Feuer im Bauch: Über das Mann-Sein
Wahrhaft demütig ist, wer sich nicht fürchtet, sich zu seiner wahren Grösse aufzurichten, um das zu tun was notwendig ist.
Jedem einzelnen von uns stehen grosse Aufgaben bevor. Sich diesen Aufgaben zu verantworten heisst, alles zu tun was wir können. Nicht mehr, nicht weniger.
Ich brauche nicht aufzuzählen, was von den allgegenwärtigen Kriegen über die zunehmende Umweltzerstörung bis hin zu den beständig wiederkehrenden Wirtschaftskrisen uns alles herausfordert.
& das Allerallerschwerste dabei ist, nicht dem Messias-Syndrom zu verfallen & sich allein verantwortlich dafür zu fühlen. Gerade wir Männer können uns nur vor solcher gut gemeinter Hybris schützen, indem wir uns ein ums andere Mal bewusst machen, dass wir ein Teil des Ganzen sind. Dass wir eine Welle im Ozean sind, & nur der Ozean als Ganzes unterstützt durch den Wind befördert das Schiff ans ferne Ufer.
Ich lese gerade "Feuer im Bauch: Über das Mann-Sein" von Sam Keen. Dieses Buch schüttelt mich gehörig durch. Darin rollt Sam Keen die Geschichte der Männer auf & beschreibt, wie sich die Kriegermentalität seit den Eroberungszügen der Arier/Indogermanen in den Männern der allermeisten Kulturen dieses Planeten festgesetzt hat. Ganz besonders auch in den Idealen der kapitalistischen Wirtschaft. Wenn von "feindlichen Übernahmen" die Rede ist & immer wieder Sunzis "Kunst des Krieges" für Management-Philosophien hergenommen wird, ist das todernst gemeint.
In kurzer Zeit habe ich 15 Seiten aus meinem alten Tagebuch zusammenkopiert, die meine eigene Kriegermentalität aufs Beste illustrieren. & das wo ich Krieg & die Leistungsideale unserer Kultur oberflächlich immer abgelehnt habe. Verzicht auf Lebensfreude, Angst davor sich hinzugeben, das Gefühl nur soviel wert zu sein wie ich leiste, sind über viele Generationen "herangezüchtete" kulturelle Muster. Die legt man nicht so einfach durch eine Willensentscheidung ab.
Ein Zitat aus dem Buch:
Was ich zur Zeit mache, diese Reise zu vielen verschiedenen Projekten, die alle in irgendeiner Form die Zukunft der Menschheit zum Besseren hinwenden wollen - damit lebe ich wohl meine Frage, wer ich als Mann auf dieser Erde eigentlich bin. Heute Nachmittag kam mir dabei in den Sinn, dass ich mich oft gedrängt fühle, eine bestimmte Rolle & einen bestimmten Platz einzunehmen. Aber die Aufgaben dieser Zeit sind so gross, dass das nur eine Nische ist, in die ich mich einigeln will. & von den Aufgaben mal komplett abgesehen lebe ich auf der Erde! Das hier ist mein Heimatplanet, die ganze Erde! Warum soll ich mich auf einen Punkt beschränken, damit entgeht mir doch wieder die Fülle des Lebens!?!
Mir fällt es unheimlich schwer, einfach dankbar für die Geschenke des Lebens zu sein. Auch dazu hat Sam Keen etwas zu sagen (im Zusammenhang mit dem Geschlechterverhältnis): "Das wahre Problem besteht nicht darin, dass Frauen nicht gewillt sind, mehr zu geben, sondern dass die Männer durch ihre Sozialisation unfähig geworden sind, mehr anzunehmen. Schliesslich ist es ein Gesetz der Wettbewerbsgesellschaft, dass derjenige mächtiger ist, der gibt, als der, der nimmt."
Das ist wohl die grösste Hürde auf dem Weg zu einer Ökonomie des Schenkens. Erst wenn ich staunend & dankbar annehmen kann, was das Leben mir aus der Fülle schenkt, bin ich bereit, ohne Berechnung meinerseits zu schenken.
Vielleicht ist es tatsächlich Angst vor der eigenen Grösse, wie sie Nelson Mandela in seiner Antrittsrede beschrieb. Angst vor der Grösse dessen, was ich geben kann, & vielleicht noch viel mehr Angst vor der Grösse dessen, was ich empfangen kann, woran ich mich freuen kann. Wofür ich mich bedanken kann.
Nach mehreren Jahrtausenden Kapitalismus (worunter ich ein Wirtschaften von Schuldnern & Gläubigern verstehe) kann Mann (& Frau vermutlich auch) sich kaum vorstellen, etwas zu bekommen ohne sich dadurch zu verschulden. Das hab ich im Tauschring gemerkt, wo es keine Zinsen gibt & trotzdem alle versuchen, nicht "in die Miesen" zu kommen.
Wir sind verantwortlich, alles zu geben was wir können, damit unser Leben gut wird. Wir sind genauso verantwortlich, alles was wir bekommen zu ehren. Denn es kommt überhaupt nicht darauf an, was ich verdiene. Stolz ist eine unnötige Empfindung. Krieger sind stolz auf die Zahl der getöteten Feinde. In der Arbeitswelt sind Männer, zunehmend auch Frauen, stolz auf die Zahl der Konkurrenten, die sie auf der Karriereleiter ausgestochen haben.
Natürlich sind wir auch oft stolz auf wirklich gute Dinge, die wir vollbracht haben. Aber was davon ist denn tatsächlich unser ganz alleiniges Verdienst? Auch unsere Talente bekommen wir geschenkt, sagt Tü!Tü! ganz richtig. Statt stolz zu sein, sollten wir deshalb lieber dankbar sein für unsere Begabungen, die uns gegeben wurden. & dankbar dafür, dass wir sie für das Wohl unserer Mitgeschöpfe eingesetzt haben.
Hough! Ich habe gesprochen.
& zum Abschluss noch ein ganz erstaunliches Zitat von Friedrich Nietzsche:
Jedem einzelnen von uns stehen grosse Aufgaben bevor. Sich diesen Aufgaben zu verantworten heisst, alles zu tun was wir können. Nicht mehr, nicht weniger.
Ich brauche nicht aufzuzählen, was von den allgegenwärtigen Kriegen über die zunehmende Umweltzerstörung bis hin zu den beständig wiederkehrenden Wirtschaftskrisen uns alles herausfordert.
& das Allerallerschwerste dabei ist, nicht dem Messias-Syndrom zu verfallen & sich allein verantwortlich dafür zu fühlen. Gerade wir Männer können uns nur vor solcher gut gemeinter Hybris schützen, indem wir uns ein ums andere Mal bewusst machen, dass wir ein Teil des Ganzen sind. Dass wir eine Welle im Ozean sind, & nur der Ozean als Ganzes unterstützt durch den Wind befördert das Schiff ans ferne Ufer.
Ich lese gerade "Feuer im Bauch: Über das Mann-Sein" von Sam Keen. Dieses Buch schüttelt mich gehörig durch. Darin rollt Sam Keen die Geschichte der Männer auf & beschreibt, wie sich die Kriegermentalität seit den Eroberungszügen der Arier/Indogermanen in den Männern der allermeisten Kulturen dieses Planeten festgesetzt hat. Ganz besonders auch in den Idealen der kapitalistischen Wirtschaft. Wenn von "feindlichen Übernahmen" die Rede ist & immer wieder Sunzis "Kunst des Krieges" für Management-Philosophien hergenommen wird, ist das todernst gemeint.
In kurzer Zeit habe ich 15 Seiten aus meinem alten Tagebuch zusammenkopiert, die meine eigene Kriegermentalität aufs Beste illustrieren. & das wo ich Krieg & die Leistungsideale unserer Kultur oberflächlich immer abgelehnt habe. Verzicht auf Lebensfreude, Angst davor sich hinzugeben, das Gefühl nur soviel wert zu sein wie ich leiste, sind über viele Generationen "herangezüchtete" kulturelle Muster. Die legt man nicht so einfach durch eine Willensentscheidung ab.
Ein Zitat aus dem Buch:
Vor zwanzig Jahren, kurz vor dem Ende einer guten, aber schwierigen Ehe, fragte mich meine Frau: "Wärest du bereit, weniger tüchtig zu sein?" Die Frage geht mir bis heute nach.Wahrlich eine Frage, die einen Mann unserer Kultur ganz schön ins Schlingern bringen kann.
Was ich zur Zeit mache, diese Reise zu vielen verschiedenen Projekten, die alle in irgendeiner Form die Zukunft der Menschheit zum Besseren hinwenden wollen - damit lebe ich wohl meine Frage, wer ich als Mann auf dieser Erde eigentlich bin. Heute Nachmittag kam mir dabei in den Sinn, dass ich mich oft gedrängt fühle, eine bestimmte Rolle & einen bestimmten Platz einzunehmen. Aber die Aufgaben dieser Zeit sind so gross, dass das nur eine Nische ist, in die ich mich einigeln will. & von den Aufgaben mal komplett abgesehen lebe ich auf der Erde! Das hier ist mein Heimatplanet, die ganze Erde! Warum soll ich mich auf einen Punkt beschränken, damit entgeht mir doch wieder die Fülle des Lebens!?!
Mir fällt es unheimlich schwer, einfach dankbar für die Geschenke des Lebens zu sein. Auch dazu hat Sam Keen etwas zu sagen (im Zusammenhang mit dem Geschlechterverhältnis): "Das wahre Problem besteht nicht darin, dass Frauen nicht gewillt sind, mehr zu geben, sondern dass die Männer durch ihre Sozialisation unfähig geworden sind, mehr anzunehmen. Schliesslich ist es ein Gesetz der Wettbewerbsgesellschaft, dass derjenige mächtiger ist, der gibt, als der, der nimmt."
Das ist wohl die grösste Hürde auf dem Weg zu einer Ökonomie des Schenkens. Erst wenn ich staunend & dankbar annehmen kann, was das Leben mir aus der Fülle schenkt, bin ich bereit, ohne Berechnung meinerseits zu schenken.
Vielleicht ist es tatsächlich Angst vor der eigenen Grösse, wie sie Nelson Mandela in seiner Antrittsrede beschrieb. Angst vor der Grösse dessen, was ich geben kann, & vielleicht noch viel mehr Angst vor der Grösse dessen, was ich empfangen kann, woran ich mich freuen kann. Wofür ich mich bedanken kann.
Nach mehreren Jahrtausenden Kapitalismus (worunter ich ein Wirtschaften von Schuldnern & Gläubigern verstehe) kann Mann (& Frau vermutlich auch) sich kaum vorstellen, etwas zu bekommen ohne sich dadurch zu verschulden. Das hab ich im Tauschring gemerkt, wo es keine Zinsen gibt & trotzdem alle versuchen, nicht "in die Miesen" zu kommen.
Wir sind verantwortlich, alles zu geben was wir können, damit unser Leben gut wird. Wir sind genauso verantwortlich, alles was wir bekommen zu ehren. Denn es kommt überhaupt nicht darauf an, was ich verdiene. Stolz ist eine unnötige Empfindung. Krieger sind stolz auf die Zahl der getöteten Feinde. In der Arbeitswelt sind Männer, zunehmend auch Frauen, stolz auf die Zahl der Konkurrenten, die sie auf der Karriereleiter ausgestochen haben.
Natürlich sind wir auch oft stolz auf wirklich gute Dinge, die wir vollbracht haben. Aber was davon ist denn tatsächlich unser ganz alleiniges Verdienst? Auch unsere Talente bekommen wir geschenkt, sagt Tü!Tü! ganz richtig. Statt stolz zu sein, sollten wir deshalb lieber dankbar sein für unsere Begabungen, die uns gegeben wurden. & dankbar dafür, dass wir sie für das Wohl unserer Mitgeschöpfe eingesetzt haben.
Hough! Ich habe gesprochen.
& zum Abschluss noch ein ganz erstaunliches Zitat von Friedrich Nietzsche:
Und es kommt vielleicht ein grosser Tag, an welchem ein Volk, durch Kriege und Siege, durch die höchste Ausbildung der militärischen Ordnung und Intelligenz ausgezeichnet und gewöhnt, diesen Dingen die schwersten Opfer zu bringen, freiwillig ausruft: Wir zerbrechen das Schwert - und sein gesamtes Heerwesen bis in seine letzten Fundamente zertrümmert. Sich wehrlos machen, während man der Wehrhafteste war, aus einer Höhe der Empfindungen heraus -, das ist das Mittel zum wirklichen Frieden, welcher immer auf einem Frieden der Gesinnung ruhen muss: während der sogenannte bewaffnete Friede, wie er jetzt in allen Ländern einhergeht, der Unfriede der Gesinnung ist, der sich und dem Nachbarn nicht traut und halb aus Hass, halb aus Furcht die Waffen nicht ablegt. Lieber zugrunde gehen als hassen und fürchten machen -, dies muss einmal auch die oberste Maxime jeder einzelnen staatlichen Gesellschaft werden!
iromeister - 2005-09-17 23:37