Mittwoch, 21. September 2005

Kurztrip ins Schwabeländle

Seit Montag Abend bin ich bei meinem alten Freund Carsten Unger in Ludwigsburg zu Besuch, der hier an der Filmakademie studiert. Er bereitet gerade als Regisseur seinen Diplomfilm vor.

Gestern habe ich mir in Ettlingen bei Comfort Schuh ein Paar richtig gute Schuhe für den Winter gekauft, das war noch ein sehr verspätetes Geburtstagsgeschenk meiner Eltern. Auf dem Rückweg habe ich in Karlsruhe Station gemacht & bin den Nachmittag über durch die Stadt geschlendert.
Das Schloss wirkt echt beeindruckend, wenn mensch von Marktplatz her kommt:
Fächer des Karlsruher Schlosses

Blick aus dem sehr geräumigen Schlosspark:
Karlsruher Schloss vom Park aus

Überhaupt wirkt Karlsruhe auf mich sehr weitläufig, überhaupt nicht gedrängt. & reich ist die Stadt auch, da hat's eine Edelboutique nach der anderen, Juweliere, einen Laden mit Meißner Porzellan usw. usf.

Die Pyramide auf dem Marktplatz wollte ich eigentlich auch fotografieren, da standen aber lauter Marktstände im Weg. Naja, das Wikipedia-Foto ist eh grösser.

Am Abend bin ich dann in Ludwigsburg auf das verhüllte Schiller-Denkmal gestossen:
Schiller by Night
Der Schiller hat hier nämlich seine Jugend verbracht.

In Ludwigsburg hat's auch ein Schloss, das zwar grösser ist als das in Karlsruhe (es ist das grösste Barockschloss Deutschlands), aber dadurch dass es abgeschlossen für sich in einem Park steht, wirkt es nicht so als Machtzentrum:
Residenzschloss Ludwigsburg
Ausserdem kostet der Schlosspark Eintritt, das war mir zu blöd.

Auf dem Weg dahin habe ich einen coolen begrünten Würfel entdeckt:
Grüner Würfel in LuBu

Im Gespräch mit Carsten bin ich wieder auf meine Forschungsfrage in Sachen Entscheidungsfindung per Konsens gekommen. Er ist nämlich - obwohl früher überzeugter Anarchist - kein Freund von Konsensentscheidungen mehr. Jedenfalls meint er, dass Basisdemokratie beim Filmemachen nicht praktikabel ist. Da kommt es darauf an, dass der Regisseur mit seiner Entscheidung eine klare Richtung vorgibt. Wollte er alle daran beteiligen, dann wäre das Ergebnis sehr verwässert.
Beim Trampen fiel es mir übrigens auch schwer, einem meiner Fahrer im Gespräch den Unterschied zwischen Kompromiss & Konsens klar zu machen. Diese Grenze ist eben tatsächlich fliessend. Aber ab welchem Punkt beginnt die strukturelle Gewalt, ab wann gibt eine Partei nicht mehr aus freien Stücken ihre Position zugunsten einer anderen auf, sondern gibt nach, weil sie in der Minderheit & damit in der schwächeren Position ist? Wo verläuft die Grenze zwischen Freiwilligkeit & Zwang?
Fragen über Fragen...

Dienstag, 20. September 2005

Rettet das Friedensdorf San José de Apartado in Kolumbien!

Zwar ist mir der Aufruf, das Friedensdorf San José de Apartado in Kolumbien zu unterstützen, schon mehrmals ins Email-Postfach geflattert, aber erst seit Sonntag fühle ich mich mit den Menschen dort verbunden. Uwe Haspel vom LebensGut hat eine Woche lang die Fasten-Mahnwache vor der kolumbianischen Botschaft in Berlin weitergeführt. Diese Aktion hat Öff!Öff! von den Schenkern initiiert.

Worum es geht?

In San José de Apartado leben ca. 1350 Männer, Frauen & Kinder. Die Friedensgemeinde wurde 1997 mit dem Ziel gegründet, ihr Recht durchzusetzen, nicht in Kolumbiens Bürgerkrieg hineingezogen zu werden. Sie besitzen keine Waffen, übermitteln keine Informationen an Kriegsparteien & weigern sich, in irgendeiner Weise am Bürgerkrieg teilzuhaben. Seitdem hat dies zu Tötungen & "Verschwindenlassen" von bisher 164 Mitgliedern der Gemeinde geführt, verübt von den verschiedenen Seiten der in den Krieg verwickelten Organisationen.
Am 21. Februar diesen Jahres wurden wieder acht Mitglieder der Gemeinde ermordet, darunter ihr Sprecher Luis Eduardo Guerra, dessen erst 17-jährige Frau & sein 11-jähriger Sohn. Auch zwei Kinder im Alter von 2 & 6 Jahren waren unter den Opfern.

Seit Juni 2005 hat das kolumbianische Militär begonnen, eine Nachricht an verschiedene internationale Organisationen und Botschaften zu versenden, in der diesen untersagt wird, die Menschen von San José in irgendeiner Form zu unterstützen. Der fingierte Grund: "Terrorismus"!
Diese Nachricht kommt einem Todesurteil für alle Bewohner der Gemeinde gleich. Denn wer als Terrorist gebrandmarkt ist, ist vogelfrei.

Auch wenn's für viele, die das hier lesen, zu knapp sein wird:
Am morgigen Mittwoch gibt's einen Aktionstag vor der kolumbianischen Botschaft in Berlin!

Montag, 19. September 2005

Lernwerkstatt Philosophie in Pommritz

Am Samstag war in Pommritz Dorffest, & im Rahmen dieses Festes gab es auch eine Führung durch die Lernwerkstatt Philosophie. Da sind zu ganz vielen Philosophen von der Antike bis ins 19. Jahrhundert (das 20. ist noch in Arbeit) Modelle ausgestellt. An den meisten kann mensch herumspielen, es bewegt sich vieles, & auf die Art wird ein zentrales Konzept des jeweiligen Philosophen begreifbar gemacht.
Zuerst mal ein Überblick über die Lernwerkstatt:
Überblick der Ausstellung
(viele Modelle sind in Bautzen & anderswo in Museen ausgestellt, o dass hier nur ein Teil der Ausstellung zu bewundern ist)

Hier seht Ihr Uli im Gewand eines Renaissance-Gelehrten, wie er gerade die Ideen von Thales, dem ersten europäischen Philosophen, erläutert. Uli ist wahrhaftig ein Gelehrter, der in der Welt der Ideen lebt. Deshalb kann er supergut erklären, worum es den einzelnen Philosophen ging.
Uli erklärt Thales

Nun noch ein paar Modelle zu den Philosophen, die mich selber am meisten interessieren:

Platon
Platon, oben das Höhlengleichnis, in der Mitte Bilder zu seinem Konzept des idealen Staates & unten die fünf Platonischen Körper

Zenonsches Paradoxon
Mein Lieblingsparadoxon der Philosophie, zu dem ich sogar mal eine Kurzgeschichte geschrieben habe, ist das Paradoxon von Achilles und der Schildkröte von Zenon von Elea

Dantes Göttliche Komödie
Dante Alighieri war zwar in erster Linie Dichter, dennoch befindet sich ein Modell von Himmel und Hölle nach seiner Göttlichen Komödie in der Ausstellung

kabbalistischer Lebensbaum
Die Kabbala ist die mystische Tradition im Judentum. Als Bild dafür wurden die 10 Sephiroth in Form des Lebensbaumes gewählt

Keplersches Modell des Sonnensystems
Johannes Kepler hat in einem Modell die Bahnen der damals bekannten fünf Planeten (Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn) mit der Oberfläche der fünf platonischen Körper in Beziehung gesetzt

Thomas Hobbes: Leviathan
Thomas Hobbes war einer der Vordenker des staatlichen Gewaltmonopols, das die Schenker wie erwähnt ablehnen. Im Bild wird schön deutlich, wie der absolute Herrscher die anderen Menschen davon abhält, aufeinander loszugehen, weil er bewaffnet über ihren Köpfen thront.

Die Leibnizschen Monaden
Hier wird das Konzept der Monaden des Gottfried Wilhelm Leibniz veranschaulicht

Zur Illustration des kartesischen Raumes gibt es ein Spiegelkabinett, in dem die Unendlichkeit sichtbar wird:
Spiegelkabinett

& zum Abschluss noch ein Insider:
Möbiusband
"Seltsam erscheint mir das Möbiusband, denn es hat keinen Anfang und kein Ende. Seltsam erscheint mir das Möbiusband, denn es hat keinen Anfang und kein Ende. Seltsam erscheint mir das Möbiusband, denn es hat..."
Liebe Grüsse an Lemming, & bei der Gelegenheit noch mal Danke fürs Fotos hosten!

Sonntag, 18. September 2005

Das Amt des Narren als Korrektiv innerhalb von Gemeinschaften aller Art

Beim Nachdenken über die Frage: Wie können Menschen in Gemeinschaft einander darin unterstützen, nicht in ihrem persönlichen Wachstum stehen zu bleiben? fielen mir die Hofnarren des Mittelalters ein. Sie genossen Narrenfreiheit & durften alles ungestraft aussprechen & gegen jegliche Tabus verstossen. Denn sie waren ja Narren & wurden - offiziell jedenfalls - nicht ernst genommen.
Damit übernahmen die Narren eine wichtige Funktion: Sie hielten den Menschen den Spiegel vor, zeigten die Schwachstellen Einzelner & der ganzen Gesellschaft auf. Das auf eine Weise, die niemandem direkt weh tat.
Eine solche Funktion übernimmt in Gemeinschaften z.T. die Supervision, wie sie in Jahnishausen & in der Kulturfabrik Mittelherwigsdorf regelmässig genutzt wird. Mir schwebt jedoch die Rolle des Gemeinschafts-Narren als feste Einrichtung vor, jeweils einen Monat lang übernimmt ein Mitglied der Gemeinschaft diese Funktion, dann meldet sich jemand anderes. Alle paar Monate kann & sollte eine aussenstehende Person als Narr der Gemeinschaft den Spiegel vorhalten. Meist sollte es jedoch ein Gemeinschaftsmitglied sein, weil diese die Schattenseiten der Gemeinschaft & ihrer BewohnerInnen oft besser kennen als Fremde. Andererseits ist ein Blick von ganz aussen auch nötig, weil jedes System einen blinden Fleck hat, den es selbst nicht wahrnimmt. Bei Gemeinschaften wechselt dieser blinde Fleck natürlich ständig.

Ob es nun die Figur des Narren ist oder eine gleichwertige Einrichtung, ich denke, jede Gruppe von Menschen braucht etwas in der Art, wenn sie sich nicht in ihren Rollen & Selbstbildern bequem einrichten will. Das Forum allein reicht nach meiner Einschätzung dafür nicht aus. Auch eine Gemeinschaft, die regelmässig Forum macht & deren Mitglieder sich auf diese Weise füreinander transparent machen, kann in Routine verfallen. Forumsauftritte können zu Selbstinszenierungen verkommen, wenn das alle so machen & sich damit zufrieden geben. Natürlich ist es einfacher & mit viel weniger Aufwand verbunden, die Inszenierungen der anderen für bare Münze zu nehmen. Wer dort nachhakt, öffnet gelegentlich die Büchse der Pandora.

Menschen in Gemeinschaft, die die Büchse der Pandora öffnen wollen & keine Angst vor gruppendynamischen Prozessen wie auch vor den Abgründen der eigenen Seele haben, können die Einrichtung des Gemeinschafts-Narren gut gebrauchen. Dabei kann der Narr genausogut auch kritisieren, dass sich die Gemeinschaft gerade in gruppendynamischen Prozessen verzettelt. Die Aufgabe des Narren ist, den advocatus diaboli zu spielen, den permanenten Gegenspieler, "die Kraft, die stets verneint" wie es Goethe seinem Mephistopheles in den Mund legt. Dazu muss der Narr in erster Linie mutig sein. Wenn die Rolle in der Gemeinschaft klar akzeptiert ist, fällt das wegen der Narrenfreiheit leichter.
Wir können dabei an ein sehr altes kulturelles Muster anknüpfen. Berühmte Narren wie Till Eulenspiegel geniessen heute - mit genügend zeitlichem Abstand - einen guten Ruf als Menschen, die die Torheiten ihrer Zeit durchschaut & öffentlich dargestellt haben. Denn die eigentlichen Narren sind diejenigen, die vom Hofnarren durch den Kakao gezogen werden.

Obwohl ich die ganze Zeit von "dem Narren" geschrieben habe, kann natürlich eine Närrin genau so gut diese Aufgabe übernehmen.

Als Anregung zähle ich einige mythologische Narrengestalten auf: im Indianischen ist Coyote der Trickster, in der nordischen Sagenwelt ist es Loki, in der Faust-Sage Mephisto. Der Wikipedia-Artikel verweist auf eine ganze Liste.

Samstag, 17. September 2005

Feuer im Bauch: Über das Mann-Sein

Wahrhaft demütig ist, wer sich nicht fürchtet, sich zu seiner wahren Grösse aufzurichten, um das zu tun was notwendig ist.
Jedem einzelnen von uns stehen grosse Aufgaben bevor. Sich diesen Aufgaben zu verantworten heisst, alles zu tun was wir können. Nicht mehr, nicht weniger.
Ich brauche nicht aufzuzählen, was von den allgegenwärtigen Kriegen über die zunehmende Umweltzerstörung bis hin zu den beständig wiederkehrenden Wirtschaftskrisen uns alles herausfordert.
& das Allerallerschwerste dabei ist, nicht dem Messias-Syndrom zu verfallen & sich allein verantwortlich dafür zu fühlen. Gerade wir Männer können uns nur vor solcher gut gemeinter Hybris schützen, indem wir uns ein ums andere Mal bewusst machen, dass wir ein Teil des Ganzen sind. Dass wir eine Welle im Ozean sind, & nur der Ozean als Ganzes unterstützt durch den Wind befördert das Schiff ans ferne Ufer.

Ich lese gerade "Feuer im Bauch: Über das Mann-Sein" von Sam Keen. Dieses Buch schüttelt mich gehörig durch. Darin rollt Sam Keen die Geschichte der Männer auf & beschreibt, wie sich die Kriegermentalität seit den Eroberungszügen der Arier/Indogermanen in den Männern der allermeisten Kulturen dieses Planeten festgesetzt hat. Ganz besonders auch in den Idealen der kapitalistischen Wirtschaft. Wenn von "feindlichen Übernahmen" die Rede ist & immer wieder Sunzis "Kunst des Krieges" für Management-Philosophien hergenommen wird, ist das todernst gemeint.
In kurzer Zeit habe ich 15 Seiten aus meinem alten Tagebuch zusammenkopiert, die meine eigene Kriegermentalität aufs Beste illustrieren. & das wo ich Krieg & die Leistungsideale unserer Kultur oberflächlich immer abgelehnt habe. Verzicht auf Lebensfreude, Angst davor sich hinzugeben, das Gefühl nur soviel wert zu sein wie ich leiste, sind über viele Generationen "herangezüchtete" kulturelle Muster. Die legt man nicht so einfach durch eine Willensentscheidung ab.

Ein Zitat aus dem Buch:
Vor zwanzig Jahren, kurz vor dem Ende einer guten, aber schwierigen Ehe, fragte mich meine Frau: "Wärest du bereit, weniger tüchtig zu sein?" Die Frage geht mir bis heute nach.
Wahrlich eine Frage, die einen Mann unserer Kultur ganz schön ins Schlingern bringen kann.

Was ich zur Zeit mache, diese Reise zu vielen verschiedenen Projekten, die alle in irgendeiner Form die Zukunft der Menschheit zum Besseren hinwenden wollen - damit lebe ich wohl meine Frage, wer ich als Mann auf dieser Erde eigentlich bin. Heute Nachmittag kam mir dabei in den Sinn, dass ich mich oft gedrängt fühle, eine bestimmte Rolle & einen bestimmten Platz einzunehmen. Aber die Aufgaben dieser Zeit sind so gross, dass das nur eine Nische ist, in die ich mich einigeln will. & von den Aufgaben mal komplett abgesehen lebe ich auf der Erde! Das hier ist mein Heimatplanet, die ganze Erde! Warum soll ich mich auf einen Punkt beschränken, damit entgeht mir doch wieder die Fülle des Lebens!?!

Mir fällt es unheimlich schwer, einfach dankbar für die Geschenke des Lebens zu sein. Auch dazu hat Sam Keen etwas zu sagen (im Zusammenhang mit dem Geschlechterverhältnis): "Das wahre Problem besteht nicht darin, dass Frauen nicht gewillt sind, mehr zu geben, sondern dass die Männer durch ihre Sozialisation unfähig geworden sind, mehr anzunehmen. Schliesslich ist es ein Gesetz der Wettbewerbsgesellschaft, dass derjenige mächtiger ist, der gibt, als der, der nimmt."
Das ist wohl die grösste Hürde auf dem Weg zu einer Ökonomie des Schenkens. Erst wenn ich staunend & dankbar annehmen kann, was das Leben mir aus der Fülle schenkt, bin ich bereit, ohne Berechnung meinerseits zu schenken.

Vielleicht ist es tatsächlich Angst vor der eigenen Grösse, wie sie Nelson Mandela in seiner Antrittsrede beschrieb. Angst vor der Grösse dessen, was ich geben kann, & vielleicht noch viel mehr Angst vor der Grösse dessen, was ich empfangen kann, woran ich mich freuen kann. Wofür ich mich bedanken kann.

Nach mehreren Jahrtausenden Kapitalismus (worunter ich ein Wirtschaften von Schuldnern & Gläubigern verstehe) kann Mann (& Frau vermutlich auch) sich kaum vorstellen, etwas zu bekommen ohne sich dadurch zu verschulden. Das hab ich im Tauschring gemerkt, wo es keine Zinsen gibt & trotzdem alle versuchen, nicht "in die Miesen" zu kommen.

Wir sind verantwortlich, alles zu geben was wir können, damit unser Leben gut wird. Wir sind genauso verantwortlich, alles was wir bekommen zu ehren. Denn es kommt überhaupt nicht darauf an, was ich verdiene. Stolz ist eine unnötige Empfindung. Krieger sind stolz auf die Zahl der getöteten Feinde. In der Arbeitswelt sind Männer, zunehmend auch Frauen, stolz auf die Zahl der Konkurrenten, die sie auf der Karriereleiter ausgestochen haben.
Natürlich sind wir auch oft stolz auf wirklich gute Dinge, die wir vollbracht haben. Aber was davon ist denn tatsächlich unser ganz alleiniges Verdienst? Auch unsere Talente bekommen wir geschenkt, sagt Tü!Tü! ganz richtig. Statt stolz zu sein, sollten wir deshalb lieber dankbar sein für unsere Begabungen, die uns gegeben wurden. & dankbar dafür, dass wir sie für das Wohl unserer Mitgeschöpfe eingesetzt haben.

Hough! Ich habe gesprochen.


& zum Abschluss noch ein ganz erstaunliches Zitat von Friedrich Nietzsche:
Und es kommt vielleicht ein grosser Tag, an welchem ein Volk, durch Kriege und Siege, durch die höchste Ausbildung der militärischen Ordnung und Intelligenz ausgezeichnet und gewöhnt, diesen Dingen die schwersten Opfer zu bringen, freiwillig ausruft: Wir zerbrechen das Schwert - und sein gesamtes Heerwesen bis in seine letzten Fundamente zertrümmert. Sich wehrlos machen, während man der Wehrhafteste war, aus einer Höhe der Empfindungen heraus -, das ist das Mittel zum wirklichen Frieden, welcher immer auf einem Frieden der Gesinnung ruhen muss: während der sogenannte bewaffnete Friede, wie er jetzt in allen Ländern einhergeht, der Unfriede der Gesinnung ist, der sich und dem Nachbarn nicht traut und halb aus Hass, halb aus Furcht die Waffen nicht ablegt. Lieber zugrunde gehen als hassen und fürchten machen -, dies muss einmal auch die oberste Maxime jeder einzelnen staatlichen Gesellschaft werden!

Hintergründe des LebensGutes: Rudolf Bahro

Heute unterhielt ich mich mit Maik Hosang (siehe auch homo-integralis.de, das Institut für integrale (Bewusst-)Seinsforschung und die Zukunft des Menschen) über die Ursprünge & die Geschichte des LebensGutes. Das Projekt geht ja auf Rudolf Bahro zurück, der einen integralen Ansatz verfolgte. Das äussert sich in der Vision des LebensGutes.

Bahro unterteilt das MenschSein in einen ökologisch-ökonomischen Bereich, einen menschlich-sozialen & einen individuell-geistigen Bereich. Das ähnelt sehr dem Konzept der Dreigliederung von Rudolf Steiner. Für Bahro steht dabei die geistige Sphäre im Mittelpunkt. Am wichtigsten ist es ihm, dass die Menschen ihren eigenen Sinn finden. Das LebensGut hat er deshalb als eine Art "weltliches Kloster" konzipiert.
Dabei kann das Projekt - als ein Experiment - immer nur so weit sein wie die einzelnen Menschen hier. Es gibt bewusst keine verbindliche Ideologie & auch keine verbindlichen Treffen der gesamten Gemeinschaft. Nur zu den gelegentlichen Vereinsversammlungen kommen alle zusammen.
Der Versuchscharakter steht deutlich im Vordergrund, es ist ein offenes Geschehen, eine immer wieder neu zu findende Mischung zwischen Ordnung & Chaos.

Wichtig ist (jedenfalls für Maik), dass Menschen nicht von den anderen das erwarten, was sie für sich brauchen. Wer ins LebensGut kommt, sollte sich für sich selbst verantwortlich fühlen.

Der höchste Wert hier ist das Individuum, nicht die Gemeinschaft. Diese ist nur der Nährboden, auf dem sich die einzelnen entfalten können.


Bisher gab es drei grössere Abspaltungen vom Projekt, die Maik als "Öko-Radikalisten" (Leute, denen die Natur wichtiger war als die Menschen, mit denen sie zusammenleben), "Psychotherapie-Gruppe" (Leute, die am liebsten das LebensGut in eine Gruppentherapie verwandelt hätten) & "pseudo-spirituelle Gruppe" (Leute, die mehr von Liebe geredet haben als sie zu leben & am liebsten ein New-Age-Zentrum aus dem LebensGut gemacht hätten) bezeichnet. Falls von den Betroffenen jemand das hier liest: ich zitiere nur Maik & masse mir kein Urteil an. Jedenfalls wird an dieser Darstellung deutlich, was das LebensGut nicht ist.

Mit dem letzten grösseren Umbruch im LebensGut sind viele jüngere Menschen hier hin gekommen, während früher die BewohnerInnen eher älter waren.


Übrigens habe ich mich für das Rudolf-Bahro-Symposium an der Humboldt-Universität zu Berlin am 18. & 19. November: Natur - Kultur - Mensch: Sozialökologische Innovationen für eine zukunftsfähige Lebensweise angemeldet. Das wird spannend!

Beim Stöbern in den Websites habe ich zwei Projekte entdeckt, die definitiv ein Grund sind, mal in Gauting vorbeizuschauen: flowManagement sowie The Site For Integral Recreation Centers.

Kontakt

Jabber: iromeister@deshalbfrei.org
Skype: brich.die.regeln
Mail: rincewind_at_
ist-einmalig_punkt_de

Intro

Guten Tag FremdeR! Du bist hier beim Blog eines (Forschungs-) Reisenden zu Gemeinschaften & Kommunen gelandet. Unterwegs bin ich seit Ende Juli 2005, seit ca. Sommer 2006 inzwischen wieder sesshaft. Mehr über mich & mein Projekt erfährst Du im Startschuss-Beitrag. Darin erkläre ich auch, wie Du diesen Blog "bedienst"!
Im Beitrag Eine neue Kultur fasse ich meinen bisherigen Lebens-Schwerpunkt zusammen - darum geht es mir, nicht nur in diesem Blog.

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Jörg (Gast) - 2009-09-03 14:53

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