The best things in life
Schon vor Monaten habe ich hier unter der Überschrift Die Macht von Glaubenssätzen über meinen tiefsitzenden Glaubenssatz geschrieben, den die Band Filter vertont hat:
You know the best things in life aren't for me
You know the best things in life aren't for free
Jetzt hab ich mir bei eBay das Album gekauft, wo das Lied drauf ist, & seit inzwischen vielleicht einer Stunde läuft das Lied auf Repeat.
Ich hab schon mehrere Durchläufe in verschiedene Richtungen hinter mir. Zuerst stopfte ich wie üblich Essen in mich rein - eine 300 Gramm-Tafel Milka Schoko & Keks.
Dann stieg eine unbändige Wut in mir hoch, ich wollte nur noch rumschreien, irgendwen oder irgendwas schlagen, konkret den Stuhl gegen die Wand schmettern.
Ganz bewusst hielt ich mich zurück & tat nichts dergleichen.
Schliesslich fielen mir Berge von Schuppen von den Augen. Zwar war über weite Strecken meines Lebens mein heimliches Motto "Durchhalten & Verzichten", doch dieses Durchhalten bezog sich immer auf selbst gewählte Durststrecken. Sowas wie die Aktion, als ich barfuss von der Sparrenburg bis zum Hermannsdenkmal wanderte. Mir selbst zeigen, was ich alles aushalten kann.
Dabei bin ich ganz oft feige davon gelaufen, wenn Gefühle in mir aufstiegen. Die wollte ich dann nicht aushalten. Die traute ich mich nicht zuzulassen.
Das tue ich, während "The best things" auf Repeat läuft. Nicht darin flüchten, dass ich etwas in mich reinstopfe, nicht in aktionistisches Äussern meiner Gefühle flüchten. Denn wenn ich das was ich fühle äussere ist es ausserhalb von mir & nicht mehr in mir. Auch eine bequeme Art, nichts in mir zu fühlen.
Es fühlte sich auf eine ungewöhnliche Art gut an, nicht auszuweichen. Einfach stehen bleiben & nichts tun ausser fühlen was da ist.
Das ist wahrer Mut, echtes Vertrauen.
Übrigens ekele ich mich erstmals vor dem vielen Essen, das ich einfach so ohne Sinn & Verstand wegdrücke. Spüre dass 300 Gramm Schokolade auf einmal schlicht Gift für mich sind. Das was ich noch an heimlichen Vorräten in der Schublade liegen habe, will ich auf gar keinen Fall noch hinterherstopfen. Auch wenn ich das problemlos könnte, das weiss ich ja nur zu gut.
Mir ist heute Nacht wieder deutlich bewusst geworden, dass ich morgen tot sein kann (siehe auch Fight Club & Don Juan Matus). Deshalb will ich heute noch wissen, wer dieser Dämon in mir ist, der ständig gefüttert werden will & sich sprachlich in diesem Glaubenssatz manifestiert, & was dieser Dämon will. Mindestens das will ich noch wissen bevor ich sterbe.
Zwar kenne ich die Antwort in diesem Moment noch nicht, doch habe ich durch meinen Willen, mit dem Dämon so lange zu ringen bis er sich zu erkennen gibt, schon mal erfahren, dass ich stark genug bin auszuhalten was bisher an Gefühlen aufstieg.
Eine Ergänzung zu meinem Kraftsatz seit über 4 Monaten ist der Satz
Der Glaubenssatz ist hauptsächlich dafür verantwortlich, dass ich kaum dankbar sein kann. In seiner Wirkung ist er übrigens perfekt für unser kapitalistisches Wirtschaftssystem:
Einerseits will ich ihn nicht wahrhaben & strenge mich deshalb wie wahnsinnig an, eben doch die besten Dinge im Leben zu bekommen (& bin damit anfällig für die Durchhalteparolen der Leistungsgesellschaft - "Vom Tellerwäscher zum Millionär" & all die anderen Märchen);
andererseits glaube ich ja daran, dass die besten Dinge im Leben eh nichts für mich sind & das Ganze deshalb sinnlos. Erfüllung bekomme ich auf die Art nie, weil ich sie mir selber nicht gönne (dadurch erliege ich immer wieder den Verlockungen des Konsums, der bis ins Unendliche gesteigert werden kann & doch immer wieder nur innere Leere hinterlässt).
Es ist so wie gleichzeitig Vollgas geben & die Bremse durchtreten.
Ich weiss aber immer noch nicht, wer der Dämon ist & was er will.
Frage ich mich also, was sind eigentlich für mich die besten/schönsten Dinge im Leben?
An erster Stelle stehen da Beziehungen zu Frauen, nicht nur aber auch sexuelle. In diesem Bereich hat nämlich der Satz am allerstärksten gewirkt: ich hatte noch nie eine Freundin. Obwohl ich immer wieder davon träumte.
Am wichtigsten ist mir dabei die Intimität. Körperlich & seelisch nackt sich selbst & einem anderen Menschen begegnen. Oder auch nur seelisch nackt, oder nur körperlich nackt. Close to it all.
So nackt & nah bin ich natürlich ungeschützt. Aber: ich muss mich doch auch nicht schützen.
Mich schützen. Aha. Da kommen wir der Sache doch langsam näher.
Der Dämon will mich also - auch mit Hilfe des Satzes - vor intimer Nähe zu dem Besten & Schönsten im Leben schützen. Genauer: er will mich vor der Gefahr schützen, dieses Beste & Schönste wieder zu verlieren oder gar nicht erst zu bekommen. Glaube ich, dass das von vornherein eh nicht geht, dann versuche ich es gar nicht erst & spüre auch keinen so grossen Verlust.
Die Schraube, an der ich selber nun drehen kann, ist "wie schlimm wäre das tatsächlich für mich?" Denn ein Verlust ist es ja faktisch gar nicht. Schliesslich habe ich über zwei Jahrzehnte ohne "The best things in life" gelebt, & gar nicht mal so schlecht. Also was habe ich denn bitteschön zu verlieren?
& "The best things in life aren't for free" stimmt auch insofern, als ich von mir aus bereit sein muss, das Schönste im Leben geschenkt zu bekommen. Mein Einsatz in diesem Spiel ist demnach, mich von positiven wie negativen Erwartungen zu befreien. Anders ausgedrückt: ich "bezahle" also die besten Dinge im Leben mit meiner Dankbarkeit.
Ha! Ein klassischer Fall von Reframing!
You know the best things in life aren't for me
You know the best things in life aren't for free
Jetzt hab ich mir bei eBay das Album gekauft, wo das Lied drauf ist, & seit inzwischen vielleicht einer Stunde läuft das Lied auf Repeat.
Ich hab schon mehrere Durchläufe in verschiedene Richtungen hinter mir. Zuerst stopfte ich wie üblich Essen in mich rein - eine 300 Gramm-Tafel Milka Schoko & Keks.
Dann stieg eine unbändige Wut in mir hoch, ich wollte nur noch rumschreien, irgendwen oder irgendwas schlagen, konkret den Stuhl gegen die Wand schmettern.
Ganz bewusst hielt ich mich zurück & tat nichts dergleichen.
Schliesslich fielen mir Berge von Schuppen von den Augen. Zwar war über weite Strecken meines Lebens mein heimliches Motto "Durchhalten & Verzichten", doch dieses Durchhalten bezog sich immer auf selbst gewählte Durststrecken. Sowas wie die Aktion, als ich barfuss von der Sparrenburg bis zum Hermannsdenkmal wanderte. Mir selbst zeigen, was ich alles aushalten kann.
Dabei bin ich ganz oft feige davon gelaufen, wenn Gefühle in mir aufstiegen. Die wollte ich dann nicht aushalten. Die traute ich mich nicht zuzulassen.
Das tue ich, während "The best things" auf Repeat läuft. Nicht darin flüchten, dass ich etwas in mich reinstopfe, nicht in aktionistisches Äussern meiner Gefühle flüchten. Denn wenn ich das was ich fühle äussere ist es ausserhalb von mir & nicht mehr in mir. Auch eine bequeme Art, nichts in mir zu fühlen.
Es fühlte sich auf eine ungewöhnliche Art gut an, nicht auszuweichen. Einfach stehen bleiben & nichts tun ausser fühlen was da ist.
Das ist wahrer Mut, echtes Vertrauen.
Übrigens ekele ich mich erstmals vor dem vielen Essen, das ich einfach so ohne Sinn & Verstand wegdrücke. Spüre dass 300 Gramm Schokolade auf einmal schlicht Gift für mich sind. Das was ich noch an heimlichen Vorräten in der Schublade liegen habe, will ich auf gar keinen Fall noch hinterherstopfen. Auch wenn ich das problemlos könnte, das weiss ich ja nur zu gut.
Mir ist heute Nacht wieder deutlich bewusst geworden, dass ich morgen tot sein kann (siehe auch Fight Club & Don Juan Matus). Deshalb will ich heute noch wissen, wer dieser Dämon in mir ist, der ständig gefüttert werden will & sich sprachlich in diesem Glaubenssatz manifestiert, & was dieser Dämon will. Mindestens das will ich noch wissen bevor ich sterbe.
Zwar kenne ich die Antwort in diesem Moment noch nicht, doch habe ich durch meinen Willen, mit dem Dämon so lange zu ringen bis er sich zu erkennen gibt, schon mal erfahren, dass ich stark genug bin auszuhalten was bisher an Gefühlen aufstieg.
Eine Ergänzung zu meinem Kraftsatz seit über 4 Monaten ist der Satz
Ich muss mich nicht schützen.
Steckt übrigens ebenfalls seit ein paar Wochen in meinem Portemonnaie.Der Glaubenssatz ist hauptsächlich dafür verantwortlich, dass ich kaum dankbar sein kann. In seiner Wirkung ist er übrigens perfekt für unser kapitalistisches Wirtschaftssystem:
Einerseits will ich ihn nicht wahrhaben & strenge mich deshalb wie wahnsinnig an, eben doch die besten Dinge im Leben zu bekommen (& bin damit anfällig für die Durchhalteparolen der Leistungsgesellschaft - "Vom Tellerwäscher zum Millionär" & all die anderen Märchen);
andererseits glaube ich ja daran, dass die besten Dinge im Leben eh nichts für mich sind & das Ganze deshalb sinnlos. Erfüllung bekomme ich auf die Art nie, weil ich sie mir selber nicht gönne (dadurch erliege ich immer wieder den Verlockungen des Konsums, der bis ins Unendliche gesteigert werden kann & doch immer wieder nur innere Leere hinterlässt).
Es ist so wie gleichzeitig Vollgas geben & die Bremse durchtreten.
Ich weiss aber immer noch nicht, wer der Dämon ist & was er will.
Frage ich mich also, was sind eigentlich für mich die besten/schönsten Dinge im Leben?
An erster Stelle stehen da Beziehungen zu Frauen, nicht nur aber auch sexuelle. In diesem Bereich hat nämlich der Satz am allerstärksten gewirkt: ich hatte noch nie eine Freundin. Obwohl ich immer wieder davon träumte.
Am wichtigsten ist mir dabei die Intimität. Körperlich & seelisch nackt sich selbst & einem anderen Menschen begegnen. Oder auch nur seelisch nackt, oder nur körperlich nackt. Close to it all.
So nackt & nah bin ich natürlich ungeschützt. Aber: ich muss mich doch auch nicht schützen.
Mich schützen. Aha. Da kommen wir der Sache doch langsam näher.
Der Dämon will mich also - auch mit Hilfe des Satzes - vor intimer Nähe zu dem Besten & Schönsten im Leben schützen. Genauer: er will mich vor der Gefahr schützen, dieses Beste & Schönste wieder zu verlieren oder gar nicht erst zu bekommen. Glaube ich, dass das von vornherein eh nicht geht, dann versuche ich es gar nicht erst & spüre auch keinen so grossen Verlust.
Die Schraube, an der ich selber nun drehen kann, ist "wie schlimm wäre das tatsächlich für mich?" Denn ein Verlust ist es ja faktisch gar nicht. Schliesslich habe ich über zwei Jahrzehnte ohne "The best things in life" gelebt, & gar nicht mal so schlecht. Also was habe ich denn bitteschön zu verlieren?
& "The best things in life aren't for free" stimmt auch insofern, als ich von mir aus bereit sein muss, das Schönste im Leben geschenkt zu bekommen. Mein Einsatz in diesem Spiel ist demnach, mich von positiven wie negativen Erwartungen zu befreien. Anders ausgedrückt: ich "bezahle" also die besten Dinge im Leben mit meiner Dankbarkeit.
Ha! Ein klassischer Fall von Reframing!
iromeister - 2006-03-04 02:14
Ich will mich öffnen für Liebe, Nähe , Gemeinschaft, Visionen........
erst mal meinen Respekt an Dich, so offen von Deinen Gefühlen und Bedürfnissen zu berichten. Du läßt tief in Dein Herz blicken und das in aller Öffentlichkeit. Wenn das nicht Vertrauen ist....
Ja, ich war auch im ZEGG , im Gemeinschaftskurs 2005 und ich bin auch eine von den Menschen, die schon sehr früh ihre Bedürfnisse "vergessen" hat. Mein Anliegen war, mich in einem geschützten Raum unter Gleichgesinnten zu öffnen und beschenken zu lassen. Da ich mich für eine Helferin halte und eher die Bedürnisse Anderer sehe als meine eigenen, habe ich ganz bewußt auf das gesehen, was an Geschenken für mich da war. Es war unendlich viel und manchmal war es nicht so, wie ich es wollte. Ja, ich habe sogar erlebt, daß es sich dann entzog, wenn ich es wollte.
Ich habe entdeckt, daß meine Wünsche eigentlich Forderungen waren und daß ich dann darauf starrte, ob es sich so erfüllte, wie es meinem Begehren entsprach. Das gelang nicht. Als ich meine Forderungen ganz einstellte, erst wiederwillig und enttÄuscht, zeigte sich dann alles das, was an Geschenken da war in dieser Situation. Ich wurde so reich beschenkt und erst, als ich meine Forderung einstellte, konnte ich empfangen, was da war.
Nun zu Deiner Formulierung:
Ich muss mich nicht schützen.
Gerade befasse ich mich mit der gewaltfreien Kommunikation und las erst heute über die Formulierung "ich muss" Was sagt sie aus?
Ich will ist oft passender und läßt eine Freiheit und die Verneinungsform ist für den Geist verwirrend.
Der Satz sagt klar ausgedrückt in etwa
Ich will mich schützen
Das ist für mich okay und wahr.
Ich will mich schützen vor Kälte und Übellaunigkeit, vor Verwirrung und Angst.
Ich will mich öffnen für Nähe, Liebe , Gemeinschaft , Mut ......
Ganz liebe Grüße an Dich und alle die hier lesen
von Gabriele
Ich brauche mich nicht zu schützen