Dienstag, 17. Oktober 2006

Leipzig, wir kommen!

Es ist schon seit einigen Wochen beschlossene Sache & inzwischen haben wir sogar ne Wohnung, deshalb verkünde ich nun endlich auch hier: Wir ziehen nach Leipzig!
Dass Sabine aus der Gemeinschaft in Jahnishausen aussteigt, dafür gibt es eine ganze Menge Gründe. Einer davon war bisher, dass die Kinder zum Sudbury-Lernzentrum gehen & das ne ganz schöne Aktion ist jede Woche für zwei Tage. Allerdings hat sich inzwischen die Sudbury-Gruppe gespalten & das Lernzentrum wird in der bisherigen Form eingestellt. So werden die beiden deshalb voraussichtlich statt dessen auf die Freie Schule Connewitz gehen. Das ist alles noch in der Schwebe & hängt natürlich davon ab, was die Kinder wollen.
Leipzig gefällt uns auch ganz unabhängig von Freien Schulen, vor allem weil sich die Stadt auf die Fahnen geschrieben hat eine Junge Stadt zu sein.
Einer der Hauptgründe für unseren Weggang aus Jahnishausen ist nämlich, dass es die jüngeren Menschen bisher recht schwer haben, auf gleicher Ebene die Entwicklung der Gemeinschaft mitzugestalten. Wer sich seinen Lebensunterhalt mit Erwerbsarbeit verdienen muss & erst recht wer (noch nicht erwachsene) Kinder hat, steht unter einer erheblichen Mehrfachbelastung. Den Kindern selbst begegnen die Menschen am Platz sehr unterschiedlich, Kinder bewegen sich eher am Rande des Gemeinschaftslebens. Das ist auch kein Wunder, da die Gemeinschaft noch jung & mitten im Aufbau begriffen ist.
Der Anspruch, generationenübergreifend zusammen zu leben, ist deshalb nach meiner Einschätzung nur ansatzweise in die Tat umgesetzt. Für mich ist auch fraglich, ob das wirklich einmal so sein wird hier; es muss ja auch nicht unbedingt sein, vielleicht entwickelt sich Jahnishausen statt dessen zu einer Gemeinschaft der "jung gebliebenen Alten", die hier aktiv ihren Lebensabend gestalten. Das wäre in dieser Form sogar einmalig in Deutschland & von daher eine tolle Sache.
Das ist meine ganz persönliche Einschätzung, andere mögen die Situation anders betrachten.
Weshalb Jahnishausen für mich von vornherein nicht das war, was ich für mich suchte, geht deutlich aus meinen Anforderungen an meine Gemeinschaft hervor - mit gemeinsamer Ökonomie haben die wenigsten hier etwas am Hut.

Leipzig wird für uns auch keine dauerhafte Bleibe sein, wir suchen weiterhin nach einer Gemeinschaft. Ein möglicher Kandidat dafür ist Klein Jasedow bzw. Pulow, wo wir zum Wochenende hinfahren. Die Europäische Akademie der Heilenden Künste veranstaltet eine Konferenz mit Frithjof Bergmann, Margrit Kennedy & Heide Göttner-Abendroth.

Freitag, 6. Oktober 2006

Die Massen wollen solidarisch wirtschaften!!!

Wie wollen wir wirtschaften?
Der Frühbucherrabatt ist zwar vorbei, doch teuer ist der Spass deswegen beileibe nicht. Wer also mitreden will, wie wir (alle?!) in Zukunft wirtschaften wollen, melde sich schnellstmöglich für den Kongress vom 24.-26. November in der TU Berlin an.

Sonntag, 1. Oktober 2006

Das Ende der Elternkultur

... wird wohl noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Was ich unter Elternkultur verstehe, dazu erlaube ich mir weiter unten aus dem Buch Elternaustreibung zu zitieren. Ich habe dazu auch formuliert: Die Elternkultur ist die Matrix. Damit meine ich all das, was uns (Kindern, die wir ja alle sind) unhinterfragt präsentiert wird. Ich erinnere in dem Zusammenhang auch an die Bärengeschichte, die Christoph Spehr zitiert:
Typisch sind, erstens, die Fragen, die nicht gestellt werden: Woher nehmen die alten Bären das Recht, dem kleinen Bären zu sagen, wann er ins Bett zu gehen hat und ob er dabei Licht braucht? Wieso werden sie dadurch zu seinen Untertanen, dass er beim Essen persönliche Geschmacksvorlieben hat? Wem schadet er, weil er seine Suppe nicht essen will und wieso freuen sie sich nicht, wenn er sie später doch essen will? Wer stellt mehr Zumutungen an den anderen: der kleine Bär, dessen Zumutungen immer auffallen, oder die alten Bären und ihre Welt, die unzählige Regeln, Forderungen, Normen umfasst und eine einzige, gewaltige, polypenhafte Zumutung an den kleinen Bären ausspricht: sich einzufügen und sie zu akzeptieren, wie sie ist? Wieso wird ein Unterschied zwischen diesen Zumutungen gemacht, je nachdem, in welche Richtung sie gestellt werden; womit wird dieser Unterschied begründet oder gerechtfertigt? Wer hat eigentlich wirklich die Macht: der kleine Bär, der in eine Welt nachkommt, die ihm von anderen vorgesetzt wird, oder die alten Bären, denen diese Welt gehört, die darüber verfügen, die sich selber Essen machen können und die keine Angst im Dunkeln haben? Was bedeutet das für die Situation des Konflikts?

So, nun aber das angekündigte Zitat aus dem Rowohlt Verlag:
Elternaustreibung, die:
Das Wort ist eine sprachliche Eigenwilligkeit. "Elternaustreibung" erinnert an "Teufelsaustreibung" und "Judenvertreibung". Es geht mir um den Abschied von der Elternkultur, die seit vielen Jahrtausenden das Leben der Menschen beherrscht. Mutter und Vater gelten mehr als das Kind, die Regierenden mehr als das Volk, Gott gilt mehr als der Mensch, der Mensch mehr als das Tier, der Geist mehr als der Körper. Von Moses über Luther zu Reagan wurde das Prinzip, das sich verbirgt hinter den Geboten "Du sollst deine Eltern ehren" und "Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir", als Lebensregel propagiert und in der Gesellschaft durchgesetzt. Es wird bis heute im Staat durchgeführt und in den Familien durchgeprügelt. Hinter diesem Prinzip steht eine Tendenz, die am Ende des 20. Jahrhunderts direkt in den Untergang der Menschen hineinführt. Da die Elternkultur das Oben gegen das Unten, das Alte gegen das Junge, das Gestrige gegen das Heutige verteidigt, können die Menschen sich nicht verändern und ihr Leben nicht neu einrichten, keine Gesellschaft in die Zukunft hinein aufbauen.
Von diesem todbringenden Prinzip verabschiedete ich mich in meiner "Elternaustreibung". Erst danach wurde ich fähig, meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst. Ich begann mit einer "Kinder"-Bewegung. Sie wird die letzte sein, die die Menschen aus der Herrschaftsgesellschaft der Männer herausführt. Es gab viele Bewegungen, die versuchten, das Patriarchat abzuschaffen: Sklaven, Bauern, Bürger, Arbeiter, Frauen und in ihrer Nachfolge die vielen Minderheiten, die mit verschiedenen Mitteln sich zur Wehr setzten. Die "Kinder"-Bewegung wird erstmals beide Geschlechter und Menschen aller Schichten und Altersstufen umfassen. Und sie wird die Verbindung zwischen dem Persönlichen und dem Gesellschaftlichen herstellen. Menschen von sieben bis siebzig werden ihr angehören, alle die, die sich aus der körperlichen und seelischen Macht ihrer Mütter und Väter befreien wollen, weil sie wissen und fühlen, daß diese Macht die Voraussetzung schafft für alle andere Macht. Die "Kinder"-Befreiung knüpft an ein Naturprinzip an: Aufbruch von den Eltern, Trennung für immer, Wiederfremdwerden. Die Tiere verlassen ihre Eltern nach der Zeit der Aufzucht und kennen sie dann nicht mehr, so daß Eltern und Kinder frei werden, um sich den Erfordernissen des Lebens neu widmen zu können.
Das ist Anarchismus an sein logisches Ende gedacht. Somit ist eine Elternaustreibung immer auch eine politische Handlung.

Montag, 25. September 2006

Altes Loslassen II

Wie schon in Altes Loslassen angekündigt, ist momentan für mich eine Zeit der Abschlüsse, Abschiede & Enden. Sowohl aus Buseck als auch aus Bielefeld habe ich nun alle meine Besitztümer hergeschafft, das Kapitel Bielefeld ist damit also auch abgeschlossen.
Der Begriff "Elternaustreibung" hat sich für das Ende einer langjährigen Beziehung zu der Frau, die mich geboren hat & dem Mann, der mich gezeugt hat, als unpassend erwiesen. Es war ganz unspektakulär, ich habe sowieso gar keine Verbindung mehr gespürt die ich noch hätte kappen können. Die beiden sind nun wieder irgendein altes Ehepaar für mich, das mich überhaupt nicht mehr interessiert. Wahrscheinlich kann ich mit jedem anderem Menschen auf diesem Planeten mehr anfangen als mit denen.
Tja, so können sie nun ungestört ihr Leben leben & ich meins.

Mein Abschied von Bielefeld (mit voll beladenem Transporter) war da schon deutlich wehmütiger. Es war echt ne schöne & spannende Zeit, ich bin ein gutes Stück erwachsen geworden in dieser Stadt mit den Menschen, die ich dort kennen gelernt habe. BielefelderInnen, ich grüsse Euch! Danke für alle Erfahrungen, die wir miteinander teilen konnten!
In der WG im Lohmannshof habe ich mich das erste Mal in meinem Leben wirklich daheim gefühlt - das war ne total schöne, intensive Zeit, an die ich mich gerne erinnere.

Übrigens habe ich mein altes handgeschriebenes Tagebuch (acht Jahre!!!) kurzerhand weggeschmissen. Seit längerem war das nur noch Ballast, den ich mit mir rumgeschleppt hatte & der mir den Blick auf Hier & Jetzt verstellte.

Wenn mensch es dann tatsächlich getan hat, wirkt Loslassen sehr befreiend! Es fühlt sich so an, als könne ich endlich wieder richtig tief durchatmen. Das tut gut!!!!!!!

Don't look back!

Eine neue Kategorie wieder sesshaft habe ich bei der Gelegenheit auch gleich eingeführt in meinem Blog.

Mittwoch, 13. September 2006

Iromeister is back!!!

Vorher:
Iromeister ohne Iro

Nachher:
Iromeister wie er sich gehört

Kontakt

Jabber: iromeister@deshalbfrei.org
Skype: brich.die.regeln
Mail: rincewind_at_
ist-einmalig_punkt_de

Intro

Guten Tag FremdeR! Du bist hier beim Blog eines (Forschungs-) Reisenden zu Gemeinschaften & Kommunen gelandet. Unterwegs bin ich seit Ende Juli 2005, seit ca. Sommer 2006 inzwischen wieder sesshaft. Mehr über mich & mein Projekt erfährst Du im Startschuss-Beitrag. Darin erkläre ich auch, wie Du diesen Blog "bedienst"!
Im Beitrag Eine neue Kultur fasse ich meinen bisherigen Lebens-Schwerpunkt zusammen - darum geht es mir, nicht nur in diesem Blog.

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Na prima das mit der Arbeit.
Jörg (Gast) - 2009-09-03 14:53

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