Iromeisters Abenteuerreise (Von einem der auszog, Vertrauen zu üben) : Rubrik:Gemeinschaften in D
http://iromeister.twoday.net/
Von einem der auszog, Vertrauen zu üben
iromeister
iromeister
2011-12-05T19:15:34Z
en
hourly
1
2000-01-01T00:00:00Z
Iromeisters Abenteuerreise
http://static.twoday.net/iromeister/images/icon.jpg
http://iromeister.twoday.net/
-
Rückblick auf den Sommerurlaub
http://iromeister.twoday.net/stories/4188420/
Ich habe heute über Mittag sturmfreie Bude & nutze die Zeit um endlich mal wieder zu bloggen. Ihr wisst noch gar nicht wie ich (bzw. wir) den Sommerurlaub verbracht haben, obwohl wir schon lääängst wieder zurück in Leipzig sind & der Flyer für <a href="http://www.pc-ab-50.de/">PC ab 50</a> gerade gedruckt wird.<br />
Also: Knapp 2 Wochen waren wir in der <a href="http://coforum.de/?4064">Kommune Feuerland</a> in der Uckermark zu Besuch & haben uns dort sehr wohl gefühlt. Angenehm fanden wir besonders, dass die FeuerländerInnen persönliche Eigenheiten sowohl untereinander als auch von Gästen wie uns annehmen können, ohne dass gleich ein persönlicher Konflikt draus wird. Die Kommunikationskultur der Kommune habe ich als hoch entwickelt erlebt, vor allem wohl durch die langjährige Erfahrung mit Radikaler Therapie (siehe <a href="http://www.htu.tugraz.at/mrt/rt-text.pdf">Artikel der FeuerländerInnen im KommuneBuch</a>).<br />
Was die gemeinsame Ökonomie der Kommune angeht, die nun schon seit 13 Jahren besteht, haben die Menschen dort bestimmt schon etliche Hürden bewältigt - beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf...<br />
Im Moment geht es der Kommune finanziell gut, & überhaupt - ein Grundsatz in Feuerland lautet, dass es am Geld nicht scheitern wird sondern wenn, dann an den menschlichen Beziehungen. Letzten Endes ist das immer so, bloss wird das Geld gern vorgeschoben um von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken. Also noch ein Grund warum mir Feuerland so gefällt.<br />
<br />
Es sind übrigens gerade zwei Erwachsene mit insgesamt drei kleinen Kindern dort eingezogen, so dass die FeuerländerInnen in der nächsten Zeit wohl vorrangig damit beschäftigt sein werden, sich neu zu ordnen.<br />
<br />
Die Landschaft oben im nordöstlichsten Zipfel Brandenburgs ist mir als Wessi nicht vertraut, ich fühle mich dennoch wohl dort. Manchmal vermisse ich zwar die hügelige Landschaft der Vogelsberg-Ausläufer, in der ich aufgewachsen bin, aber hey - das Leben geht weiter & wandelt sich!<br />
<br />
<br />
Als nächste Station sind wir nach Pulow gefahren, um dort Bekannte aus dem Umfeld der <a href="http://www.bvnl.de/mediathek/?cid=3">Familienschule</a> zu besuchen & zum Sommerfest in <a href="http://www.kleinjasedow-familie.de/">Klein Jasedow</a> zu fahren.<br />
Zum freitäglichen Pizza-Essen im Dorf kamen wir fast zu spät, so dass jeder nur noch ein kleines Stück bekam.<br />
Wie auch schon in Feuerland hatten wir es nicht weit bis zum See & genossen die Zeit, pflegten unsere Kontakte & knüpften neue.<br />
Am vorletzten Tag sind wir sogar noch nach Usedom zum Baden gefahren.<br />
<br />
Der Lassaner Winkel ist eine ausgesprochen schöne Gegend, wer dort einfach Urlaub machen will findet Angebote bei der <a href="http://www.ackerbuergerei.de/">Ackerbürgerei Lassan</a>.<br />
<br />
Zum Schluss noch ein Hinweis: Falls jetzt hier der Eindruck aufgekommen sein sollte, dass mensch in einer Gemeinschaft ganz normal den Urlaub verbringen kann - das ist die grosse Ausnahme. Die Gemeinschaften sind da sehr unterschiedlich offen für, in den allermeisten Fällen wird erwartet dass BesucherInnen mitarbeiten. Für die Kosten, die wir in Feuerland & in Pulow verursacht haben, haben wir einen entsprechenden Betrag bezahlt.<br />
So eine Gemeinschaft ist eben ein recht intimer Lebenszusammenhang, in den Gäste nur bedingt reinpassen. Eine behutsame Annäherung ist für beide Seiten am sinnvollsten.
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2007 iromeister
2007-08-22T10:43:00Z
-
Nicht MITmachen - SELBERmachen!
http://iromeister.twoday.net/stories/2843239/
Bei der Konferenz "Aufschwung für den Lassaner Winkel" der <a href="http://www.eaha.org/">Europäischen Akademie der Heilenden Künste</a> hatte ich im Gespräch mit einer Frau aus der <a href="http://www.kleinjasedow-familie.de/">Klein Jasedow-Familie</a> ein echtes Schlüsselerlebnis. Sie sprach davon, dass oft Leute bei ihnen anfragen, ob sie in Klein Jasedow <em>mitmachen</em> können. Auf solche Anfragen antwortet sie, dass die Leute gerne in den Lassaner Winkel oder auch direkt ins Dorf ziehen können, aber dort dann <em>selber</em> ihr eigenes Ding machen. Nur auf dieser Basis ist dann eine Zusammenarbeit & eventuell ein engeres Zusammenleben möglich. Eine Gemeinschaft, die nur auf Mitmachern/Mitläufern aufbaut, kann nicht nachhaltig sein. Wenn nämlich die "Macher" in einer solchen Gemeinschaft aus welchen Gründen auch immer ausfallen, dann fällt die ganze Gemeinschaft auseinander.<br />
<br />
Dazu passt wunderbar <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Frithjof_Bergmann">Frithjof Bergmann</a> mit seinem <a href="http://www.neuearbeit-neuekultur.de/entdecken.html">Wirklich, wirklich wollen</a>. Seine Beiträge zur Konferenz haben mir persönlich nicht viel Neues gebracht, da ich ihn schon in der <a href="http://www.akademie-heiligenfeld.de/">Akademie Heiligenfeld</a> erlebt hatte & seither <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/2079328/">schwer begeistert bin</a>.<br />
<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Heide_G%C3%B6ttner-Abendroth">Heide Göttner-Abendroth</a> hingegen (die ich auch schon vor einigen Jahren im ZEGG erlebt hatte) lenkte meine Aufmerksamkeit auf die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Haus-_und_Familienarbeit">Reproduktionsarbeit</a>, die sie viel schöner <b>lebensfördernde Arbeit</b> nennt. Diese Arbeit, die die Grundlage des menschlichen Lebens überhaupt erst schafft, wird von unserer patriarchal-kapitalistischen Kultur fast komplett ignoriert. Dabei ginge ohne diese Arbeit gar nichts mehr.<br />
Die lebensfördernde Arbeit folgt der <a href="http://www.kurskontakte.de/article/show/article_40d7e996b48ad.html">Logik des Schenkens</a>, sowohl im Rahmen einer matriarchalen Kultur, in der sie im Mittelpunkt steht, als auch in unserer patriarchalen Kultur. Hier wird in erster Linie von Frauen erwartet, dass sie ihre Arbeit am Leben dem System ohne Gegenleistung schenken, ohne dass diese Arbeit auch nur ansatzweise gewürdigt wird.<br />
Das scheint mir übrigens auch bei der Neuen Arbeit so zu sein - von Arbeiten wie Wäsche waschen, Kinder grossziehen usw. habe ich in diesem Zusammenhang bisher noch nicht gehört. Zugegeben, das Buch habe ich noch nicht gelesen.<br />
<br />
Während der Konferenz habe ich mich ganz unwillkürlich selber gefragt, <b>was ist es eigentlich, das <em>ich</em> wirklich wirklich will,</b> & heraus kam etwas für mich sehr Überraschendes:<br />
<em>Ich will in einem sozialen Zusammenhang leben, in dem ich nicht mehr geistige Höhenflüge veranstalten & grosse Visionen verfolgen muss, sondern durch lebensfördernde Arbeit voll befriedigt werde. Ein sozialer Zusammenhang (eine Gemeinschaft, aber dafür braucht es auch entsprechende umfassendere gesellschaftliche Strukturen bzw. Übereinkünfte), in dem ich mich nicht mehr um jeden Preis "selbst verwirklichen" muss, damit mich die anderen anerkennen.</em><br />
So etwas fällt natürlich nicht vom Himmel, deshalb ist politischer Einsatz für solche soziale Zusammenhänge etwas, das ich wirklich wirklich will.<br />
Es geht mir dabei auch um die althergebrachten patriarchalen Geschlechterrollen. Schon seit einigen Jahren trage ich den Gedanken mit mir herum, dass ich gern den Haushalt schmeissen will um damit meiner Frau zu ermöglichen, ihrer Vision nachzugehen.<br />
Damit gebe ich mich selbst nicht auf, wenn es auch vielleicht für manche so erscheint. Ich willl nicht mehr kämpfen, will nicht mehr mich durchsetzen müssen - wofür auch? Wir leben in einer neuen Zeit, da stehen ganz andere Werte im Vordergrund. Es geht ums sich verbinden miteinander. Zurückstecken, sich aufgeben, klein beigeben - das sind Begriffe der alten Kultur, des alten Wertesystems. Es sind, um es deutlich zu sagen, Begriffe aus dem Krieg. Begriffe, die nur Sieger kennen, wenn andere verlieren.<br />
Davon verabschiede ich mich hin zu einer Logik der Kooperation.<br />
Würde ich kämpferisch meine ganz persönliche Vision verfolgen ohne dabei auf mein Umfeld zu achten, dann verletzte ich die Werte, die hinter meiner Vision stehen (ich spreche hier von der <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/2058383/">Turnschuhfirma</a>). Schuhe unter fairen Bedingungen herzustellen ist nur ein Baustein der heraufdämmernden kooperativen Kultur, für die ich mich einsetze. Deshalb müssen die Mittel mit dem Zweck übereinstimmen, wie schon <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Mahatma_Gandhi">Gandhi</a> erkannt hatte. Ich übe die geistige Haltung der <a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Deep_democracy">Tiefen Demokratie</a>.
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2006 iromeister
2006-10-22T20:39:00Z
-
Gemeinschaft - mir persönlich Notwendiges sowie Wünschenswertes
http://iromeister.twoday.net/stories/2330749/
Angeregt durch <a href="http://www.versoehnungstattkrieg.ch/">Markus Rüegg</a> habe ich heute eine Liste meiner persönlicher Anforderungen an eine Gemeinschaft, in der ich dauerhaft leben würde, aufgeschrieben. Hier ist sie:
<ol>
<li><b>Vertrauen:</b> Menschen können nur dann gut gemeinsam leben, wenn sie einander vertrauen. Dieses Vertrauen wächst mit der Zeit; allerdings nur wenn die Menschen einander vertrauen <em>wollen.</em> <br />
In einem Vertrauensfeld ist unheimlich viel möglich - abstrakte Prinzipien wie Anarchismus, Konsens, Hierarchiefreiheit o.ä. müssen nicht starr eingehalten werden, die Menschen gehen flexibel mit der jeweils aktuellen Situation um.<br />
"Die Gedanken der Mitarbeiter sind die stärkste Realität im Unternehmen", schreibt <a href="http://www.business-reframing.de/">Wolfgang Berger</a>. Das gilt ebenso in Gemeinschaften.
<ol>
<li><b>Die Gemeinschaft ist für die Menschen da & nicht umgekehrt.</b> Weil das so ist, weil jedeR Einzelne zählt, geht es oft langsamer voran als wenn alle an einem Strang ziehen. Doch wenn jemand <em><a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1477343/">gezwungen</a></em> wird am selben Strang zu ziehen (was auf sehr subtile Weise geschehen kann), entstehen Missstimmungen & untergründige Gegenströmungen, die eine Gemeinschaft auseinanderreissen können. <br />
Das Konsensprinzip in seiner tiefen, nicht bloss formalen Bedeutung ermöglicht langfristig tragfähige Gemeinschaft zwischen Menschen. Am treffendsten formuliert es <a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Arnold_Mindell">Arnold Mindell</a> in seinem Buch <a href="http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial:Booksources&isbn=3928632299">Der Weg durch den Sturm</a>: <br />
<cite>Die Haltung der tiefen Demokratie, welche unerschütterlich an die Wichtigkeit aller Teile eines Ganzen glaubt, an die Bedeutung aller unserer Persönlichkeitsteile und aller verschiedenen Sichtweisen in der Welt um uns herum.</cite> <br />
Noch anders formuliert halte ich es für essenziell wichtig, die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Schatten_%28Archetyp%29">Schatten</a> aller Art anzuerkennen, denn sie alle haben uns Wichtiges mitzuteilen.</li>
<li><b>Die Menschen in der Gemeinschaft nehmen sich selbst nicht allzu ernst & wichtig.</b> <br />
Ich bin einer von gut sechs Milliarden Menschen & darüber hinaus eingebettet in ein Ganzes, das zunächst einmal diese Erde ist & auch darüber weit hinausreicht. Ein Blick in den nächtlichen Sternenhimmel rückt mir immer wieder die Perspektive zurecht, welche Rolle ich in diesem Spiel namens Leben eigentlich spiele: Ich bin auf diesen Planeten gekommen um das Leben zu erfahren. Gut & Böse, Falsch & Richtig, Wichtig & Unwichtig verblassen vor diesem Hintergrund. Zugleich fällt so manche Last des Mich-ach-so-wichtig-Nehmens von mir ab.</li>
<li>Damit das Vertrauen untereinander wächst, <b>gehen die Menschen in der Gemeinschaft ehrlich & offen miteinander um.</b> Wenn dies in der Hitze des Gefechts nicht gelingt, sind sie bereit, im Nachhinein auf die Situation zu schauen. Gemeinschaft kann auf Dauer nur bestehen, wenn die einzelnen Menschen bereit sind, sich mit ihren Ängsten, mit Wut, Trauer, Schuld & anderen "negativen" Gefühlen zu konfrontieren. Damit niemand dabei in ein schwarzes Loch fällt, ist ein <b>grundlegendes Wohlwollen</b> gegenüber allen Menschen in der Gemeinschaft erforderlich: Niemand will mir hier etwas Böses. Ob ich mich von jemandem verletzen lasse oder nicht, ist letzten Endes immer meine Sache.</li>
<li><b>Liebe & Sexualität / <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Polyamorie">Polyamorie</a>:</b> Liebesbeziehungen zu anderen Menschen (wobei mir das Wort "Beziehung" nicht gefällt, in Ermangelung eines besseren verwende ich es dennoch) spielen wohl eine zentrale Rolle im Leben eines jeden Menschen. Ich schreibe das bewusst so allgemein, weil ich über das <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Heteronormativit%C3%A4t">heteronorme Geschlechterbild</a> unserer <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Patriarchat_%28Soziologie%29">patriarchalen</a> Gesellschaft hinaus will. In der bürgerlichen Gesellschaft werden diese Themen als Privatangelegenheit betrachtet; man spricht nicht darüber. Das funktioniert schon in der typischen <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinfamilie">kleinfamiliären</a> Struktur nicht, die ich als viel zu eng erlebe. Aus emotionaler Verstrickung heraus verschärfen sich Konflikte unnötig, bleiben Bedürfnisse unbefriedigt, wachsen Scham- & Schuldgefühle. Das alles ist nicht gesund; das wusste schon Freud. <br />
In Gemeinschaft ist es einerseits kaum möglich, Beziehungsprobleme zu verstecken & als privat zu deklarieren. Wer das tut, sorgt damit für weiter gehende Unstimmigkeiten in der Gemeinschaft. Andererseits ist eine grössere Gemeinschaft von Menschen, die einander wohlgesonnen & vertraut sind, ein guter Rahmen um sich Verletzungen in der Liebesbeziehung anzuschauen. Dies kann in einer grösseren Runde geschehen oder auch im Zwiegespräch mit einzelnen FreundInnen aus der Gemeinschaft. <br />
So richtig heiss wird es, wenn jemand sich zu mehreren Menschen (am besten noch aus der Gemeinschaft) hingezogen fühlt. <b>Polyamorie</b> ist hier das Stichwort. Ich empfehle als Richtschnur den wirklich von Herzen geschriebenen Text <a href="http://www.polyamory.ch/content.php?page=pfd">poly for dummies</a>. Wenn diese Gefühle, diese Zuneigung sein darf, unabhängig davon was zwischen den Menschen dann passiert, entstehen keine neuen Schuldgefühle & Verletzungen, die mit dem Begriff "Fremdgehen" automatisch verbunden sind. <br />
Ebenso wichtig ist mir die Offenheit gegenüber sexuellen Vorlieben. Ich möchte das Gefühl haben, nicht gleich verurteilt zu werden, wenn ich jenseits von <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Bl%C3%BCmchensex">Blümchensex</a> Lust erlebe & dies den anderen mitteile. Erst dann <em>werde</em> ich diese Vorlieben nämlich mitteilen, erst dann ist ein offenes Gespräch darüber möglich. & in diesem offenen Austausch kann dann wieder ganz viel Vertrauen wachsen. Die Sexualität ist - neben dem Geld (siehe Punkt 3) - der Bereich, in dem das Patriarchat besonders viel Angst & Misstrauen gesät hat.</li>
<li>Spirituelle Praxis: Vertrauen rührt daraus, dass mensch verankert ist im Ganzen. Mir persönlich ist es nicht wichtig, einen bestimmten spirituellen Weg regelmässig im rituellen Rahmen zu üben. Mir ist der gemeinsame Alltag mit anderen Menschen das beste Übungsfeld. Es sollte jedeR in der Gemeinschaft den Raum finden, ihren/seinen spirituellen Weg zu gehen.</li>
</ol></li>
<li><b>Alle Generationen leben zusammen.</b> <br />
"Kinder sind unsere Zukuft" heisst es oft. Das bedeutet, so wie wir unsere Kinder behandeln, so entwickelt sich unsere Zukunft. <br />
Wie gehen die Erwachsenen mit Kindern um? Das ist die Gretchenfrage jeder Gesellschaft. <br />
Eng verwandt damit: Wie behandelt eine Gesellschaft ihre alten Menschen? Bei uns in Deutschland werden Kinder gegängelt, in Schulen gezwungen (notfalls mit Polizeigewalt), die alten Menschen werden aufs Abstellgleis geschoben, sie werden ja nicht mehr gebraucht. <br />
Wenn Menschen eine Gemeinschaft gründen, um anders zu leben als der gesellschaftliche Standard, dann gehört für mich unbedingt dazu, dass sich alle Generationen gegenseitig respektieren. <br />
<b>Kinder sind freie Wesen, die wir Erwachsenen in ihrer Entwicklung unterstützen.<br />
Alte Menschen haben aus der Erfahrung ihres langen Lebens viel zu teilen, was immer es sein mag.</b> <br />
Alle Menschen, ob jung oder alt, arm oder reich, gesund oder krank, können dem Ganzen etwas geben, & sie wollen das auch. Niemand ist überflüssig in dieser Welt, & stören tut nun schon gar niemand.
<ol>
<li><a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1770919/">Ich erlebe Kinder als spirituelle Lehrer</a>, die noch ganz nah an der Quelle unserer Kraft leben, sich dieser magischen Welt noch nicht verschlossen haben. Ich wünsche mir, dass die Erwachsenen in der Gemeinschaft sich darauf einlassen & gemeinsam mit den Kindern wachsen. Das erlebe ich als <em>den</em> Turbo für meine spirituelle Entwicklung.</li>
<li><b>Alternativen zur Regelschule:</b> im staatlichen Schulsystem können Kinder nicht <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1489418/">frei aufwachsen</a>. Ausserdem ist Gemeinschaft der ideale Rahmen dafür. Es sollte also entweder eine <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1483153/">Freie Schule</a> o.ä. in der Nähe vorhanden sein, oder die Gemeinschaft baut sie selber mit auf.</li>
</ol></li>
<li><b><a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Kommune_%28Lebensgemeinschaft%29#Gemeinsame_.C3.96konomie">Gemeinsame Ökonomie</a>.</b> <br />
Gemeinsames Wirtschaften setzt starke Synergieeffekte frei & fördert gemeinschaftliches Denken. Allerdings ist in der Anfangsphase mit vielen inneren & äusseren Konflikten zu rechnen, da wir alle in einer Privateigentums-Gesellschaft sozialisiert wurden. Genau diese Auseinandersetzungen sind für mich ein wesentlicher Beitrag, den Gemeinschaften für eine andere, solidarische Welt leisten können. Denn die Themen, die dabei auf den Tisch kommen, bewegen uns mehr oder weniger alle; & die Ängste & Begierden, die dabei angetickt werden, halten die Maschinerie des kapitalistischen Wirtschaftssystems am Laufen.<br />
Ich träume von einer Gemeinschaft, in der das gemeinsame solidarische Wirtschaften wirklich funktioniert. Ein echtes Gegenmodell zu Privateigentum & Konkurrenz.<br />
Bei gemeinsamer Ökonomie fällt der meiste Verwaltungsaufwand einfach weg, & ganz entgegen Lenins Ausspruch ersetzt die Gemeinschaft Kontrolle durch Vertrauen & Transparenz.
<ol>
<li><b><a href="http://www.nadir.org/nadir/initiativ/bs/texte/subsist.htm">Bedürfnisprinzip</a>.</b> <br />
Dieses Prinzip, das schon Marx & Engels für den <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunismus">Kommunismus</a> formulierten: <em>"Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen"</em>, macht wohl den grössten Unterschied zu unserem althergebrachten kapitalistischen Wirtschaftsbegriff aus. In diesem herrscht nämlich das <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Leistungsgesellschaft">Leistungsprinzip</a>: Wieviel jemand von der Gesellschaft zugesprochen bekommt, hängt in der Theorie davon ab, wieviel mensch leistet. Konsequent angewandt wird diese Prinzip allerdings nur auf die armen Bevölkerungsschichten. Familie Oetker beispielsweise kann gar nicht so viel arbeiten wie sie Kapitaleinnahmen hat, würde der gleiche Maßstab angewendet wie bei einem 400 EUR-Aushilfsjob. <br />
Aber ich schweife ab... Zu gemeinsamer Ökonomie gehört (für mich) auf jeden Fall, dass es keine abstrakten Gleichheits-Forderungen gibt, die unterschiedliche Menschen über einen Kamm scheren. In diesem Zusammenhang ist es essenziell wichtig, <b>zwischen Ungleichheit & Unterschiedlichkeit zu unterscheiden</b>. Jeder Mensch ist anders (=unterschiedlich) als alle anderen, zugleich hat in einer Gemeinschaft mit dem Anspruch, <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1477343/">linke Politik in die Tat umzusetzen</a>, jedeR das gleiche Recht, die gemeinsamen Regeln zu beeinflussen. <br />
<b>Unterschiedlichkeit anerkennen, Ungleichheit abbauen</b> lautet also das Motto nicht nur für gemeinsames Wirtschaften. Das ist ein weites Feld für alle Menschen in der Gemeinschaft, an dem sie persönlich & spirituell wachsen können. Wie weit kann/darf/soll ich die anderen so lassen wie sie sind, wo ist es angemessen sie daran zu hindern, welche Bedürfnisse sind "echt", welche sind Ersatzbefriedigung? Wo bin ich selber bloss neidisch?</li>
<li><b>Kein Unterschied zwischen <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Hausarbeit">Reproduktions</a>- & <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Erwerbst%C3%A4tigkeit">Erwerbsarbeit</a>:</b> Weil alle gemeinsam wirtschaften, zählt Putzen, Kochen, Kinder beaufsichtigen genau so viel wie Tischlern, Webdesign oder Klangmassage. Das eine geht nicht ohne das andere. <br />
Dabei sehe ich natürlich das gesellschaftliche Umfeld: Um Geld zu erwirtschaften, muss die Gemeinschaft nach aussen hin tätig werden, & dafür eignen sich die letztgenannten Arbeiten besser als Hausarbeit. & die gemeinschaftsinternen Arbeiten bringen der Gemeinschaft ohnehin kein Geld ein, weil niemand ausserhalb einen direkten Nutzen davon hat. <br />
An diesem Punkt das Bewusstsein zu erweitern & nicht nur nach dem direkten persönlichen Nutzen zu fragen sondern das Ganze in den Blick zu bekommen, ist eine auch politische Aufgabe von Kommunen.</li>
<li><b>Gemeinsame Arbeitsbereiche.</b> <br />
Gemeinsames Wirtschaften bedeutet natürlich auch Gemeinsames Arbeiten. Es geht nicht mehr jedeR individuell "jobben" um das eigene, private Geld für das ganz persönliche Leben zu erarbeiten. Zusammen arbeiten verbindet ungemein. Das erleben die meisten Gemeinschaften in der Anfangs- & Aufbauzeit, doch ohne gemeinsame Arbeitsbereiche löst sich dieses Verbindende schnell wieder auf, wenn dann doch alle wieder ihr eigenes Ding machen. In einer gemeinsamen Ökonomie überwiegt das Gefühl, an einem Strang zu ziehen oder auch in einem Boot zu sitzen. Der Gefahr, dass das zu einem Zwang wird, kann nur durch persönliche Offenheit & entsprechenden sozialen Instrumenten (wie Forum, Radikale Therapie, Sprechrunden u.ä.) begegnet werden. <br />
Das (auch, aber nicht nur) ökonomische Potenzial solidarischen Wirtschaftens beschreiben auch Gunnar Heinsohn & Otto Steiger (siehe <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1618325/">Meilensteine der Wirtschaftswissenschaft</a>).</li>
<li>Das <b>Recht auf Faulheit</b> gehört an sich zum Bedürfnisprinzip, ich erwähne es dennoch als gesonderten Punkt, weil ich es für zentral halte. Mensch entscheidet sich ja für gemeinsames Wirtschaften, um damit einen alternativen Lebensentwurf zu leben, dessen letztendliches Ziel ist, dass es einem gut dabei geht. Die Gefahr des "Hamsterrads" (wie Markus Rüegg es nennt) läuft dem zuwider: VIele Gemeinschaften überfordern sich wirtschaftlich & erzeugen damit einen Zwang zu arbeiten, damit das Projekt überhaupt am Leben bleibt. Das kann's ja wohl nicht sein. Zu meiner <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1618345/">Vision der Fülle</a> gehört, dass ich auch mal ausspannen kann (& <em>darf!</em>), wenn mir danach ist.</li>
</ol>
</li></ol>
Puuh, wenn ich da jetzt so drüber gucke, hab ich die Messlatte ja verdammt hoch gelegt... Das alles zusammen auf einmal - naja, vielleicht muss es ja gar nicht alles auf einmal sein. Trotzdem sind mir alle Punkte wichtig, bis auf 1.5, den hab ich mehr so als Pflichtbeitrag geschrieben, weil ich's für völlig selbstverständlich halte.<br />
Die Punkte sind work in progress, da kann sich mit der Zeit durchaus was dran ändern. Vielleicht fällt ja sogar einer weg ;-)
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2006 iromeister
2006-07-11T17:07:00Z
-
Gemeinschafts-Unternehmen
http://iromeister.twoday.net/stories/2079377/
Je länger ich mich nun sowohl mit Gemeinschaften als auch mit Wirtschaftsunternehmen beschäftige, um so deutlicher merke ich, dass beide unheimlich viel voneinander lernen können. Schliesslich ist jedes Unternehmen, das grösser ist als eine 1-Personen-Butze, immer auch eine Gemeinschaft. & eine Gemeinschaft, die längerfristig bestehen will, muss auch als wirtschaftliches Unternehmen erfolgreich sein.<br />
Das Know-How, das Menschen in Gemeinschaften sich erarbeiten, ist auch für gewinnorientierte Unternehmen sehr nützlich. Umgekehrt lassen sich viele Methoden aus dem Management in Gemeinschaften einsetzen.<br />
<br />
Ein wichtiges Verbindungsglied der beiden - vermeintlich so weit auseinanderliegenden - Welten ist für mich Wolfgang Bergers <a href="http://www.business-reframing.de/">Business Reframing</a>.<br />
<br />
Worum es Berger geht, fasst folgendes Zitat gut zusammen:<br />
<cite>Reframing bezeichnet die Umgestaltung der Funktionsweisen eines Systems, die Änderung seines inneren Schaltplans, seiner inneren Landkarte, seine Anpassung an neue Gesetze, die Erhaltung seiner Lebensfähigkeit auf einer höheren Evolutionsstufe. Human Reframing hebt das Denken des einzelnen auf eine höhere Ebene; es ist evolutionäre Sozialisation. Business Reframing hebt das Denken in Unternehmen auf eine höhere Ebene; es ist evolutionäre Kooperation.</cite><br />
Um Kooperation dreht sich in Unternehmen & in Gemeinschaften alles; ohne Kooperation fallen sie mittel- bis langfristig auseinander.<br />
Damit kommen wir nebenbei bemerkt wieder zu der Frage, wie sich <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1574915/">Bewusstseine synchronisieren lassen</a>. <br />
<br />
Wenn er schreibt<br />
<cite>Unternehmerisches Blühen und Gedeihen entspringt nicht aus wirtschaftlichem Wachstum, sondern aus menschlichem Wachstum. Die einzige Aufgabe der Unternehmen ist es, Menschen Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung zu verschaffen.</cite><br />
dann entspricht das weitgehend den Zielen & Wünschen vieler Gemeinschaften, die alternative Lebens- & Wirtschaftsweisen praktisch erproben wollen. Das <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Konsensprinzip">Konsensprinzip</a> ist ein konkretes Beispiel dafür:<br />
<cite>In grundsätzlichen Dingen sind Mehrheitsentscheidungen verboten; sie führen dazu, dass die unterlegene Minderheit nach Rache sinnt und die Gruppe sprengt. Entscheidungen müssen einmütig sein, damit jeder sich mit ihnen identifiziert und ihnen dadurch zum Erfolg verhilft. [...] Hat nur ein einziger in der Gruppe Zweifel, kann es sein, dass sein Urteil das richtige ist.</cite><br />
<br />
Business Reframing dreht die Kausalität um:
<blockquote><i>Nicht Ursachen produzieren Wirkungen, sondern Wirkungen ziehen die Ursachen an, die sie zu ihrer Verwirklichung brauchen.</i><br />
Die drei "Attraktoren" einer solchen Umpolung der Kausalität sind:
<ol>
<li><i>Verantwortung</i> <br />
Das ist die Fähigkeit, Anforderungen und Herausforderungen anzunehmen. "Ver-antwort-ung" heißt, dass wir die Antwort finden müssen, die das Leben stellt. Es ist keine moralische Last, sondern eine Folge von Freiheit und Integrität.</li>
<li><i>Achtung</i> <br />
Achtung entsteht, wenn wir uns selbst und andere jenseits aller Urteile und Vorurteile neu sehen. "Achtung" (Acht geben) umfasst aufmerksames Sehen. Niemand muss sich Achtung verdienen, jedem soll sie ohne Vorbedingung geschenkt werden.</li>
<li><i>Anerkennung</i> <br />
Anerkennung ist eine menschliche Qualität, durch die der "Wert" eines anderen Menschen erkannt wird - nicht nur der Wert dessen, der er ist, sondern auch der Wert seines Potenzials - also des Menschen, der er werden kann. Es ist eine notwendige Grundlage für Enthusiasmus und Selbstbewusstsein, und damit für Außergewöhnlichkeit.</li>
</ol></blockquote>
Das ist nicht weniger als die Voraussetzung für ein gutes Zusammenleben von Menschen. Dieser Abschnitt könnte genausogut auf Gemeinschaften gemünzt sein, dafür braucht kein einziges Wort geändert werden.<br />
<br />
Ich schliesse mit Bergers Ausführung zu Beziehungen:<br />
<cite>Eine Beziehung zu einem Menschen haben heißt, ihn ohne irgendeine Bedingung akzeptieren, wie er ist, und als mir gleichwertig anerkennen. [...] Wenn wir um diese Gleichwertigkeit bei jedem Menschen wissen, steht uns ein ganzer Himmel voller Möglichkeiten offen. Jeder, dem wir so entgegentreten, wird unsere Offenheit als offene Tür erkennen, als Einladung zum Eintreten.</cite>
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2006 iromeister
2006-05-28T12:48:00Z
-
Drei Monate Lebens(t)raum-Gemeinschaft Jahnishausen
http://iromeister.twoday.net/stories/1749083/
Heute früh habe ich nach ziemlich genau drei Monaten die <a href="http://www.ltgj.de/">Lebens(t)raum-Gemeinschaft Jahnishausen</a> wieder verlassen. Diesen Text schreibe ich jetzt einige Wochen im Nachhinein, es ist eine ganze Menge passiert zwischendurch & endlich finde ich mal die Ruhe, ein - wie immer sehr persönlich geprägtes - Resümee meiner Zeit in der Lebens(t)raum-Gemeinschaft zu verfassen.<br />
<br />
Wer regelmässig über die Gemeinschaft auf dem Laufenden gehalten werden will, kann sich die <a href="http://www.ltgj.de/Rundbriefe/frdk.htm">Freundeskreis - Rundbriefe</a> herunterladen oder zumailen lassen.<br />
<br />
<br />
Ganz handfest habe ich in den beiden Treppenhäusern eine ganze Menge Decken & Wände weiss gestrichen, zum Verputzen üben bin ich gar nicht mehr wirklich gekommen. Einige Menschen aus der Gemeinschaft habe ich unterschiedlich intensiv am PC unterstützt, z.B. die wirklich fiese Spyware <a href="http://www.hijackthis-forum.de/showthread.php?t=13443">Smitfraud</a> rausoperiert & mich ein wenig in <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/TYPO3">TYPO3</a> eingearbeitet.<br />
Bei der Holzaktion (sägen & spalten für Brennholz) & dem Kohlen hochschleppen war ich immer wieder dabei, für meinen eigenen Ofen tat ich das regelmässig.<br />
<br />
Auch in die "inneren" Prozesse der Gemeinschaft konnte ich tiefer einsteigen, war regelmässig bei Forum & Orga dabei & hatte auch viele Gelegenheiten für persönliche Gespräche. Mir ist in den drei Monaten bewusst geworden, dass eine Gemeinschaft ein höchst komplexes soziales Gebilde ist. Gedacht hatte ich mir das natürlich vorher schon; jetzt habe ich es aber mit Leib & Seele erlebt.<br />
Übrigens habe ich mich dadurch von der Vorstellung verabschiedet, ich könnte hier in diesem Blog eine Sammlung von "Rezepten" für den Gemeinschaftsaufbau zusammentragen. Weil jede Gemeinschaft etwas ganz Eigenes ist, kann es keine solchen Rezepte geben. Das Höchste der Gefühle sind Werkzeuge, die eine Gemeinschaft ggf. für den eigenen Bedarf modifizieren kann.<br />
<br />
<br />
Ich habe mich in Jahnishausen die meiste Zeit bis auf die Tage kurz vor Weihnachten sehr wohl gefühlt. Ebenso habe ich den Ort & die Gemeinschaft als ein gutes Umfeld fürs persönliche Wachsen erlebt. Das ist nicht immer leicht; für mich daher genau richtig, weil ich Herausforderungen liebe.<br />
Das macht für mich das Wesentliche an der Gemeinschaft Jahnishausen aus: dass die Menschen dort an ihren Themen arbeiten & dran bleiben, sowohl ganz persönlich als auch die Gemeinschaft betreffend. Mich hat diese (oft sehr herzliche) Beharrlichkeit beeindruckt.<br />
<br />
<br />
Als Abschiedsgeschenk habe ich den Menschen in der Gemeinschaft eine lange Mail geschickt, von der ich diejenigen Auszüge hier veröffentliche, von denen ich glaube, dass sie auch für andere Menschen in anderen Gemeinschaften interessant sein können:<br />
<br />
<a ><h4>"Hausaufgaben" für die Menschen in der Lebens(t)raum-Gemeinschaft Jahnishausen</h4></a><br />
<br />
Ganz zufrieden mit der Bezeichnung "Hausaufgaben" bin ich nicht, es klingt so oberlehrerhaft, was es gar nicht sein soll. Was ich hier im Folgenden für Euch schreibe, sind schlicht & ergreifend Beobachtungen & sich daraus ergebende Empfehlungen. Es ist wie mit den Spiegeln im Forum: Ich gebe Euch das hier als Geschenk, was jedeR einzelne damit tut, ist seine/ihre Sache. (Spiegel zum Spiegel sind willkommen!)<br />
<br />
Weil eine meiner Empfehlungen lautet "Hör genau hin, wenn von 'der Gemeinschaft' die Rede ist!" rede ich Dich von hier an persönlich an & nicht mehr "Euch". Letzten Endes besteht jede Gemeinschaft aus einzelnen Menschen, die sich entschieden haben gemeinsam zu leben. Das unterscheidet eine Gemeinschaft von einer Masse.<br />
<br />
Ich fange an mit dem Punkt, der mir selbst am wichtigsten erscheint:<br />
<b><br />
Stell Machtfragen!</b><br />
Wer hat tatsächlich wo das Sagen, wem gesteht die Gruppe bei welcher Gelegenheit welche besonderen Befugnisse zu? Wer hat wann das letzte Wort?<br />
<br />
& dazu gehörig:<br />
<br />
<b>Kläre Fachkompetenzen!</b><br />
Wer hält wen in welchem Bereich für fachlich kompetent?<br />
<br />
Dabei geht es <em>nicht</em> darum, irgendwen zu demontieren. Es kann ja genau richtig sein, dass Person X Aufgabe Y übernimmt. Ich halte es lediglich für extrem wichtig, ja geradezu überlebenswichtig, dass in diesen Fragen Klarheit herrscht.<br />
Offene Hierarchien sind unendlich viel besser als heimliche Hierarchien.<br />
<br />
Dass Machtfragen stellen & Machtpositionen hinterfragen unbequem ist, schreibt auch Christoph Spehr in "Gleicher als andere. Eine Grundlegung der freien Kooperation":<br />
<cite>"Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was keinem anderen schadet." (Art. 2 der Erklärung der Menschen- & Bürgerrechte von 1791) Nun müssen Menschen einander aber unter Druck setzen & mitunter schaden, um die Verhältnisse untereinander zu verändern, Herrschaftsverhältnisse zu transformieren, sich zu befreien. Die Freiheit, die niemand anderen kratzt, niemand anderem wehtut, ist eine "Freiheit", die die gesellschaftlichen Verhältnisse einbalsamiert, konserviert wie sie sind - was das Gegenteil von Freiheit ist.</cite><br />
<br />
Stellst Du Regeln über Menschen, oder dienen die Regeln den Menschen & haben genau dann ausgedient, wenn sie das eben nicht mehr tun?<br />
<br />
Ganz konkret wünsche ich mir, dass vor Gesprächen ganz klar eine Gesprächsleitung benannt wird. Das kann immer jemand anderes sein, wichtig ist dass alle wissen wer <em>dieses</em> Gespräch leitet! Ich hab immer wieder Unklarheit erlebt, wegen der einzelne Wortmeldungen übersehen wurden.<br />
<br />
Schärfe Deine Sinne für dasjenige & diejenigen, die zu kurz kommen!<br />
<br />
Bei all dem ist die Voraussetzung, dass Du das wirklich willst - es ist ein anspruchsvoller Entwicklungsweg. Geh mal in Dich & spüre ob Du bereit bist, Dich auf solche Prozesse einzulassen. Ist das nicht der Fall, dann ist es auch nicht schlimm, nur solltest Du Dir darüber klar sein & das auch so kommunizieren. Sonst gibt's ein schlechtes Gewissen & das Gefühl von Gruppendruck.<br />
Äussere Klarheit gepaart mit innerer Klarheit also.<br />
<br />
<br />
Eng mit den Machtfragen hängt das <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Konsensprinzip">Konsensprinzip</a> zusammen. Darüber schreibt <a href="http://www.business-reframing.de/">Wolfgang Berger</a>, ein Unternehmensberater (!):<br />
<cite>Autorität erdrückt ein Team und macht alle außer der Autoritätsfigur zu Statisten. Auch Mehrheitsentscheidungen wirken als Sprengsätze. Wenn Mehrheitsentscheidungen etwas mit Demokratie zu tun haben, dann darf ein Team keine demokratische Veranstaltung sein; aber sie haben eigentlich nichts mit Demokratie zu tun. Die Bürger im klassischen Athen, die diese Staatsform entwickelt haben, besprechen ihre politischen Angelegenheiten auf der Agora (dem Marktplatz) solange, bis eine Übereinkunft erzielt ist. Wahlen, bei denen sich die Mehrheit durchsetzt, sind das Ende der Demokratie und der Anfang der Diktatur - einer Diktatur der Mehrheit, bei der die Menschen nicht mehr zuhören müssen, um sich zu einigen.<br />
Die überstimmte Minderheit wird durch die Niederlage in ihrem Selbstwert getroffen und identifiziert sich nicht mit dem Ergebnis. [...]<br />
Wenn Sie zur Mehrheit gehören, müssen Sie mit der Möglichkeit rechnen, dass die Minderheit recht hat, auch wenn sie nur aus einer einzigen Person besteht.<br />
[...]<br />
Wenn es aber bedeutsam ist und vom Gelingen einiges abhängt, wenn es darum geht, die beste aller möglichen Lösungen zu finden, dürfen Sie eine Entscheidung erst fällen, wenn auch der letzte einverstanden ist. Blockadeverhalten ist damit nicht gedeckt. Wer blockiert, intrigiert auf der Beziehungsebene. Das Problem muss auf dieser Ebene gelöst werden, notfalls auch durch Trennung. Wenn ein Team aber Zweifel als Blockade definiert und den leichten, schnellen Weg wählt, wird es seine Aufgaben nicht gut lösen können und stellt sich selbst in Frage.</cite><br />
<br />
Ich betone nochmal, das schreibt ein Unternehmensberater. Hier geht's um knallhartes Business. & selbst dort begreifen immer mehr Menschen, dass Konsens bei wichtigen Entscheidungen das einzig Wahre ist.<br />
<br />
Aus dem Konsens-Buch (eine sehr nützliche Investition für Gemeinschaften) habe ich etliche Seiten kopiert, worauf ich hiermit noch mal hinweise.<br />
Kurzes Zitat:<br />
<cite>Konsensverfahren sind besonders dann anzuwenden, wenn es um die <b>Identität</b> einer Gruppe geht. Ebenso & damit eng verwandt, bei allen Fragen, die für den <b>Zusammenhalt</b> einer Gemeinschaft wichtig sind. & drittens dort, wo es auf die Handlungsfähigkeit einer Gruppe ankommt.</cite><br />
<br />
<br />
Unterscheide sachliche Ebene & Beziehungsebene! Es ist in Ordnung, wenn jemand eine andere Person nicht leiden kann. Solange es sich um Einzelne handelt, bricht davon die Gemeinschaft nicht auseinander. Das Leben wird sogar leichter, wenn so etwas ausgesprochen ist.<br />
<br />
<br />
Ehrlichkeit beginnt damit, ehrlich zu sich selbst zu sein - & das ist oft am Schwersten.<br />
<br />
Immer wieder innehalten, tief durchatmen!<br />
Nach meiner Erfahrung sehr wertvoll: Demut & loslassen können.<br />
<br />
(nur zur Erinnerung, falls meine Sprache nach Befehlston klingt: ich schreibe hier Empfehlungen, die Du bedenken kannst aber nichts damit tun <em>musst</em>)<br />
<br />
<br />
Schau mal nach Deinen Süchten (Buchempfehlung: Anne Wilson Schaef/Diane Fassel: Suchtsystem Arbeitsplatz)!<br />
<br />
<br />
Bei der Intensivzeit hatte ich mir ja schon etwas gewünscht, das mir in Jahnishausen sehr fehlt:<br />
Einen gemütlichen Abhäng-Raum als informellen Treffpunkt!<br />
Sowas wie die Fachschaftscafés in der Uni, Axels Internetcafé im ZEGG oder das Wohnzimmer in meiner alten WG. Wichtigster Einrichtungsgegenstand: ein grosses gemütliches Sofa. Im Sommer könnt Ihr das ja in die Remise stellen :-D<br />
Es lebe die Sofakultur!<br />
<br />
<br />
Ebenfalls in der Intensivzeit fiel mir etwas ein, das für Euch total super sein kann: Radikale Therapie. Davon habe ich das erste Mal im KommuneBuch gelesen, die Kommune Feuerland macht das regelmässig & ihren Text aus dem Buch gibt's online: <a href="http://www.htu.tugraz.at/mrt/rt-text.pdf">http://www.htu.tugraz.at/mrt/rt-text.pdf</a><br />
Übrigens ist das KommuneBuch echt super, & es steht sogar schon bei Euch in der Bibliothek!<br />
<br />
<br />
& falls das nicht schon genug deutlich wurde empfehle ich nun noch einmal explizit <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1477343/">Christoph Spehrs Text "Gleicher als andere"</a>.<br />
<br />
<br />
Ich schliesse mit meinem bisher tiefsten Lebensmotto:<br />
<cite>Wenn Dein Herz die ganze Welt umarmt,<br />
dann können Deine Hände alle das loslassen,<br />
woran Du Dich so ängstlich festgeklammert hast.</cite><br />
<br />
In Liebe,<br />
Timo
<hr />
In dieser Mail ist nicht allzuviel Lob drin, weshalb der Text den Eindruck erwecken könnte, ich hätte ganz viel an der Gemeinschaft auszusetzen. Dem ist nicht so! In Gemeinschaft leben ist eine schwere Aufgabe, & wer erwartet dass da alles rund läuft, erwartet eindeutig zu viel. In Gemeinschaft leben heisst andauernd lernen, nicht damit aufhören, immer offen bleiben & bereit sein sich zu ändern, sich auf die Prozesse in der Gemeinschaft einlassen.<br />
Mit meinen Beobachtungen & Empfehlungen will ich diese Prozesse unterstützen. Als letztlich doch Beobachter von aussen - ich bin schon recht tief eingetaucht, aber eben doch nur als Gast - nehme ich manches wahr, was den Menschen in der Gemeinschaft so selbstverständlich erscheint, dass es ihnen gar nicht mehr bewusst ist, & dafür übersehe ich ganz viel anderes.<br />
Den Grund weshalb ich meine Wahrnehmungen dennoch mitteile, beschreibt Wolfgang Berger so:<br />
<cite>Wer sich nicht mitteilt, liefert anderen keinen Beitrag, und wer anderen keinen Beitrag liefert, ist ein Schmarotzer.</cite><br />
In diesem Sinne ist das hier mein hauptsächlicher Beitrag für die Lebens(t)raum-Gemeinschaft Jahnishausen. Er ist, wie wohl unschwer zu erkennen, stark geprägt durch meine wieder entdeckte & wesentlich vertiefte anarchistische & linksradikale Überzeugung.<br />
<br />
Ich grüsse Euch ganz herzlich da drüben im Jahnatal!
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2006 iromeister
2006-03-07T17:43:00Z
-
Bewusstseine synchronisieren
http://iromeister.twoday.net/stories/1574915/
Beim Forum der Lebens(t)raum - Gemeinschaft Jahnishausen ging es heute Abend viel darum, dass einigen Menschen hier in der Gemeinschaft momentan der gemeinschaftliche Geist fehlt. In ihrer Wahrnehmung leben zur Zeit alle weitgehend für sich, machen ihr eigenes Ding, wodurch viele Kämpfe & Interessenkonflikte entstehen. Es stand sogar das Bild von "jedeR gegen jedeN" im Raum.<br />
Andere konnten das nicht nachvollziehen & sehen gerade solche momentanen Uneinigkeiten als das, was eine tragfähige Gemeinschaft ausmacht. Das sind Gelegenheiten, miteinander ins Gespräch zu kommen & die Menschen als unterschiedliche Individuen genauer kennen zu lernen.<br />
Damit jetzt niemand denkt, hier sei ständig Stress & Konflikt am abgehen: das ist eine Momentaufnahme. Dennoch gehört so etwas zu Gemeinschaft dazu, dessen sollte mensch sich bewusst sein. & wenn sich alle immer einig wären, fände ich persönlich es jedenfalls todlangweilig!<br />
<br />
Diese Beobachtungen nehme ich an dieser Stelle zum Anlass, eine Frage an alle zu stellen:<br />
<div align="center" style="border-style:solid; border-width:thin; padding:4px; margin:5px">Gibt es Verfahren, um menschliche Bewusstseine zu synchronisieren, <b>ohne dass dabei Einzelne eine Richtung vorgeben?</b></div>
Das bisher gängige Modell zur Synchronisation von Bewusstseinen ist <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BChrung">Führung</a>, eng verwandt damit <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Autorit%C3%A4t">Autorität</a>: eine Person (oder eine kleine Führungsgruppe) gibt die Richtung für den Rest vor & geht voran. Dass dieses Verfahren für mich als Anarchisten & Verfechter der <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1477343/">freien Kooperation</a> nicht akzeptabel ist, liegt auf der Hand.<br />
Wolfgang Berger beschreibt in seinem Buch <a href="http://www.business-reframing.de/">Business Reframing</a> das Phänomen der <a href="http://www.noologie.de/symbol20.htm#Heading191">neuronalen Resonanz</a>. Die Gehirnschwingungen von Menschen, die viel Zeit nahe beieinander verbringen, gleichen sich an, sie synchronisieren sich. Auch Berger geht allerdings davon aus, dass das am effektivsten von oben nach unten geschieht, also nach dem Modell von Führung. <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BChrungsstil#Autorit.C3.A4rer_bzw._hierarchischer_F.C3.BChrungsstil">Autoritäte Führung</a>, am besten noch im Befehlston, lehnt er vehement ab. Dies sage ich um hier keine falschen Eindrücke entstehen zu lassen.<br />
Trotz allem Gerede von <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BChrungsstil#Kooperativer_bzw._demokratischer_F.C3.BChrungsstil">kooperativem Führungsstil</a> bleibt doch noch das Gefälle von einigen wenigen, die führen, & der grossen Masse, die diesen Führern folgt.<br />
Ich suche Methoden, die Bewusstseine von Menschen auf völlig freiwilliger Basis zu synchronisieren, & zwar ohne Machtgefälle.<br />
<br />
Als mögliche Ansprechperson fiel mir zuerst <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Starhawk">Starhawk</a> ein, eine moderne Hexe, die sich stark politisch engagiert & magische Rituale in den Widerstand gegen Globalisierung & Co. einbringt.<br />
<br />
Ein Beispiel für ein solches Verfahren scheint mir der <b>Klangdom</b> zu sein: Dabei stellt sich eine Gruppe im Kreis auf, & alle fangen gleichzeitig an, irgendeinen Ton zu singen oder zu summen. Das klingt zu Beginn vielleicht ziemlich schräg, aber mit der Zeit finden sich Harmonien ein. Dabei bestimmen alle SängerInnen selbst, wann sie welchen Ton singen, & wenn niemand versucht so laut wie möglich zu singen, sind alle dabei wirklich gleichberechtigt.
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2006 iromeister
2006-02-14T21:54:00Z
-
Leben in zwei Gemeinschaften gleichzeitig
http://iromeister.twoday.net/stories/1451089/
Boah, im Moment lebe ich tatsächlich körperlich <b>und</b> geistig in <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1368042/">Jahnishausen</a>, zugleich geistig auch in der Gemeinschaft des <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1023769/">Twenprojekts</a> im Dunstkreis des ZEGG. Das (nicht-öffentliche, also keine Chance für Outsider :-( ) Internetforum der Twens geht so ab, das ist der absolute Hammer!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
Seit ein paar Wochen fühle ich mich einer wachsenden Gruppe von Menschen übers Internet total verbunden, wir tauschen uns über die allerpersönlichsten Themen aus. "Seelenstriptease", würde <a href="http://mariedamiana.twoday.net/">Marie</a> sagen - ganz doll liebe Grüsse & *knutsch*!<br />
<br />
Der Schlaf kommt dabei ein wenig zu kurz, aber das ist voll in Ordnung. Junge Menschen kommen in Bewegung, kommen zusammen, öffnen sich & unternehmen gemeinsam etwas. & Alte Menschen tun das auch! <b>Jippiiieeeeeee!!!!!!!</b><br />
<br />
Ach, & da das schon seit Wochen auf meiner ToDo-Liste rumgammelt, empfehle ich an dieser Stelle einen ganz tollen Text von Marie: <a href="http://mariedamiana.twoday.net/stories/1103155/">Brief an Freunde</a>.
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2006 iromeister
2006-01-22T20:01:00Z
-
Hat der Verein als Rechtsform für Gemeinschaften bald ausgedient?
http://iromeister.twoday.net/stories/1409889/
Bei den <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1320173/">Alternativen Genossenschaftstagen</a> bekam ich am Rande mit, dass die Bundesregierung eine Änderung des Vereinsrechts plant, bei der die wirtschaftliche Tätigkeit von Vereinen erheblich eingeschränkt werden soll.<br />
Ich will hier keine Pferde scheu machen aber dennoch darauf hinweisen, dass wenn das so kommt, die Rechtsform Verein für Gemeinschaften ziemlich unbrauchbar wird. Was momentan der Stand bezüglich der Änderungen ist, weiss ich nicht, habe allerdings zwei Artikel dazu ergoogelt:
<ul>
<li><a href="http://www.nvl.de/presse/verein.htm">eine Stellungnahme des Neuen Verbandes der Lohnsteuerhilfevereine e.V.</a></li>
<li><a href="http://www.der-betrieb.de/psdb/fn/db/sfn/bp/SH/0/cn/doc/bstruc/113/bt/0/ID/042737A/index.html">einen (kostenpflichtigen) Artikel in der Zeitschrift "Der Betrieb"</a></li>
</ul>
Von den Gemeinschaften, die ich bisher besucht habe, betrifft das die <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1228154/">Kommune Waltershausen</a> & das <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/980972/">LebensGut Pommritz</a>.
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2006 iromeister
2006-01-07T20:08:00Z
-
Interspirituelles Ökodorf-Festival im Taunus
http://iromeister.twoday.net/stories/1376864/
Vom 28. Dezember bis heute war ich beim Interspirituellen Ökodorf-Festival im <a href="http://www.projektzentrum-maibach.de/">Projektzentrum Maibacher Schweiz</a>. Veranstaltet werden die Ökodorf-Festivals von Karl-Heinz & Sabine Ainjali Meyer vom <a href="http://www.gemeinschaften.de/">Ökodorf-Institut</a>.<br />
Die Gastgebergemeinschaft erinnerte mich in vielen Aspekten an die <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/941711/">Kulturfabrik Mittelherwigsdorf</a>: es leben momentan sieben Erwachsene dort, die alle ziemlich ihr eigenes Ding machen, kulturelle Aktivitäten (im Fall der Maibacher Schweiz v.a. Kindertheater) sind ein verbindendes Element. Die Maibacher Schweiz ist allerdings viel stärker auf Seminarbetrieb ausgerichtet, während sich in der Kulturfabrik viel um das Kino dreht. Ach so, beide Gemeinschaften sind rechtlich als GbR organisiert, wobei jeweils nur ein Teil der Gemeinschaftsmitglieder in der GbR sind, die anderen zahlen Miete.<br />
<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/maibacher_schweiz_fachwerk.jpg" alt="Fachwerkhaus von der Strasse aus" /><br />
So präsentiert sich das Fachwerkhaus von der Strasse aus<br />
<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/maibacher_schweiz_haupthaus.jpg" alt="Das gelbe Haupthaus mit Schriftzug" /><br />
Die Maibacher Schweiz war früher ein Hotel & Restaurant, deshalb steht der Name so fett auf der Hauswand<br />
<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/maibacher_schweiz_vom_innenhof.jpg" alt="Blick vom Innenhof" /><br />
Rein geht's die Treppe runter (zu beiden Seiten des Schilds). Im Gebäudeteil links befindet sich der grosse Saal, in dem verschiedene Veranstaltungen während des Silvester-Festivals stattfanden. Dort ist auch die Theaterbühne.<br />
<br />
<br />
Das Projektzentrum ist hervorgegangen aus dem <a href="http://www.soshona.de/">Soshona</a>-Netzwerk im Rhein-Main-Gebiet. Soshona ist eine Gruppe von Gemeinschafts-Interessierten, die sich regelmässig in Offenbach treffen. Immer wieder bilden sich innerhalb dieses Netzes Gruppen von Menschen, die verbindlicher sind als das gesamte Netzwerk & die eine Gemeinschaft gründen. Eine schöne Einrichtung, finde ich.<br />
<br />
<br />
Zwei von Soshona hielten einen Vortrag zur <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation">Gewaltfreien Kommunikation (GfK)</a> samt anschliessendem Workshop, bei dem die GfK an konkreten Beispielen geübt werden konnte. Das Entscheidende, damit GfK tatsächlich wirken kann, ist die entsprechende Haltung. Als reine Methode oder Technik verfehlt GfK ihren Sinn.<br />
<br />
Ein Schwerpunkt des Workshops war <b>GfK mit Kindern.</b> Passend dazu las ich in der aktuellen <a href="http://www.kurskontakte.de/">KursKontakte</a> den Artikel "Subjekt Kind" von Reinald Eichholz. Sein Artikel steht unter dem umständlichen & sehr juristischen Titel <a href="http://www.liga-kind.de/pages/201eichholz.htm">Die Subjektstellung des Kindes als Auftrag und Maßstab der Politik</a> auf den Seiten der <a href="http://www.liga-kind.de/">Deutschen Liga für das Kind</a> im Netz. Er liefert quasi die juristische Untermauerung für gewalt- & herrschaftsfreie Kommunikation Erwachsener mit Kindern.<br />
<br />
<br />
Ronny Wytek von <a href="http://www.oekodorf.or.at/">Keimblatt Ökodorf</a> aus Österreich veranstaltete Workshops zu verschiedenen Themen rund um Gemeinschaften, darunter zur Gemeinsamen Kasse & - für mich am lehrreichsten - zur <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Permakultur">Permakultur</a>. Zur Veranschaulichung hatte er Papp-Modelle eines Hauses, eines Gewächshauses, von Regentonnen u.ä. Dingen, die auf einem Grundstück rumstehen. Unsere Aufgabe war, um das Haus alles andere zu platzieren & dabei zu begründen warum genau dieser Ort sinnvoll ist. Auf diese Weise wurden mir wichtige Prinzipien von Permakultur deutlich, darunter: jedes Element erfüllt mehrere Aufgaben, wichtige Aufgaben werden von mehreren Elementen erfüllt, es gibt verschiedene Zonen, je nachdem wie oft mensch vom Haus aus bestimmte Elemente nutzt (so ist z.B. die Kräuterspirale in der Nähe der Küche).<br />
Da diese Prinzipien so allgemein sind, beschränkt sich Permakultur bei weitem nicht nur auf Garten- & Landschaftsbau & Landwirtschaft, sondern lässt sich im Grunde als Designmethode für alle Bereiche des Lebens ausbauen.<br />
In dem Zusammenhang fiel mir ein, ob nicht <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1050227/#Braungart">Michael Braungart</a> faktisch auch Permakultur betreibt, wenn auch auf einer grösseren Ebene?!<br />
<br />
Ronny hat auch eine Methode vorgestellt, wie Menschen in einem Entscheidungsprozess ihre eigene Position bildlich sichtbar machen können: Dabei wird eine Frage gestellt, die auf einer ganzen Skala von Möglichkeiten beantwortet werden kann, z.B. "Wie wichtig ist Dir eine vegetarische/vegane Ernährung in unserer Gemeinschaft?" Die Menschen, die im Kreis um einen Mittelpunkt sitzen, legen dann einen Stein zwischen sich & diesen Mittelpunkt, wobei der Abstand zum Mittelpunkt anzeigt, wie wichtig ihnen persönlich das jeweils ist. Auf diese Art können alle schnell überblicken, wo die Einzelnen in dieser Frage stehen.<br />
Alternativ, wenn viel Platz vorhanden ist, können sich die Menschen auch selber auf einer vorher festgelegten Skala hinstellen.<br />
<br />
Weiterhin zeigte Ronny uns eine Reihe von Handzeichen, die in einer Gesprächsrunde zusätzlich zu den Worten verdeutlichen können, was mensch gerade zu sagen hat. Ohne Bilder finde ich es nicht sinnvoll da mehr drüber zu schreiben, bei Interesse kann ich Fotos der Handzeichen machen & online stellen. Also: wer's genau wissen will, schreibt einen entsprechenden Kommentar!<br />
<br />
Übrigens habe ich sowohl die Aufstellungs-Methode als auch die Handzeichen im <b>Konsens-Handbuch</b> der <a href="http://www.wfga.de/">Werkstatt für Gewaltfreie Aktion Baden</a> wieder entdeckt. Das Buch enthält eine Fülle von Hintergrundwissen & konkreten Anregungen für Gruppen, die nach dem Konsensprinzip entscheiden wollen. Im Grunde natürlich für alle Gruppen, also auch diejenigen die noch nicht wissen, wie wertvoll das Konsensprinzip ist!<br />
Das Buch ist eine wahre Fundgrube für meine <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/915511/#Forschungsfrage">Forschungsfrage in Sachen Basisdemokratie</a>.<br />
<br />
<br />
Zwischendurch stellten verschiedene Leute einige Kommunen & Gemeinschaften näher vor, einen Vortrag über das <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/870332/">Rainbow Gathering</a> gab es auch.<br />
<br />
<br />
Joachim Detjen bot verschiedene Meditationen an, leitete die einzelnen Veranstaltungen mit Achtsamkeitsübungen ein & gestaltete auch den Abschluss der Workshops meditativ. Er arbeitet als <a href="http://www.gemeinschaftscoach.de/">Gemeinschaftscoach</a> & kann dabei auf viele Jahre Erfahrungen in mehreren Gemeinschaften zurückgreifen.<br />
<br />
<em>In einer dieser Meditationen, bei der das Wahrnehmen des eigenen Körpers im Mittelpunkt stand, spürte ich überdeutlich, wie ich mich betäube indem ich mich übermässig mit Essen vollstopfe. Da geht die gesamte Aufmerksamkeit zur Verdauung. Gefühle wie Traurigkeit, Erregung, Angst, Wut oder auch tiefe Freude spüre ich so lange nicht wie mein Bauch voll ist. & ich esse wirklich zwanghaft.<br />
Mir ist in dieser Meditation klar geworden, dass ich das schon von klein auf tue. Das Viel-Essen, vor allem Reste essen, habe ich sogar zu einem Teil meiner Identität gemacht - meine Schwester nannte mich "der Geier" als ich ein Kind war, & ich nahm diesen Namen freudig an.<br />
Beim Silvester-Ritual übergab ich den Geier den Flammen des Feuers. Jetzt kann ich mich dahinter nicht mehr verstecken & weiss, wenn ich wieder mehr esse als ich bräuchte, dann ist das meine Sucht & nicht Ausdruck meiner Persönlichkeit. Alles andere als das.</em><br />
<br />
<br />
Eine für mich interessante Veranstaltung war der Vortrag über das Buch <a href="http://www.creating-a-life-together.org/">Creating a Life Together</a> von Diana Leafe Christian. Sie hat untersucht, warum Gemeinschaften (in den USA) scheitern & wegen welcher Faktoren andere Gemeinschaften lange bestehen bleiben. Ich hab nicht mitgeschrieben, deshalb kann ich das jetzt nicht wiedergeben, aber der Vortrag war eh nur eine grobe Zusammenfassung.<br />
Vor einiger Zeit habe ich übrigens eine Doktorarbeit eines Deutschen gelesen, der sich die gleiche Frage gestellt hatte: <a href="http://www.lit-verlag.de/isbn/3-8258-3732-7">Die Kunst des Teilens</a> von <a href="http://www.uni-koeln.de/phil-fak/voelkerkunde/alt/institut/brumann.htm">Christoph Brumann</a>. Er behandelt heutige & historische Kommunen in Europa, den USA & auch Japan.<br />
<br />
<br />
Als Abendprogramm vor der Silvesterparty bot uns Oliver eine superwitzige Zuruf-<a href="http://www.projektbuehne-maibach.de/">Theater</a>-Vorstellung. Das läuft so, dass die ZuschauerInnen dem Schauspieler x-beliebige Stichworte als Szenenbeschreibung zurufen. Also, wo spielt die Szene, wer oder was tritt auf, was passiert. Alles spontan auf Zuruf.<br />
Oliver spielt beim <a href="http://www.tinko-theater.de/">Theater in Kommunikation</a> in Gießen mit & macht da Businesstheater. Was das genau ist, wollte ich ihn noch fragen, es ergab sich im Endeffekt keine Gelegenheit dazu, so dass ich auch nur das weiss was die Website hergibt.<br />
<br />
<br />
Für den Schluss habe ich mir aufgehoben zu schreiben, warum ich hier das schönste Silvesterfest meines Lebens erlebt habe.<br />
Als viele Gäste sich von der Party schon verabschiedet hatten, lud Gerald, einer der Gastgeber, noch zur <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Contact_Improvisation">Contact Improvisation</a> ein. Ein paar Mal hab ich bei sowas schon mitgemacht, deshalb bin ich auch in der Silvesternacht ganz unbefangen dazugekommen. Mehrere Frauen & Männer fanden sich zusammen & tanzten, die Bewegungen wurden nach einer Weile immer ruhiger & sanfter, bis aus der Contactimpro ein Kuschelhaufen geworden war. Ich liess ganz los, alles Denken schaltete sich ab & ich fühlte nur noch.<br />
Weil ich nichts beurteilte, konnte ich auch zulassen, dass ich zwischendurch anfing zu schluchzen. Da kam zum einen viel Schmerz zum Vorschein, ich weinte genauso auch vor Glück über das, was ich erleben durfte.<br />
<b>Danke, Grosse Göttin!!!</b>
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2006 iromeister
2006-01-01T19:47:00Z
-
Winterliche Impressionen aus Jahnishausen
http://iromeister.twoday.net/stories/1368042/
Zur Abwechslung mal ein Beitrag, der nur aus kommentierten Fotos besteht:<br />
<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/ltgj_schnee_torhaus.jpg" alt="Torhaus" /><br />
Das ist das Torhaus, momentan der einzige komplett renovierte Gebäudeteil & damit auch der einzige mit Zentralheizung<br />
<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/ltgj_schnee_gutshaus.jpg" alt="Gutshaus" /><br />
Hier siehst Du das Gutshaus. Darin befindet sich die Gemeinschaftsküche für den Winter, Werkstätten & einige Wohnungen. Das Gebäude ist noch nicht vollständig ausgebaut, geheizt wird mit Holz bzw. Kohle. Das tue ich im Haus 6 (das ich nicht sehr fotogen finde) ebenfalls.<br />
<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/ltgj_schnee_remise.jpg" alt="Remise vom Torhaus aus" /><br />
Die Remise, vom Torhaus aus betrachtet. Hier wird im Sommer gekocht & gemeinsam gegessen (siehe <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/915609/">Foto vom Sommercamp</a>).<br />
<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/ltgj_schnee_insel.jpg" alt="Insel" /><br />
Das ist die Insel, die ausserhalb des Geländes liegt, aber noch dazugehört.
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2005 iromeister
2005-12-22T20:43:00Z
-
Pionierarbeit auf Schloss Tonndorf
http://iromeister.twoday.net/stories/1320125/
Heute Nachmittag war ich - vor den Alternativen Genossenschaftstagen in Weimar - zu Besuch auf <a href="http://www.schloss-tonndorf.de/">Schloss Tonndorf</a>. Das Schloss ist ein ganz schön dickes Ding:<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/tonndorf1.jpg" alt="Das Schloss im Ganzen" /><br />
<br />
Weil mensch auf dem Bild vor lauter Bäumen wenig vom Schloss erkennen kann, hier noch eine Detailansicht:<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/tonndorf2.jpg" alt="Blick von Südseite" /><br />
<br />
Das Schloss selbst eignet sich allerdings kaum zum darin Wohnen (jedenfalls im Winter), weil die riesigen Räume faktisch nicht beheizbar sind. Im Moment wohnen hier vier Erwachsene & ein Kind als "Pioniere", um die Gebäude einigermassen bewohnbar zu machen. Die eigentlichen Gemeinschafts-Wohnräume liegen ein Stück abseits vom Schloss & werden auch gerade instandgesetzt.<br />
<br />
Die Tonndorf-Gruppe ist rechtlich als Genossenschaft organisiert & hat erst im September das Schloss samt Gelände & Nebengebäude erworben. Angestrebt ist eine Gruppengrösse von 34 Personen, die mit ihren Genossenschaftsanteilen den Kaufpreis aufbringen.<br />
Es handelt sich also um eine Gemeinschaft in den Startlöchern. Im kommenden Frühjahr geht's richtig los mit Bauarbeiten & Gemeinschaftsaufbau.<br />
<br />
Für mich das Interessanteste an der Tonndorf-Gruppe ist, dass sie von Anfang an auf eine feste Gruppe setzen. Weitere Gemeinschafts-EinsteigerInnen sind zunächst nicht vorgesehen.<br />
<br />
<br />
<b>Ich wünsche Euch alles Gute für den Gemeinschaftsaufbau!</b>
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2005 iromeister
2005-12-16T17:40:00Z
-
Überwintern in Jahnishausen
http://iromeister.twoday.net/stories/1300122/
Heute bin ich in <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/915511/">Jahnishausen</a> angekommen, wo ich den Winter verbringen werde. Fotos hab ich noch keine & auch keine Lust viel zu schreiben. Nun weisst Du jedenfalls wo ich mich die nächsten 2-3 Monate hauptsächlich aufhalten werde.
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2005 iromeister
2005-12-09T20:20:00Z
-
Das KommuneBuch
http://iromeister.twoday.net/stories/1242972/
In der KoWa nutzte ich die Gelegenheit, ausgiebig im <a href="http://www.umbruch-bildarchiv.de/buch/kommune/">KommuneBuch</a> zu schmökern. Was ich daran besonders spannend finde, werde ich Euch nicht vorenthalten:<br />
<br />
<a name="Schrittweise"><h4>Uwe Kurzbein: Schrittweise (Geschichte der Kommunebewegung)</h4></a><br />
<a href="http://www.graswurzel.net/295/kommune.shtml">Uwe Kurzbein</a>, der Mitbegründer der <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1084505/">Lutter-Gruppe</a>, schreibt:
<blockquote>"...& das erscheint uns das Wichtigste, sie (die Kommune) versteht sich nicht als Praxis per se, sondern als funktionale Einheit, die Praxis ermöglichen soll. Sie hat also aus der Tatsache, dass wir noch keine generelle Strategie ermöglichen können, nicht den falschen Schluss gezogen, sie sei die Strategie selbst". (Aus: <a href="http://www.sterneck.net/cybertribe/utopia/kommune2/">Kommune 2 / Versuch der Revolutionierung des bürgerlichen Individuums.</a> (1969))<br />
Der später in anderen Zusammenhängen entstandene Überlebensspruch aus dem spirituellen Indianermilieu, "Nur Stämme werden überleben!", bedeutet nämlich genau dies, dass das Leben in einem Stamm, oder hier in einer Kommune, eine Überlebensstrategie sei. Die Geschichte der Vernichtung der Indianer durch den Weissen zeigt genau das Gegenteil.</blockquote>
Also: <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Kommune_%28Lebensgemeinschaft%29">Kommune</a> nicht als Selbstzweck!<br />
<br />
Seine Kritik am ZEGG geht in eine andere Richtung als sie meistens geäussert wird:
<blockquote>Ich selbst war einmal am Bodensee in ihrer Gemeinschaft (Meiga) & einmal im ZEGG. Meine Kritik setzt in erster Linie bei den offensichtlichen Suchtstrukturen an, die sich in einem nicht übersehbaren Alkohol- & Nikotingenuss gezeigt haben. Interessant scheint für mich neben den anderen Kritikansätzen die Frage zu sein, wie weit diese sogenannte freie Sexualität unter anderem auch in ihrem transformatorischen Bordell geradewegs in Suchtkreisläufe hineinführt. Was jedoch ebenfalls unübersehbar war, das war die dominierende & tragende Rolle der Frauen.</blockquote>
Eine Frage, der es sich lohnt weiter nachzugehen!<br />
<br />
Uwe Kurzbein beschreibt, was für ihn das Besondere der Lutter-Gruppe ausmacht:
<blockquote>Einige der Lutteraner verstehen sich als Anarchisten, andere, vor allem die Frauen, wollen sich gar nicht einordnen lassen, & zwei beschäftigen sich explizit mit Spiritualität. Andere wiederum begreifen sich in erster Linie als Antifaschistinnen. Das alles ist zusammen gut lebbar, weil sich auf Lutter ein Chaos eingestellt hat, das von mir, aber auch von anderen politisch als sinnvoll & notwendig begründet wird. "Entauthorisierung von Bezugssystemen" meint, immer wieder die Systeme, Strukturen, Beschlüsse, Regeln zu hinterfragen & zu ändern. Diese Strukturen sind von uns immer mit Macht ausgestattet. Wenn diese Macht institutionell wird, gilt sie zerschlagen zu werden. Niemand weiss, wie sich das Leben auf Lutter entwickeln wird.<br />
<a href="http://www.kommune-niederkaufungen.de/">Niederkaufungen</a> hingegen quillt vor Regeln schier über. Die Haushaltsführung, die Abrechnungen, die Arbeitszeiten, die Wohngruppen, alles ist wunderbar geregelt. Es gibt dort Arbeitsbereiche, die autonom existieren, & andere wie den Kindergarten, der öffentlich gefördert wird. Es gibt ABM-Stellen & Vereinsmodelle, eine geordnete Altersversicherung ist in Arbeit.<br />
Lutter versteht sich als Experiment, als Rahmen, der von den Menschen, die dort leben, ausgefüllt werden muss.<br />
Ich habe den Eindruck, dass Niederkaufungen sich bereits als Lebensentwurf versteht.</blockquote>
Das tut das ZEGG nach meiner Einschätzung ebenfalls.<br />
<br />
Zum Schluss weist Uwe Kurzbein auf die Verantwortung hin, die gerade Menschen in Kommunen in der menschlichen (Welt-) Gesellschaft haben:
<blockquote>Die zur Zeit bestehenden Kommunen gehören zu den Reichen dieser Gesellschaft in einem der reichsten Länder der Welt. Sie verfügen allesamt über meist grosse Gebäude, grosse Grundstücke, über ihre Produktionsmittel. Die Menschen sind Eigentümer & Grossgrundstücksbesitzer, auch wenn sie die Immobilien scheinbar über Vereine oder andere Gesellschaftsformen sozialisiert haben. Sie zahlen keine Miete & brauchen längst nicht so viel zu arbeiten wie der normale Mensch in der bürgerlichen Welt. Die Möglichkeiten der eigenen Entfaltung sind in den Kommunen fast in jeder Hinsicht unbegrenzt.<br />
Ich bin der Meinung, dass dieser Reichtum verpflichtet. Er verpflichtet dazu, immer wieder an das politische Ziel zu erinnern & hartnäckig daran zu arbeiten. Er verpflichtet, aktiv an verinnerlichte Strukturen heranzugehen. Er verpflichtet, politisch zu sein. Er verpflichtet zur Öffentlichkeit.<br />
Hier, in diesen Möglichkeiten, liegt aber auch die Chance, sich aktiv an den politischen Auseinandersetzungen zu beteiligen. Die grosse Chance besteht darin, herrschaftsfreies Leben zu entwickeln & vorzuführen & Orte bereitzuhalten, an denen politische Begegnungen & Kontakte möglich sind.</blockquote><br />
<a name="Voss"><h4>Elisabeth Voß: Wege, Umwege, Irrwege</h4></a><br />
<a href="http://www.elisabeth-voss.de/">Elisabeth Voß</a> beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit den <b>Sehnsüchten von Menschen in Kommunen/Gemeinschaften</b> & was sich daraus entwickeln kann:
<blockquote>Das Phänomen, dass Gemeinschaften oft dann am stabilsten sind, wenn sie mit äusseren Problemen zu kämpfen haben, & dass in Ruhephasen häufig Konflikte aufbrechen, ist bekannt. Die Art des Umgangs mit inneren Konflikten ist ein Gradmesser für den emanzipatorischen Charakter einer Gemeinschaft. Ein überhöhtes Sendungsbewusstsein, das mehr Wert legt auf die Richtigkeit dessen, was sein soll, als auf die offene Wahrnehmung & Kommunikation des Bestehenden, läuft Gefahr, zur Ideologie zu verkommen, deren Umsetzung die Bedürfnisse der Beteiligten missachtet.<br />
[...]<br />
Der Anspruch, alles "richtig" zu machen, führt leicht in die Nähe elitärer Heilslehren & Übermensch-Phantasien. Ihn loszulassen fühlt sich ziemlich erleichternd an.</blockquote>
Ihre Kritik gilt dabei vor allem spirituellen Gemeinschaften, ohne diese pauschal zu verurteilen:
<blockquote>Es wäre zu einfach, jede Gemeinschaft, die hierarchische Strukturen aufweist oder elitäres Gedankengut vertritt, gleich als faschistisch zu bezeichnen. Auch Religiosität oder Spiritualität sind nicht an sich reaktionär. Wenn jedoch Heilsbotschaften unhinterfragbar mit spirituellen oder naturgesetzlichen Wahrheiten begründet werden (wobei spirituell begründete Naturgesetze eine pseudo-rationale Mythologisierung darstellen) kann zumindest von einer Gefährdung durch totalitäre Ideen ausgegangen werden, denn dann wird es immer Menschen geben, die im Besitz der "Wahrheit" sind, & andere, denen diese nahegebracht werden muss.<br />
Trotzdem halte ich es für ganz wichtig, nicht jedes "Sendungsbewusstsein" als faschistoid zu brandmarken. Eine inflationäre Handhabung des Faschismusbegriffs relativiert die Aktivitäten der strammen Rechten (Propagierung der "Auschwitz-Lüge", handgreifliche Fascho-Überfälle, etc.) & missachtet das subjektiv "gute" Wollen vieler Menschen, die (spirituelle) Heilslehren vertreten & darauf ihre Gemeinschaften aufbauen. Faschismus ist untrennbar verbunden mit Grossmachtstreben & Vernichtungswillen. Wo Menschen - vielleicht aus politischer Naivität - meinen, im Besitz der "Wahrheit" zu sein, ohne diese gewalttätig durchsetzen zu wollen, finde ich Diskussionen wichtiger als Denunziation.<br />
In Gesprächen über Spiritualität stelle ich immer wieder die Frage nach der Einschätzung von Auschwitz. & es ist mir auch schon von Mitgliedern spiritueller Gemeinschaften geantwortet worden, dass nach dem Karmagesetz dort das jüdische Volkskarma vollzogen wurde, dass die Dualität von Gut & Böse weltlicher Schein sei & alles, was passiert ist, gut ist weil es ist. So werden auf widerwärtige Art Opfer zu Tätern gemacht, & Täter als Vollstrecker karmischer Gesetze reingewaschen. Aufgrund dieser Erfahrungen halte ich die Diskussion dieses Themas für einen unerlässlichen Prüfstein einer zukünftigen Zusammenarbeit von Gemeinschaften.</blockquote>
Trotz dieser Bedenken sieht Elisabeth Voß, welche Bedeutung solche spirituellen Experimente haben können, gerade wenn es um grundlegende Sehnsüchte der Menschen geht:
<blockquote>In vielen Gemeinschaften werden existenzielle menschliche Fragen eher ausgespart. Diskussionen um Ökologie & Ökonomie nehmen einen breiten Raum ein, & auch die Beschäftigung mit gruppendynamischen Prozessen ist mittlerweile ziemlich verbreitet. Es gibt eine Reihe von Standards (gemeinsames Eigentum, Konsens-Entscheidungen, etc.) & ihnen entsprechende Erwartungen an die Menschen in den Projekten. Im Verhältnis dazu scheint mir die Frage nach ganz individuellen Bedürfnissen & Ängsten eher unterrepräsentiert.<br />
Insofern können gerade solche Gemeinschaften wie z.B. das ZEGG oder der Stamm Füssen Eins, die sich offensiv mit Fragen der Sexualität auseinandersetzen, wichtige Impulse geben, denn dieses Thema scheint mir in anderen Gruppen fast tabuisiert. Spirituelle Gemeinschaften, die über Rituale Gefühle von Zusammengehörigkeit & Naturverbundenheit herstellen, bieten zumindest die Möglichkeit existenzieller Erfahrungen, die über die Bewältigung praktischer Dinge hinausweisen. Dies kann es erleichtern, einen Umgang mit der Frage nach dem Sinn des Lebens & damit zusammenhängenden Themen wie Krankheit & Tod (die im rational ausgerichteten Alltag oft genug ausgespart bleiben) zu finden.<br />
Spirituelle Wünsche nach Zugehörigkeit & Eins-Sein mit einem grösseren Ganzen können allerdings da für Einzelne repressiv werden, wo Widersprüche & negative Gefühle nicht sein dürfen. [...]<br />
In einer Gemeinschaft miteinander authentisch zu sein, setzt vielleicht eine gewisse Selbstsicherheit voraus, um das je Eigene gegen die Ansprüche der Gruppe (seien sie nun rational-politisch oder spirituell begründet) behaupten zu können & gleichzeitig auf dieser Basis andere in ihrem Anders-Sein wertschätzen zu können. Persönliche Befindlichkeiten führen ein anarchisches Eigenleben & widersetzen sich jeglicher sozialen Kontrolle. Ihre Thematisierung jenseits der jeweiligen political correctness bietet die Chance, Nähe zwischen Menschen herzustellen & in einem kreativen Prozess der gemeinsamen Selbstfindung grundsätzlich andere als die bürgerlichen - letztlich aus Funktionieren ausgerichteten - Werte zu leben.</blockquote>
Die Abwehrhaltung gegen alles Spirituelle, wie sie in Polit-Kreisen weit verbreitet ist, kann sich durchaus als kontraproduktiv erweisen:
<blockquote>Der Wunsch nach mehr als dem rational Erfahrbaren drückt sich in der politischen Szene vielleicht noch am ehesten aus, wenn auf Festen die Joints herumgereicht werden. Was oft fehlt, ist ein offensiver Umgang mit Sehnsüchten, die über die Einsicht in das als politisch richtig Erkannte hinausgehen. So besteht die Gefahr, dass das Feld der Irrationalität als faschistoid gebrandmarkt den Rechten überlassen wird, statt sein Potential des Widerstands gegen die Rationalität des Kapitalismus konstruktiv zu nutzen. Wenn der von alten & neuen Rechten propagierte Anti-Intellektualismus (ein wesentlich antisemitisch geprägtes Ressentiment) als Abwehr auf der Gegenseite das Beharren auf kalter Rationalität hervorruft, besteht zumindest die Gefahr, dass Menschen in Sinn- & Lebenskrisen sich bereitwillig hierarchischen Gruppen anvertrauen, wo sie ihre persönlichen Sehnsüchte angesprochen fühlen.</blockquote><br />
<a name="Plackerei"><h4>Uwe Kurzbein: Die Plackerei - Nachdenken über Heilung in der Gesellschaft</h4></a><br />
Das Thema Heilung beleuchtet Uwe Kurzbein vor allem in Hinblick auf Süchte. Er bezieht sich dabei stark auf das Buch <a href="http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial:Booksources&isbn=3499115433">Helft Euch selbst. Der Release-Report gegen die Sucht.</a><br />
Ein anderes Buch zum Thema, das ich selber noch nicht gelesen habe, das aber mit Sicherheit sehr erhellend ist, ist <a href="http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial:Booksources&isbn=3423350229">Im Zeitalter der Sucht</a> von Anne Wilson Schaef.<br />
<br />
Gemeinschaften können süchtiges Verhalten sogar fördern:
<blockquote>Das Leben in der Kommune fördert nicht automatisch Heilung oder den Abbau von Süchten. Das Gegenteil ist der Fall. Eine Gemeinschaft wirkt in erster Linie suchtstützend & suchtverhärtend.<br />
Warum?<br />
Ich habe mir dieses Phänomen so erklärt: Wenn ich, in meiner Mutter - Vater - Kindbeziehung Neurosen entwickelt habe, weil ich mit einem Defizit von Liebe, Nähe & Wärme aufwachse, & über diese Schiene auch meine wichtigen Liebesbeziehungen durchlebe & jetzt wieder genau diese Wünsche von meiner Gemeinschaft erfüllt haben möchte, dann projiziere ich genau dieses Eltern-Kind Verhältnis auf die Gemeinschaft. Da die Gemeinschaft aber weder Vater noch Mutter ist, kann sie dieses Defizit nicht stillen.<br />
Es ist deshalb auch in diesem Kommunerahmen erklärlich, dass ich genau wie früher mit meinen erlernten Verdrängungen & neurotischen Mustern reagiere. Je mehr ich jedoch von der "Gemeinschaft" an Wärme & Zuneigung fordere, desto weniger werde ich das bekommen, & je weniger ich bekomme, desto stärker fordere ich das. Dass ich das nicht bekomme, was ich mir von der "Gemeinschaft" wünsche, hat einen einfachen Grund: Die Gemeinschaft ist nicht konkret greifbar, nicht konfrontierbar, weil mit dem Begriff "Gemeinschaft" lediglich die Beziehung vieler Menschen zueinander beschrieben wird. Die emotionale Beziehungsstruktur "Ich zur Gemeinschaft" ist daher romantisch verklärt. Anders würde es sofort werden, wenn ich meine Wünsche nach Wärme & Nähe direkt, ohne Umwege an meine Beziehungspartner oder -partnerinnen richte, an meine Freunde oder Freundinnen, an jeden einzelnen Menschen in der Gemeinschaft persönlich. In dem Moment, in dem ich das mache, verlasse ich den Kreis ewigen vergeblichen Forderns & werde selbstverantwortlich. Es besteht die Möglichkeit, konkret über die Erfüllung dieser Wünsche zu verhandeln. Ich sage dazu, dass ich dann authentische Beziehungen eingehen kann. Leider geschieht das nur selten.</blockquote>
Das ist eine ganz wichtige Lektion für Menschen, die in Gemeinschaft leben: <b>Wende dich mit deinen Wünschen immer an Einzelne in der Gemeinschaft, erwarte keine Erfüllung von "der Gemeinschaft"!</b><br />
<br />
Was lässt sich nun angesichts der Suchtstrukturen in Gemeinschaften tun?
<blockquote>Diese Suchtkreisläufe sind ein typisches Merkmal für eine leistungsorientierte bürgerliche Gesellschaft. Wenn sich in meiner Gemeinschaft diese Suchtkreisläufe zeigen, dann weiss ich, dass wieder bürgerliche, patriarchale Strukturen kultiviert werden.<br />
Heilung heisst, diese Suchtkreisläufe zu durchbrechen. Das kann ich jedoch nur, wenn ich versuche, meine inneren Strukturen zu verändern.<br />
Strukturveränderung heisst immer, die alten, gewohnten, "sicheren", berechenbaren Verhaltensweisen zu verlassen. Das bedeutet, Sicherheit abzulegen & in unsichere Zustände zu gehen. Wenn Situationen für mich unsicher sind, habe ich immer Angst. Ich stehe deshalb vor meiner Angst, mit der ich mich auseinandersetzen kann. In den Siebzigern stand als Erfahrung aus den Strassenkämpfen an den Toilettenwänden: "Wo die Angst ist, ist der Weg". Für den inneren Kampf um strukturelle Veränderungen gilt dieser Satz genauso. Sicherheit zu verlassen bedeutet fast immer, die authentischen Gefühle zu leben & auszudrücken. Bei Freude & Liebe mag sich die Stimmung in der Gemeinschaft jubelnd in die Lüfte heben. Zorn, Wut, Aggressionen, Hass sind von den Mitgenossinnen nicht leicht zu ertragen & zu akzeptieren.<br />
Ich habe für diese Art des Einandermitteilens den Begriff der "direkten Kommunikation" gewählt. In dem Buch "Das Mann - Frau Buch" von Ron Smothermon bezeichnet er das authentische Erleben als das "Reich des Absoluten", das keinen Vergleich mit der Vergangenheit & der Zukunft zulässt, weil es jetzt, hier passiert. Wir meinen beide das gleiche, nämlich das "Hier & Jetzt".<br />
Die Begriffe "falsch & richtig", "Recht & Unrecht", "Schuld & Unschuld" haben dann in diesem Zusammenhang nichts mehr verloren.</blockquote>
Als er sich mit dem Thema Sucht beschäftigt, gelangt der <a href="http://deu.anarchopedia.org/index.php/Anarchismus">Anarchist</a> Uwe Kurzbein zur Spiritualität:
<blockquote>Die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Anonyme_Alkoholiker">Anonymen Alkoholiker (AA)</a> sagen zu dem Punkt, an dem die Veränderung ansetzen kann, "Kapitulation". An unsere Brauhauswand haben die Genossen vor 14 Jahren den Satz geschrieben: "Du veränderst Dich erst, wenn Du es nicht mehr aushälst".<br />
Kapitulation bedeutet, dass Hilfe notwendig ist & dass das Heilen dieser Sucht oder der Krankheit oder der neurotischen Struktur nicht aus eigener Kraft möglich ist. Es ist die Erkenntnis, dass die eigenen Kräfte nicht unerschöpflich sind & dass ich nicht nach meinem freien Willen über mich & meinen Körper entscheiden kann. Es gibt eine Grenze. Die Spiritualität ist ein Weg, der das Verständnis dafür entscheidend fördern kann. Ich erinnere mich an einen Mann, der in seiner Weisheit sagte: "Du musst arbeiten bis an Deine Grenze, der Rest wird Dir vielleicht geschenkt." Hier setzt das dan, was ich unter Spiritualität verstehe.<br />
Das Prinzip der Kapitulation habe ich auf vielen Ebenen getroffen. Sei es, um Süchte zu bewältigen, Heilung zu erlangen, die mütterliche Liebe zu ergattern oder die Prinzessin auf der Erbse zu finden. Ich jedenfalls bin oft an meinen Punkt gekommen, an dem ich Hilfe brauchte.<br />
Als Anarchist & Mann allerdings hat es mich irrsinnige Mühe gekostet, dies zu akzeptieren. Die Neigung, alles alleine machen zu wollen, ist paradoxerweise bei mir, aber auch bei meinen Freunden tief im Bewusstsein verankert. Wir nölen zwar allesamt jahrelang darüber, dass jeder von uns alleine in seinem Betrieb arbeitet, & hadern mit unserem politischen Anspruch, im Kollektiv arbeiten zu wollen. Indes denken wir lieber darüber nach, wie wir eine Arbeit alleine schaffen können, als andere um Hilfe zu fragen. Selbst auf dieser Arbeitsebene fällt es uns schwer, unsere Leistungsgrenze zu akzeptieren. Ungleich schwerer fällt es mir auf einer spirituellen Ebene, zu der ich ohnehin kaum einen Zugang habe.<br />
Die AA's haben dafür die höhere Macht eingeführt. Wie diese höhere Macht nun genannt wird, habe ich für mich selbst ausgemacht, & es liegt sicherlich auch bei mir, wieviel Einfluss ich ihr auf mein Leben gebe. Manche nenne das Gott, & für sie mag es das sein, was die Kirche lehrt. Für mich ist das anders: Ich habe seelisch, geistig & körperlich erfahren, dass es für mich wichtig ist, meinen Platz in dem grossen Gefüge zu finden, meine Zugehörigkeit zu diesem Universum oder, um auf dem Boden zu bleiben, meinen Platz hier auf der Erde.<br />
Diesen festen Platz spüre ich, wenn ich meine bioenergetischen Übungen unter der Kastanie vollziehe. Ich spüre den Wind, die Luft, die Wärme oder Kälte, ich höre die Vögel & erfahre den Duft der Blumen. Ich bin real fühlbar eingebunden in den Kreislauf, in die Natur. Das ist, sehr bescheiden, meine "höhere Macht" & meine Spiritualität.</blockquote>
Dazu fiel mir ein Zitat aus dem Buch <a href="http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial:Booksources&isbn=3530137316">Abwesende Väter, Verlorene Söhne</a> von Guy Corneau ein:<br />
<br />
<cite>Unsere Ängste & unsere Schatten können zu Brücken werden, die uns mit anderen Leuten verbinden. Dinge, in denen wir überragend sind, können wir selbst handhaben, aber unsere Wunden & unsere Schwächen helfen uns, mit anderen zu kommunizieren. Wir halten nur dann Ausschau nach einer Schulter, an der wir uns ausweinen können, oder einem Freund, der uns unterstützt, wenn wir Kummer haben oder verstimmt sind. Niemand wagt es, mit seinen Ängsten alleingelassen zu werden. In diesem Sinne sollte auch ein Held es zulassen, dass andere seine wirklichen Bedürfnisse erkennen.</cite><br />
<br />
Was die Lutteraner durch ihre Beschäftigung mit persönlichen Engpässen erfahren haben, wirkt sich auch auf das Verständnis von Anarchie aus:
<blockquote>In unseren alltäglichen Mittagsrunden haben wir den Anarchiebegriff in unterschiedlichen Entwicklungsphasen weiterentwickelt. Wir sind ausgegangen von der Definition: Anarchie bedeutet Ordnung ohne Herrschaft, wobei bei uns zumindest Herrschaft immer mit Hierarchie gleichgesetzt wird, obwohl es inhaltlich etwas ganz anderes sein kann. Darüber sind wir zu den freien Entscheidungen gekommen. Frei entscheiden können wir uns, wenn es uns gelingt, unser zwangsneurotisches Verhaltensmuster abzulegen. Dadurch entdeckten wir die authentische Lebendigkeit, & diese ist die Voraussetzung für meine Utopie "Heilung & Weisheit". Anarchie kann demnach für mich nur bedeuten, dass ich mich in die Lage versetze, wirklich frei zu wählen & mich frei zu entscheiden. Anarchie ist pulsierende Lebendigkeit. Frei entscheiden kann ich mich nur, wenn ich die wichtigsten meiner Neurosen verabschieden kann & ich mich nicht mehr dem Zwang ausgesetzt sehen muss, mich aufgrund meiner ansozialisierten Verhaltensweisen zu entscheiden.</blockquote>
Eine Erkenntnis aus Uwe Kurzbeins Erfahrungen mit dem "geschützten Raum": Das funktioniert nur mit Menschen, mit denen ich gerade <b>nicht</b> im Alltag zusammen lebe!!! Weil sonst alles, was ich da mitteile, in den Alltag mit hineinwirkt! Dadurch verliert der Raum seinen Schutz, & Angst vor den Konsequenzen meiner Äusserungen hält mich davon ab, mich den anderen so zu öffnen wie eigentlich gewünscht.<br />
<br />
<cite>"& die Bedingung der Anarchie ist für mich die Überzeugung, dass jeder Mensch die Möglichkeit in sich trägt, sein Verhalten zu ändern, solange er lebt." (Gustav Landauer)</cite><br />
<br />
<br />
<a name="Lehmann"><h4>Thomas-Dietrich Lehmann: Befreites Gebiet?</h4></a><br />
Thomas-Dietrich Lehmann vom <a href="http://www.zorrow.de/">Zorrow e.V.</a> schreibt über "(Anti-)rassistische Irritationen im kommunitären Wohnprojekt".<br />
In seinem Beitrag zum KommuneBuch bezieht er sich stark auf das Buch <a href="http://www.anares-buecher.de/catalog/product_info.php?cPath=100_158&products_id=7747&osCsid=f61e104dc020af7229761515b5bc0666">Odranoel - Die Linke zwischen den Welten</a> des AutorInnenkollektivs Pizza, vor allem auf Klaus Viehmanns Artikel "... zu mehr in der Lage". Viehmann war als Mitglied der <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Bewegung_2._Juni">Bewegung 2. Juni</a> mehrere Jahre im Gefängnis.
<blockquote>Für mich bemerkenswert ist die Stelle, wo vom "eigenen stummen Zwang der Verhältnisse" die Rede ist, durch den die Linke an die BRD-Entwicklung gefesselt bleibt (Viehmann 1992, 167f.). Sie diente mir als "Prüfstein", mich auf die kritische Reise ins Kommuneleben zu begeben.</blockquote>
Klaus Viehmann stellt in seinem Beitrag die Fragen
<blockquote>"Welcher Klasse gehört die Linke in der BRD an? Welches Geschlecht hat sie? Welche Hautfarbe? Welche Nationalität?" (ebd.)</blockquote>
& er gibt auch die Antwort, sowie deren Konseqzenz:
<blockquote>"Je finanziell abgesicherter, je metropolitaner, je männlicher & je weisser eine Linke ist, desto weniger erfährt sie aus sich selbst heraus." (ebd.)<br />
Das alles trifft so in etwa auf unser Wohnprojekt & das Umfeld, in dem wir leben, zu. Entsprechend wenig erfahren wir aus uns selbst heraus über die Lebensbedingungen, die diese Gesellschaft mittlerweile prägen.<br />
Wenn aber Flüchtlingslager & die massenhafte Diskriminierung von Menschen mindestens geduldet werden, dazu nazistisch-mörderische Gewalt gegen Flüchtlinge, gegen Frauen & gegen überhaupt alle, die nicht ins Bild des sogenannten anständigen Doitschen passen, dann - spätestens - werden wir "Freiraum" & "Fluchtburg", die uns liebgewordenen politischen Begriffe zur Kennzeichnung unserer Anstrengungen gegen das System, ganz neu buchstabieren müssen: Im Angesicht der Lager in unserer Nachbarschaft.</blockquote>
<blockquote>Unsere geschilderten Erfahrungen im Wohnprojekt lassen vielleicht die Nachfrage zu, ob nicht zu naiv von einer Projektion ausgegangen wurde, die meinte, alle Menschen würden fraglos genauso gern wie wir in der Kommune leben. & alle andersgearteten kulturellen & politischen Voraussetzungen der Einzelnen wären leicht & sogar undiskutiert zu überwinden.<br />
Unberücksichtigt blieb auch, dass die meisten von uns auf der existentiell abgesicherten Seite der Gesellschaft ihren Platz haben & keineswegs zu den Opfern des herrschenden Systems zu zählen sind (allenfalls zu den Unzufriedenen). Hier liegt die Denkfalle einer undifferenziert angewandten Gleichheitsforderung offen zutage.<br />
Auf der sozialen Ebene des Zusammenlebens ist die Option politischer Gleichheit zwar auch grundlegender Orientierungspunkt, der erst noch zu verwirklichen ist, aber hier, im Miteinanderleben, gilt es daraufhin, die Vielfältigkeit von Lebensumständen zu erfassen. Hier bedeutet die Konstruktion einer Homogenität aller KommunardInnen durchaus eine Verschleierung von real existierenden Unterschieden, die entweder überwunden werden sollten, soweit es um Opfer - Täter - Zusammenhänge geht, oder die letztlich akzeptiert & angenommen werden sollten, soweit es um kulturelle Autonomie & Identität geht. Diese beiden Ebenen des Kampfes um Gleichstellung wie auch der Akzeptanz von Vielfalt sollten nicht durcheinander geraten. Die antirassistische Praxis von KommunardInnen sollte sich also zuerst über den eigenen Zugang zu dieser Arbeit Klarheit verschaffen.</blockquote>
<blockquote>Wir haben in unserem Wohnprojekt Erfahrungen machen müssen, mit denen wir selber, aber noch mehr die zeitweilig mit uns lebenden Flüchtlinge bezüglich der Sehnsucht nach selbstbestimmtem Leben im Regen stehen. Es ist also geboten, einmal innezuhalten & Bilanz aufzumachen. Befreite Gebiete zu propagieren ist ja gut & schön, aber für wen soll das gelten? Wann verwandeln sich ehemals besetzte Räume & Häuser in erstarrte privilegierte Ghettos? Wenn ich innehalte, träume ich von befreiten Gebieten & unübersichtlichen Fluchtburgen, in denen alle BewohnerInnen nach ihren Bedürfnissen zum Zuge kommen & erstmal abgeschirmt vor staatlichen & rassistischen Übergriffen leben können. Kollektives Wohnen & Arbeiten schliesst den Widerstand & die Subversion gegen die kaltmachenden Strukturen der Gesellschaft & innerhalb der eigenen Projekte notwendig mit ein.</blockquote>
Mir hat besonders dieser Beitrag sehr zu denken gegeben.<br />
<em>Als Mensch, der sich emanzipatorisches Denken, Reden/Schreiben & Handeln auf die Fahne geschrieben hat, sollte ich daher immer von denjenigen ausgehen, die der Kapitalismus nicht (mehr) gebrauchen kann. Denn <b>ich wertschätze alle Menschen</b>, während das kapitalistische System nach Nützlicheit selektiert. Flüchtlinge nützen ihm nur insofern, als dass sie - als notgedrungen illegale Arbeitskräfte - das allgemeine Lohnniveau senken helfen. Wer noch nicht mal dazu taugt, hat komplett verloren.<br />
<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Schlingensief">Christoph Schlingensief</a> bezieht die Gescheiterten (O-Ton: "Scheitern als Chance", das Motto seiner Chance 2000-Kampagne) in seinen Aktionen mit ein. Dabei wird ihm immer wieder vorgeworfen, er führe behinderte Menschen öffentlich vor; ich habe das nicht so wahrgenommen. Mein Eindruck ist, dass Schlingensief alle Menschen ernst nimmt, mit denen er arbeitet, & ihnen gerade dadurch eine Chance gibt, die sie sonst nicht gehabt hätten. Er zeigt, dass diese Menschen viel mehr könnten, wenn man sie nur liesse. Das gilt für alle, ob Behinderte, Arbeitslose oder aus anderen Gründen "sozial Schwache".<br />
Damit ist er für mich ein Ansporn, alles was ich tue so zu tun, dass ich niemand damit ausgrenze.<br />
Wie das erreichen? Indem ich mich gezielt an unterprivilegierte Menschen wende, mit ihnen in Kontakt komme & bleibe.</em><br />
<br />
Eine Freundin von mir, <b>Astrid Linz</b>, hat ein feines Gespür dafür, wann bestimmte Menschen aus dem Bewusstsein ausgeblendet werden. Sie teilt z.B. ihren Garten mit einer kurdischen Flüchtlingsfamilie & hat sich dafür eingesetzt, dass die Familie in Deutschland bleiben kann. Ich habe Astrid kennen gelernt über die Tauschring-Bewegung, sie betreibt mit anderen zusammen eine Website zum Thema: <a href="http://www.tauschringe.info/">www.tauschringe.info</a>. <br />
<hr /><br />
So, das war nur ein kleiner Einblick in das KommuneBuch, das zu lesen sich für alle lohnt, die mehr über Gemeinschaften im Allgemeinen & Kommunen im Besonderen wissen wollen.<br />
<br />
Einige Gemeinschaftsprojekte, auf die ich durch das Buch aufmerksam geworden bin & dort vielleicht mal hinfahre, sind:
<ul>
<li>Der <a href="http://www.finkhof.de/">Finkhof</a></li>
<li>Die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Hafenstra%C3%9Fe">Hamburger Hafenstrasse</a></li>
<li>Die <a href="http://coforum.de/index.php4?Feuerland_Br%FCssow">Kommune Feuerland</a>, deren Beitrag zum KommuneBuch übrigens online vorliegt: <a href="http://www.htu.tugraz.at/mrt/rt-text.pdf">Radikale Therapie</a></li>
<li>Die <a href="http://www.basisgemeinde.de/">Basisgemeinde Wulfshagenerhütten</a>
</li>
</ul><br />
<a name="ProjektA">Ganz zum Schluss weise ich noch auf das </a><a href="http://projekte.free.de/dada/dada-l/L0000849.HTM">Projekt A</a> hin, weil es mir in der letzten Zeit öfter begegnet ist:
<ul>
<li><a href="http://www.graswurzel.net/304/stowasser.shtml">Ein Interview mit dem Autor Horst Stowasser</a></li>
<li><a href="http://www.anarchismus.de/libertaere-tage/lt1993/lt93doku/eroeffnung/projekt-a.htm">Projekt A & die WESPE ("Werk Selbstverwalteter Projekte und Einrichtungen" in Neustadt an der Weinstrasse)</a></li>
<li><a href="http://www.anarchismus.at/txt5/projekta1.htm">Horst Stowasser - Wege aus dem Ghetto - Die anarchistische Bewegung und das Projekt A</a></li>
</ul>
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2005 iromeister
2005-12-06T20:56:00Z
-
Mehr von der KoWa
http://iromeister.twoday.net/stories/1242965/
Ich weiss ja nicht, wie regelmässig Du meinen Blog liest, aber vielleicht bist Du ja schon ganz heiss darauf, mehr vom Leben in der <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1228154/">KoWa</a> zu erfahren, wo ich seit Dienstag wohne. "Wohnen" ist bei mir zur Zeit natürlich immer befristet zu verstehen! ^^<br />
Mir gefällt's nach wie vor hier. Inzwischen hab ich schon hier & dort bei den anfallenden Arbeiten mitgeholfen, z.B. Holz für die Heizung geschleppt. Allerdings ist fast niemand aus der Kommune bisher von sich aus auf mich zugekommen, ich hab mich bis auf ein Mal immer selber drum gekümmert, irgendwo mitzuarbeiten.<br />
<br />
Am Samstag Abend war der Kabarettist <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Kittner">Dietrich Kittner</a> zu Gast im Spatz. Der Mann ist klasse, wenn er mal in Deiner Nähe auftritt, dann geh hin! Politisch unkorrekter Wortwitz, der sich gewaschen hat. Singen tut er zwischendurch auch, der Schwerpunkt liegt eindeutig beim gesprochenen Wort. & die Aufhänger & viele Pointen denkt er sich nicht mal aus, sondern bekommt sie von PolitikerInnen geliefert. Er zitiert gern & ausgiebig. Die Grenze zwischen Lachen & Weinen (bzw. Gruseln) ist manchmal sehr schmal.<br />
<br />
Die Kulturkneipe gibt's erst seit Juni diesen Jahres. Von Mittwoch bis Sonntag ist Betrieb, allerdings nur am Wochenende wirklich was los. Donnerstags werden Filme gezeigt (letzte Woche war der <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1223697/">Gandhi-Film</a> dran).<br />
<br />
Erst im April 2003 hat der KoWa e.V. das Gebäude gekauft, die Kommune ist also noch ziemlich jung. Da sind Orientierungsschwierigkeiten nichts Besonderes - im Moment herrscht eine gewisse Krisenstimmung, die ich nicht überbewerten will. Sogar das "verflixte siebte Jahr" ist ja noch lang hin. ;-)<br />
Neue Menschen, die anpacken wollen & Lust auf Gemeinschaft haben, sind herzlich willkommen & können der Kommune gut tun. Platz ist genug, auch wenn noch einiges an Bauarbeiten zu tun ist.<br />
<br />
Ein wesentliches Merkmal einer <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Kommune_%28Lebensgemeinschaft%29">Kommune</a> im unterschied zum allgemeineren Oberbegriff "Gemeinschaft" ist die <b>gemeinsame Ökonomie</b>. Das hatte ich auf <a href="http://iromeister.twoday.net/stories/1063627/">Burg Lutter</a> ja schon kennen gelernt. Hier in der KoWa ist der Umgang mit persönlichem Vermögen so geregelt:<br />
1/4 ihres Vermögens schenken EinsteigerInnen dem KoWa e.V., 1/4 kann als Reserve stillgelegt werden, dann gibt die/derjenige die restliche Hälfte als "degressives Darlehen". Das heisst so viel wie, dass über einen Zeitraum von 10 Jahren hinweg der Darlehensanspruch schrittweise sinkt, so dass am Ende der Laufzeit der gesamte Darlehensbetrag an die Kommune übertragen ist.<br />
Wer in die Kommune einsteigen will, muss ihr also nicht auf einen Schlag ihr/sein gesamtes Vermögen übertragen, sondern das geschieht behutsam über einen langen Zeitraum.<br />
<br />
Das Kommune-Gründungstreffen <a href="http://www.nadir.org/nadir/periodika/contraste/los_gehts_2005.htm">Los geht's!</a> (das auch die Gründung der KoWa angeregt hat) fand die letzten beiden Jahre hier statt.<br />
<br />
Es gibt einmal die Woche Plenum, & zwar immer im Wechsel in einer Woche "Sozialplenum" mit kleinen Orga-Teil vorneweg & in der nächsten Woche reines Orga-Plenum.<br />
Einige aus der Kommune singen wöchentlich im Chor, da hab ich spontan am Dienstag Abend mitgesungen, u.a. eine Stelle aus dem <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Canto_General">Canto General</a>. Den singt der ZEGG-Chor auch.<br />
<br />
Den Internetzugang der Kommune - über den ich hier blogge - stellt nebenbei bemerkt die <a href="http://www.tbni.de/">Thüringer Bürgernetz-Initiative Waltershausen</a> zur Verfügung - drahtlos über den Kirchturm.
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2005 iromeister
2005-12-04T19:45:00Z
-
Die Kommune Waltershausen bei Gotha (Thüringen)
http://iromeister.twoday.net/stories/1228154/
Seit gestern Nachmittag bin ich für erst einmal eine Woche in der <a href="http://www.kommune-kowa.de/">Kommune Waltershausen (KoWa e.V.)</a>. Ich wurde sehr freundlich empfangen & fühle mich von Anfang an wohl hier.<br />
Für einen ersten Eindruck hier schon mal ein paar Fotos:<br />
<br />
So präsentiert sich die Kommune in der ehemaligen Puppenfabrik von der Strasse aus betrachtet:<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/kowa_aussen.jpg" alt="KoWa von der Strasse her" /><br />
<br />
& so sieht's vom Hof aus:<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/kowa_innen1.jpg" alt="KoWa vom Innenhof aus" /><br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/kowa_innen2.jpg" alt="auch KoWa vom Innenhof aus" /><br />
<br />
Momentan steht ein Schneeman im Hof rum:<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/kowa_schneemann.jpg" alt="abgestützter Schneemann" /><br />
<br />
Das hier ist der Eingang zum <a href="http://www.kommune-kowa.de/spatz/">Spatz</a>, der Kulturkneipe in der KoWa:<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/kowa_spatz_eingang.jpg" alt="Eingang zum Spatz" /><br />
<br />
Ein gutes Motto - auch für die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Kommune_%28Lebensgemeinschaft%29">Kommunebewegung</a> insgesamt - gibt dieser Spruch ab:<br />
<img src="http://www.jpberlin.de/iromeister/blog/kowa_baeckerei_statt_kuchen.jpg" alt="Nicht um ein größeres Stück vom KUCHEN betteln - sondern eine ganz andere BÄCKEREI aufmachen!" /><br />
<br />
In den nächsten Tagen wirst Du mehr von meiner Zeit in der KoWa lesen können - stay tuned!
iromeister
Gemeinschaften in D
Copyright © 2005 iromeister
2005-11-30T19:32:00Z
find
Search this site:
q
http://iromeister.twoday.net/search