Verbindlichkeit - der Klebstoff von Gemeinschaft
Weil ich vorletzte Nacht bis halb sieben den Roman "Der Schwarm" durchgelesen hatte (dazu später mehr), kam ich nicht zur verabredeten Kochschicht gestern Vormittag. Meine Mitköchin war deshalb berechtigterweise sauer auf mein Verhalten.
Mir ist in der Situation aufgefallen, dass in Verbindlichkeit verbinden drinsteckt. Sage ich jemandem verbindlich etwas zu, dann verbindet mich das mit dieser Person. Von daher ist die Bezeichnung "Klebstoff" durchaus angebracht. Schulden bezeichnet das Recht drum auch als Verbindlichkeiten.
Ein verwandter Begriff ist die Haftung. Hafte ich für meine Entscheidungen, dann klebe ich sozusagen daran, & alles was daraus folgt, habe auch nur ich allein voll zu verantworten. Aus diesem Grund bin ich seit einiger Zeit grosser Fan von Personengesellschaften, weil eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung was von Schwanz einziehen hat.
Don Juan Matus aus den Büchern von Carlos Castaneda sieht das Ganze sehr radikal, was mir durchaus gefällt:
"Die Verantwortung für seine Entscheidung übernehmen, heisst bereit sein, für sie zu sterben."
[...]
"Es kommt nicht auf die Art der Entscheidung an", sagte er, "nichts ist ernster oder weniger ernst als alles übrige. Siehst du das nicht? In einer Welt, wo der Tod der Jäger ist, gibt es keine kleinen & grossen Entscheidungen. Es gibt nur Entscheidungen, die wir angesichts unseres unausweichlichen Todes treffen."
[...]
"Was immer du tust, es kann deine letzte Tat auf Erden sein. Es kann sehr wohl deine letzte Schlacht sein. Keine Macht der Welt kann dir garantieren, dass du noch eine Minute länger leben wirst."
Mir wurde gestern Vormittag bewusst, dass meine Entscheidung, beim Kochen mitzuhelfen, nur halbherzig war. Ich war nicht bereit, dafür zu sterben. Das Resultat war in diesem Fall deutlich.
Vor einigen Tagen habe ich begonnen, mir diese Frage zu stellen: Bin ich bereit, für diese Entscheidung zu sterben?
Als ich die Jahna entlang wanderte, wollte ich sie überqueren an einer Stelle, wo im Abstand von einem halben bis einem Meter grosse Steine im Wasser lagen. Zuerst schreckte ich davor zurück, aus Angst daneben zu hüpfen & im eiskalten Wasser zu landen. Dann fragte ich mich, bin ich bereit für diese Entscheidung zu sterben, & beantwortete die Frage nach kurzem Abwägen mit Ja.
Ich hab mich unglaublich lebendig gefühlt, als ich daraufhin von Stein zu Stein die Jahna überquerte. Solche Entscheidungen haben Kraft, die ganze Kraft meines Lebens. Es gibt nichts zu bereuen, denn selbst wenn ich sterbe, war ich ja bereit dazu.
Wenn ich andererseits nicht bereit bin, für etwas zu sterben, dann lasse ich's besser sein, weil's sonst halbherzig wird.
Mir ist in der Situation aufgefallen, dass in Verbindlichkeit verbinden drinsteckt. Sage ich jemandem verbindlich etwas zu, dann verbindet mich das mit dieser Person. Von daher ist die Bezeichnung "Klebstoff" durchaus angebracht. Schulden bezeichnet das Recht drum auch als Verbindlichkeiten.
Ein verwandter Begriff ist die Haftung. Hafte ich für meine Entscheidungen, dann klebe ich sozusagen daran, & alles was daraus folgt, habe auch nur ich allein voll zu verantworten. Aus diesem Grund bin ich seit einiger Zeit grosser Fan von Personengesellschaften, weil eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung was von Schwanz einziehen hat.
Don Juan Matus aus den Büchern von Carlos Castaneda sieht das Ganze sehr radikal, was mir durchaus gefällt:
"Die Verantwortung für seine Entscheidung übernehmen, heisst bereit sein, für sie zu sterben."
[...]
"Es kommt nicht auf die Art der Entscheidung an", sagte er, "nichts ist ernster oder weniger ernst als alles übrige. Siehst du das nicht? In einer Welt, wo der Tod der Jäger ist, gibt es keine kleinen & grossen Entscheidungen. Es gibt nur Entscheidungen, die wir angesichts unseres unausweichlichen Todes treffen."
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"Was immer du tust, es kann deine letzte Tat auf Erden sein. Es kann sehr wohl deine letzte Schlacht sein. Keine Macht der Welt kann dir garantieren, dass du noch eine Minute länger leben wirst."
Mir wurde gestern Vormittag bewusst, dass meine Entscheidung, beim Kochen mitzuhelfen, nur halbherzig war. Ich war nicht bereit, dafür zu sterben. Das Resultat war in diesem Fall deutlich.
Vor einigen Tagen habe ich begonnen, mir diese Frage zu stellen: Bin ich bereit, für diese Entscheidung zu sterben?
Als ich die Jahna entlang wanderte, wollte ich sie überqueren an einer Stelle, wo im Abstand von einem halben bis einem Meter grosse Steine im Wasser lagen. Zuerst schreckte ich davor zurück, aus Angst daneben zu hüpfen & im eiskalten Wasser zu landen. Dann fragte ich mich, bin ich bereit für diese Entscheidung zu sterben, & beantwortete die Frage nach kurzem Abwägen mit Ja.
Ich hab mich unglaublich lebendig gefühlt, als ich daraufhin von Stein zu Stein die Jahna überquerte. Solche Entscheidungen haben Kraft, die ganze Kraft meines Lebens. Es gibt nichts zu bereuen, denn selbst wenn ich sterbe, war ich ja bereit dazu.
Wenn ich andererseits nicht bereit bin, für etwas zu sterben, dann lasse ich's besser sein, weil's sonst halbherzig wird.
iromeister - 2006-01-18 23:28
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