalten; an oberster Stelle stehen die Werte, ganz unten befindet sich die Wirtschaft.
Damit adressiert die Heinrichssche Viergliederung die beiden Hauptprobleme der heutigen Politik: einerseits die strukturelle Unsachlichkeit auf Grund des Parteiensystems, andererseits die Dominanz der Wirtschaft in allen Gebieten.

Mir fiel zur Integration durch Differenzierung ein, dass das ja die Methode zur Reduktion von Komplexität ist. Niklas Luhmann lässt grüssen.

Rudolf Bahro lehnte Heinrichs' Ansatz ab, er bezeichnete das Prinzip der Reflexion als "krankmachend". Heinrichs zitierte ihn weiterhin:
Die Struktur der Moderne ist eine prinzipiell ahumane Veranstaltung.
Darin zeigt sich beispielhaft Bahros Ablehung der modernen Gessellschaft, die er als Megamaschine bezeichnet.

Rudolf Bahro – ein Mystiker?


Friedrich Sixel knüpfte hier gleich an & stellte fest, dass in Rudolf Bahro die Natur als das alles Vereinende auftritt. Damit vertritt Bahro eine monistische Auffassung. Darin liegt die Gefahr, mit "Natur" ungerechte Zuschreibungen zu legitimieren. Denn was Natur ist, definieren immer Menschen in einer bestimmten Kultur.
Bahro spricht viel von der inneren Natur & erklärt auch was er darunter versteht: die eigenen Sinne.
Sixel führt nun Goethes Farbenlehre als Illustration für diesen Denkansatz an. Goethe verstand sie als Gegenentwurf zu Newtons mechanistischer Farbenlehre. Bahro teilt Goethes erlebenden Wissenschaftsbegriff, der den Menshcen mit seinem Verstand als Naturwesen begreift. Das unterschlägt allerdings, dass der Verstand sich irren kann, auch wenn er noch so naturgegeben ist. Die Natur kann sich eben auch irren & tut das immer wieder!
Goethe verwendet den wertenden Code wahr/falsch für wissenschaftliche Unterscheidungen.
Newton hingegen setzt auf den wertfreien Code zutreffend/unzutreffend. Damit klammert er den forschenden, experimentelle Ergebnisse wahrnehmenden Menschen aus.

Nun verstieg sich Sixel zu der Behauptung "Beim hypothetisierenden Denken nimmt der Mensch Schaden". Da frage ich mich doch, woher nimmt er dann noch die Legitimation, Wissenschaft zu betreiben. Denn auch Goethe hat ja Hypothesen aufgestellt, um zu seiner Farbenlehre zu kommen.

Bahro geht aus von der "seienden Natur" (ein phänomenologischer Ansatz also).
Dem halte ich entgegen: Wir sehen nur, was wir glauben - Denken geht dem Wahrnehmen voraus!
Ich oute mich also hiermit als radikaler Konstruktivist.

Podiumsdiskussion


Von der Podiumsdiskussion nur wenige Fragmente.
Bahro verstand sich nicht als Aussteiger, er konzentrierte sich aufs radikale Denken.

Gerald Hüther nannte zwei ganz tiefe Grunderfahrungen aus der Kindheit:
  • dass ich über mich selbst hinauswachsen kann
  • dass ich verbunden bin
Daran erinnert mensch sich oft erst in Krisen wieder.

Samstag, 29. Oktober 2005

Tagung "Profit & Spiritualität - Ein Widerspruch!?"

Die Tagung des Calumed e.V. in den Räumen der Berliner Werkstatt der Kulturen zeigte, dass Spiritualität durchaus nicht reaktionär in der Wirkung sein muss. Dieser Eindruck könnte angesichts meiner Beiträge von Burg Lutter entstanden sein. Dem ist jedoch definitiv nicht so.
Ich wohne zur Zeit bei Freunden des ZEGG-Twenprojekts in Berlin. Morgens in der U-Bahn wurde ich von zwei Musikern begrüsst, die coole Sachen spielten:


Die Tagung Profit & Spiritualität behandle ich in Reihe der Vorträge (von denen übrigens 2 von 6 ausfielen) & der anschliessenden Podiumsdiskussion. Dabei erhebe ich keinen Anspruch auf journalistische Qualität; es sind persönlich gefärbte Mitschriften.

Die Dogmen der Globalisierung & ihre Folgen

Peter Schoenhoeffer (Missio-Diözesanreferent Bistum Mainz)

Der Referent ist u.a. tätig bei Kairos Europa, einer kirchennahen Organisation, die sich mit den Folgen der Globalisierung beschäftigt.

Peter Schoenhoeffer begann seinen Vortrag mit einer Reihe von Definitionen von Globalisierung:
  • naive Definition: "Wir leben auf einem immer enger verflochtenen Planeten" (Waren- & Kapitalströme, Verkehr, Datennetze, Umweltveränderungen, Kunst & Literatur)
  • "Kompression von Raum & Zeit"
  • Percy Barnevik (Ex-ABB-Chef): "Ich würde Globalisierung als die Freiheit für meine Gruppe von Unternehmen definieren, zu investieren, wo und wann sie will, zu produzieren, was sie will, zu kaufen und zu verkaufen,wo sie will, und die möglichst geringsten Restriktionen zu unterstützen,die aus Arbeitsgesetzen und sozialen Übereinkünften resultieren" (zit. Im TAGESANZEIGER, 15.1.2001)
Als empirische Quellen, welche Auswirkungen die wirtschaftliche Globalisierung tatsächlich hat, empfiehlt Schoenhoeffer den Atlas der Globalisierung von Le Monde diplomatique sowie den Social Watch Report.
Die wirtschaftliche & soziale Ungleichheit weltweit stellt die Champagnerglas-Kurve bildlich dar:
Distribution of World GDP 1989
Ähnlich sehen die Verteilungen innerhalb der einzelnen Staaten aus, wobei die Schere zwischen Arm & Reich in Russland am weitesten auseinanderklafft. Statistiken zur Armuts- & Reichtumsverteilung bieten auch Learn-Line NRW sowie Joachim Jahnke.

Als nächstes kritisierte der Referent Stiftungen wie das Open Society Institute von George Soros, die Gates-Foundation & Co. als undemokratische Machtfaktoren, die das Dogma der neoliberalen Globalisierung weiter verbreiten. Die Soros-Stiftung ist in dieser Mission vor allem in Osteuropa mit riesigem Kapital unterwegs. Mich wundert, dass er die Bertelsmann-Stiftung gar nicht erwähnt hat, da diese vor allem die deutsche Politik massgeblich beeinflusst. So stützen sich viele Bundesländer bei der Einführung von Studiengebühren auf das Bertelsmann-nahe Centrum für Hochschulentwicklung.

Peter Schoenhoeffer empfiehlt weitere Lektüre: Das Jahrbuch Gerechtigkeit (von kirchlichen Einrichtungen) mit dem treffenden Untertitel "Öffentliche Armut & privater Reichtum", sowie von Michel Chossudovsky: Global brutal.

Zu den Institutionen der Globalisierung nannte er zunächst den Internationalen Währungsfonds (IWF). Dessen Grundlage für Strukturanpassungsprogramme bei Finanzkrisen armer Länder ist der Washington Consensus, ein durch & durch neoliberales Programm. Seit einigen Jahren wird allerdings auch beim IWF auf Partizipation der Menschen vor Ort Wert gelegt.

Die Welthandelsorganisation (WTO) ist die einzige supranationale Institution, die wirksame Sanktionen verhängen kann. Dies sollte im - dank Protesten von GlobalisierungskritikerInnen gescheiterten - Multilateralen Investitionsabkommen (MAI) sogar so weit gehen, dass Konzerne Staaten verklagen können (das erinnert mich fatal an den Konzerngerichtshof des Rollenspiels Shadowrun).
In den Verhandlungsregeln der WTO ist ein fortschreitendes Liberalisierungsprinzip festgeschrieben, d.h. Interessenkonflikten der Verhandlungspartner müssen dergestalt gelöst werden, dass insgesamt Handelsschranken abgebaut & weiter liberalisiert wird. Damit fordert die WTO gleiches Recht für höchst ungleiche Partner. Dazu kommt noch, dass Importbeschränkungen seitens der Industrieländer von dieser Regel faktisch ausgenommen sind. Wie ging das doch in Orwells Farm der Tiere: "Alle Tiere sind gleich. Aber einige Tiere sind gleicher als die anderen."
Das wichtigste Prinzip der Liberalisierung, das schon im 1947 abgeschlossenen GATT-Vertrag festgeschrieben war, ist das Moft Favoured Nation Treatment. Es besagt, dass Akteure aus allen Staaten genauso behandeln werden müssen wie die bisher am meisten bevorzugten (most favoured nations). In der Regel sind das inländische Personen & Unternehmen. Die Folge davon ist, dass Regierungen weitestgehend ihren Einfluss über wirtschaftliche Entscheidungen verlieren.
Im Rahmen des Handels- & Dienstleistungsabkommens GATS, das die Privatisierung von Bildung, Gesundheitsversorgung, Wasser usw. fordert, werden Menschenrechte zu Handelsgütern bzw. Dienstleistungen.

Um mal einen Eindruck davon zu bekommen, wie ungleich die Verhandlungspositionen bei der WTO sind: ca. 20 hochbezahlten ExpertInnen der EU bzw. der USA pro Arbeitsgruppe stehen insgesamt drei VertreterInnen von Bangladesch gegenüber. Selbstredend gibt es deutlich mehr als drei Arbeitsgruppen, so dass Bangladeschs Interessen allein deshalb nicht in allen Bereichen überhaupt vertreten werden können (geschweige denn gewahrt!).

Mit dem letzten Punkt des Vortrags, den Auswirkungen der Globalisierung auf Sozialisation & Psyche der Menschen, schlug Peter Schoenhoeffer endlich den Bogen zur Spiritualität:
20% der Haushalte in D haben überhaupt kein Vermögen sondern sind verschuldet!! Diese Menschen können eindeutig zu den Verlierern der Globalisierung gerechnet werden.
& auch wer ein einigermassen gutes Einkommen hat & über ein gewisses Vermögen als Altersvorsorge verfügt, kann das alles in kurzer Zeit verlieren. Diese (schrumpfende!) Mittelklasse geniesst somit zeitweilig die Vorzüge der Globalisierung, ist jedoch dauernd von sozialem Abstieg bedroht & lebt damit in einer prekären Situation.
Nur die wirklich Reichen & Superreichen profitieren von der konzerngesteuerten Globalisierung. Sie sitzen in Vorständen & Aufsichtsräten, parken ihre Vermögen in Steueroasen in den Alpen, der Karibik oder der Südsee & beeinflussen durch Lobbyarbeit die Politik in ihrem Sinne.

Psychologisch bedeutet das: Wer nur seine Arbeitskraft verkaufen kann, gehört eindeutig zu den Verlierern. Das äussert sich in Druck & einem nervösen Grundgefühl (Schoenhoeffer bezieht sich hier auf Georg Simmel) durch Arbeitsverdichtung & Angst vor Arbeitsplatzverlust. Diese Unsicherheit verhindert einen solidarischen Einsatz für soziale Gerechtigkeit!!
Notwendig ist daher, eines Umfeld aufzubauen, das einen mitträgt - aber nicht hinreichend! Die grösste Gefahr dabei ist spiritueller Narzissmus, wie Schoenhoeffer es nennt. Auf der anderen Seite stehen ausgebrannte politische KämpferInnen, denen es an spiritueller Erdung fehlt. Auch hier findet sich also wieder wie im ZEGG der Aufruf: Verbindet Spiritualität & politisches Engagement miteinander, denn sie brauchen einander!
Als gutes Beispiel nennt er die Initiative Aufbruch - anders besser leben. Auf meiner Reise will ich ja sowieso auch Aufbruch-Gruppen besuchen, es hat sich bisher allerdings noch nicht ergeben.

Als mein eigenes Schlusswort zu diesem Vortrag zitiere ich Pierre-Joseph Proudhon:
Eigentum ist Diebstahl!


Die Banken & die Verpflichtung des Eigentums

Christoph Lützel (GLS Gemeinschaftsbank)

ausgefallen wegen Verpeiltheit des Redners


Zins & neue Armut

Elisabeth Paskuy (Volkswirtin, Attac)

Zu Beginn stellte die Rednerin allgemein fest, dass die Weltökonomie ungerechter ist als alle Nationalstaaten, weil es keine für alle verbindlichen Regeln gibt, sondern nur Verträge, die eingehalten werden können oder auch nicht.

Paskuys Spiritualität speist sich aus dem Satz "Ich leide mit, weil ich mit allen Menschen verbunden bin". Diese Haltung führt zu praktischer Solidarität mit den vom System Benachteiligten.

Als Beispiel für die Wirkung des Zins führt sie den berühmt-berüchtigten Josephspfennig an. Mir ist dabei natürlich gleich Eine Billion Dollar eingefallen, wo Andreas Eschbach aus dem Zinseszinseffekt einen ganzen Roman gemacht hat.

Weil "Entwicklungshilfe"-Kredite meist über einen sehr langen Zeitraum vereinbart werden & ausserdem der Zinssatz bei bis zu 50% liegt (!!), stecken die Länder des Trikont in der Schuldenfalle: um ihre Kredite zurückzahlen zu können, müssen sie Rohstoffe exportieren. Das allein reicht aber bei den stark gesunkenen Weltmarktpreisen meist nicht, & Investitionsgüter für höherwertige Produkte gibt es nur teuer bei den Industrieländern zu kaufen. Dafür müssen sich die Trikontländer dann zusätzlich verschulden. Inzwischen reicht es gerade mal noch für die jährlichen Zinszahlungen, an Tilgung ist gar nicht mehr zu denken.
Dazu zwei Zahlen:
Der Grundbedarf an Nahrung, Gesundheitsversorgung, Wohnung & Bildung im Trikontbeträgt jährlich etwa 80 Mrd. $. Der Schuldendienst (also Zinszahlungen & Tilgung) beläuft sich auf 300 Mrd. $ pro Jahr!
Eine Entschuldung ist unvermeidbar, & damit sie sozial verträglich über die Bühne geht, müsste sie als Insolvenzverfahren ablaufen. Pläne dafür gibt es seit längerem, siehe auch bei der Erklärung von Bern.

Elisabeth Paskuy empfiehlt auch ein Buch zum Thema: Joseph Stiglitz: Die Schatten der Globalisierung. Dem möchte ich noch die Confessions of an Economic Hitman hinzufügen - in dem Buch plaudert einer der Macher der Globalisierung aus dem Nähkästchen. Da ist nichts mit freien Märkten, wir haben es hier mit reiner Machtpolitik zu tun.

Dass Fairer Handel gar nicht teuer sein muss, belegt Paskuy mit zwei Zahlen: unsere Lebenskosten würden um einen einstelligen Prozentbetrag steigen. Bei Kleidung, die in Sweatshops hergestellt wird, liegt der Lohnanteil bei 1,5%; dem stehen Bruttogewinne von bis zu 79% gegenüber!

In einem Exkurs zur Staatsverschuldung legte die Referentin dar, dass insgesamt nur die Reichsten von der Staatsverschuldung profitieren, während die breite Masse draufzahlt. Denn per saldo kann der Staat ja nur tilgen mit Steuereinnahmen. & die holt er sich mehrheitlich bei der arbeitenden Bevölkerung.
Als eine Möglichkeit, die Staatsverschuldung loszuwerden, ist die Initiative Taxos entstanden mit einer pfiffigen Idee: Parallel zum momentan einzigen Zahlungsmittel Euro gibt der Staat Steuergutschriften aus, mit denen er Dienstleistungen von Privaten bezahlt. Dadurch stehen mehr Euro für die Tilgung der Staatsverschuldung zur Verfügung. Elisabeth Paskuy scheint diese Initiative noch nicht zu kennen, ich werde sie noch darauf aufmerksam machen.

Mehr krasse Zahlen gefällig? Die Privatvermögen in Deutschland wachsen pro Tag um 600 Millionen Euro!
Ein Gegenstück dazu ist die Schuldenuhr beim Bund der Steuerzahler...
Im untersten Drittel der Einkommen hat es in Deutschland Lohnsenkungen bis zu 20% gegeben!

Als weitere Lektüre empfiehlt Elisabeth Paskuy die Bücher von George Soros. Der ist selber durch Finanzspekulationen zu einem der reichsten Menschen des Planeten geworden & schreibt nun Bücher, warum der globalisierte Kapitalismus so böse ist. Jedenfalls weiss er wovon er schreibt.

Die Finanzinstitute haben sich nun ein weiteres Mittel ausgedacht, das kleine & mittlere Unternehmen schwächt & die Grosskonzerne bevorzugt: das Basel II-Rating. Unternehmen, die sich diesem teuren (7500 EUR pro Tag) Herumschnüffeln im Unternehmen durch eine der grossen Ratingagenturen sparen, werden es in Zukunft wesentlich schwerer haben, an Bankkredite zu kommen.
Schätzungsweise 30% der Insolvenzen in Deutschland gehen aufs Konto der Banken. Denn pleite ist ein Unternehmen, wenn es nicht mehr zahlen kann - & zahlen kann es dann nicht mehr, wenn die Bank keinen weiteren Kredit mehr gewährt oder sogar Rückzahlungen einfordert, die das Unternehmen aus Barmitteln nicht leisten kann. Wann die Bank das tut, hat oft wenig mit den wirtschaftlichen Kennzahlen der Unternehmens zu tun, sondern ist (Macht-) Politik.

Nun aber wieder zurück zum Thema des Vortrags, dem Zins.

Die grösste Subvention im Steuersystem ist die, dass Zinsen als Kosten verbucht werden!

Da gibt es ja diese Masche, dass ein Konzern eine Briefkastenfirma auf den Seychellen oder in einer beliebigen anderen Steueroase gründet, diese Firma kauft ein Gebäude & vermietet es dann an den Konzern. In der Konzernbilanz taucht das als Kosten auf & wirkt deshalb steuermindernd.

Dem möchte ich noch hinzufügen, dass der Hauptgrund für soziale Ungerechtigkeit ist, dass Löhne & Gehälter als Kosten verbucht werden. Insgesamt gilt: Wir bilanzieren falsch!

Die Verflechtung der Unternehmen in Deutschland ist so stark, dass sich der Verflechtungsgrad mathematisch gar nicht mehr ausrechnen lässt (mathematischer Grund: weil die Matrizen nicht genügend Freiheitsgrade aufweisen)!


Der homo oeconomicus - eine anthropologische Sackgasse?

Dr. phil. B. Strohschein (Calumed e.V.)

Angesichts von Katastrophen aller Art fragen sich Menschen: Warum sind wir auf der Welt? Daraus entstehen Welt- & Menschenbilder, & um die ging es im Vortrag von Frau Strohschein.

Ihre erste & zentrale Aussage: Menschenbilder sind handlungsleitend & welt-bildend.

Die Geschichte des Begriffs homo oeconomicus beleuchtete sie in sieben Thesen:
  1. Ein Begriff, der das kapitalistische System anthropologisch legitimiert (Thomas Hobbes: Nutzenmaximierung (Utilitarismus))
  2. Begriffe entstehen aus dem Zeitgeist, & sie prägen Geschichte. Der Begriff Ökonomie taucht zuerst im 16. Jahrhundert auf als Kunst des Haushaltens (vgl. griechisch oikos). In dieser Zeit wandelt sich das Denken der Menschen vom gott- bzw. allgemein autoritäts-bestimmten Schicksal zum rationalen Handeln.
    homo oeconomicus - das Menschenbild für Kapitalisten (setzt Macht voraus, eigenmächtig handeln zu können)
  3. Das Kapital schafft den homo oeconomicus, der homo oeconomicus schafft das Kapital.
    Zwar hat eine Studie von Armin Falk am Institut für Empirische Wirtschaftsforschung der ETH Zürich ergeben, dass sich im Laborexperiment die Menschen als homo reciprocans verhalten & nicht ihren Nutzen zu maximieren versuchen. Strohschein misstraut jedoch der Laborumgebung & geht davon aus, dass in "freier Wildbahn" das Resultat anders ausgefallen wäre.
    Ihre These: Wer über (viel) Kapital/Macht verfügt, verhält sich tatsächlich als homo oeconomicus, die soziale Anerkennung (als psychische Rückkopplung) wird unwichtig.
  4. Der Mensch ist mehr als nur das Eine. homo sapiens, homo oeconomicus, homo ludens (Schiller) usw. beschreiben jeweils nur einen Ausschnitt des MenschSeins.
  5. Umbruchszeiten sind Zeiten der Herausforderung für Neudefinitionen. (siehe Goldseiten-Buch Umbruch)
  6. Der Mensch sucht jeher nach einer Wertschätzung seiner selbst. Wenn Menschen sich selbst nicht gefühlsmässig bejahen (=lieben), dann zerstören sie sich selbst.
    Der Selbstwert des homo oeconomicus basiert auf Bereicherung (im Rahmen der Gesetze). Kein Gegenüber/keine Grenze schränkt ihn in seinem Handeln ein (wiederum bis auf die Staatsgewalt), ausser in Revolutionszeiten die empörten Massen.
    Dieser Selbstwert ist prekär: Macht & Reichtum sind verlierbar.
  7. Selbstwert durch Transzendenz: Geborgenheit jenseits von Besitz & Macht. Beispiel Benedikt von Nursia. Oder auch Buddha & Co.

Spirituell wirtschaften? Ein Erfahrungsbericht

Hans Jecklin (Unternehmer, Schweiz)

Der Schweizer Unternehmer Hans Jecklin hat 40 Jahre lang das Musikhaus Jecklin in Zürich geführt, ist Mitbegründer des Netzwerks für sozial verantwortliche Wirtschaft, arbeitet als freier Mitarbeiter am Lassalle-Institut & hat mit Martina Köhler zusammen das Forum für Integrale Wirtschaft ins Leben gerufen.

Seinen Vortrag leitet er mit dem bekannten Zitat von Albert Einstein ein: "Die Probleme, die es in der Welt gibt, können nicht mit den gleichen Denkweisen gelöst werden, die sie erzeugt haben." (übrigens sagte Einstein diesen Satz 1929 anlässlich der Wirtschaftskrise!)

*staun*: Ein Unternehmer spricht über seine tiefe Liebe zu allem was ist!
Diese tiefe Liebe ist die erste Voraussetzung, um mit dem jetzigen Zustand der Erde umgehen zu können.
Niemand ist böse, sondern wir haben es immer zu tun mit Menschen mit beschränkter Erkenntnis.
Als Beispiel nennt Hans Jecklin Israel/Palästina: Die Menschen dort sind blind geworden aus Verletzung & Angst.
Diese Dinge sind lösbar, bloss erkennen die Betroffenen das vor lauter Angst & Verletzung nicht.

Jecklin wertet Versorgung mit materiellen Gütern, Bildung, Gesundheit usw. nicht unterschiedlich; alles sind wichtige Dienste, die die Starken den Schwachen schuldig sind.
Was er dann sagte, hat mich umgehauen:
Die Existenzberechtigung eines Unternehmens ist der Dienst, den es der Gesellschaft leistet.

Die Grundlage des Wirtschaftens nennt er "Hausfrauenlogik", also dass langfristig nicht mehr ausgegeben werden kann als eingenommen wird.
Die Sinngebung ist entscheidend für ein Unternehmen. An dieser Stelle kam mir sofort das Business Reframing von Wolfgang Berger in den Sinn.

Hans Jecklins (Erfolgs-) Prinzip im Unternehmen ist Sog statt Druck.

Am Ende seines Lebens möchte Hans Jecklin zufrieden zurückblicken können & möglichst wenig bereuen. Daraus ergibt sich für ihn die Folgerung, das auch allen anderen, insbesondere den Mitarbeitern zugestehen.
Das eigenen Leben sinnvoll empfinden erzeugt Enthusiasmus (etymologisch "Gottesbegeisterung"). Das Handeln des Unternehmens wird deshalb immer wieder auf Sinnhaftigkeit hinterfragt. Einmal hat er sogar eine Visionsfindung mit allen 180 MitarbeiterInnen zusammen veranstaltet!!!!!

Kreativität liegt in der Spannung zwischen dem inneren Bild & dem Ist-Zustand.

Sehr begeistert hat ihn die Kreisform (bei chinesischem Tao-Lehrer im Kreis gesessen). Dazu passt wunderbar der Circle Way des von manchen als Plastikschamane titulierten Manitonquat.
Zitat eines Mitarbeiters zur Kreisform: "Ja das ist ja super, dann sitzt ja nicht mehr du im Zentrum sondern die Sache!"
Organigramme werden im Unternehmen seither nicht mehr mit Kästchen, sondern mit Kreisen gezeichnet: Abteilungsleiter als "Coaches" ihrer Abteilungen, die wiederum Teil eines Kreises der Abteilungsleiter sind.
Dreieck von unten: persönliche Integrität - Beziehungen - Ziele.

Antrieb des Unternehmens ist nicht Angst, sondern Freude.

Hans Jecklin hat die Paradigmenumkehr von der Knappheit zur Fülle vollzogen!!!

Er empfahl uns schliesslich noch das Buch von Michael Braungart: Einfach intelligent produzieren.
Eine Idee daraus ist: Warum kaufen wir Autos? Warum kaufen wir nicht 100.000 km Fahrt inklusive des dazu benötigten Treibstoffs? Dann würden die Autohersteller selber den Treibstoffverbrauch senken!


"Tue Gutes & verdiene daran"

Alexis Passadakis (Attac)

ausgefallen wegen Krankheit des Redners


Podiumsdiskussion


Frage nach Integrität: Es geht heute in unseren Breiten nicht mehr ums Überleben (vgl. Götz Werner: Selbstversorgermentalität).
Aber: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
In Urgesellschaften waren gemeinschaftliche Regeln überlebenswichtig, d.h. die Moral war notwendig, um genug zu fressen zu bekommen!
Die Unfähigkeit zu Integrität hängt mit Unfähigkeit zu Empathie zusammen.

Eine Führungskraft, die nicht in der Lage ist, den Mitarbeitern die Angst zu nehmen, ist nicht in der Lage zu führen.

Elisabeth Paskuy ist Anhängerin der Sozialen Marktwirtschaft, die sie als Marktwirtschaft mit minimalem Kapitalismus versteht.

Journalismus hat - wie das Kapital - kein Gegenüber, keine Kontrollinstanz!

Profit - verstanden als Ausbeutung anderer - widerspricht der Spiritualität. Gemeinsam Gewinn erwirtschaften geht jedoch wunderbar mit ihr zusammen.
Beispiel für gemeinsames Gewinn erwirtschaften: Mikrokredite.

Meine Frage: Inwieweit steht die herrschende Ordnung einer globalen sozialen Gerechtigkeit im Wege? wurde nicht beantwortet. War den RednerInnen wohl zu heiss.
Worum es mir dabei geht: Kann ein globaler Wandel "sanft" gelingen, durch evolutionäre Veränderung an vielen Stellen?
Oder ist doch wieder mal eine Revolution vonnöten, diesmal gewaltfrei & dennoch machtvoll, als solidarischer Zusammenschluss vieler Menschen?
Wie wird die geballte politische, Militär- & Wirtschaftsmacht reagieren, wenn ihre Regeln in grossem Stil in Frage gestellt werden?


Die Klavierimprovisationen von Ralf Kleveman nähren während der ganzen Tagung als Ergänzung zu so viel geistiger Nahrung die Seele.

Kontakt

Jabber: iromeister@deshalbfrei.org
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Guten Tag FremdeR! Du bist hier beim Blog eines (Forschungs-) Reisenden zu Gemeinschaften & Kommunen gelandet. Unterwegs bin ich seit Ende Juli 2005, seit ca. Sommer 2006 inzwischen wieder sesshaft. Mehr über mich & mein Projekt erfährst Du im Startschuss-Beitrag. Darin erkläre ich auch, wie Du diesen Blog "bedienst"!
Im Beitrag Eine neue Kultur fasse ich meinen bisherigen Lebens-Schwerpunkt zusammen - darum geht es mir, nicht nur in diesem Blog.

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