Und Bahro wirkt doch als Ökofaschist!
Vielleicht hatte er das selber gar nicht kapiert, denn mein Eindruck nach dem Videomitschnitt auf dem Symposium war "der ist viel zu nett, um Faschist zu sein".
Lese ich seine Aussagen, so komme ich nicht umhin, diese als faschistoid zu klassifizieren. Ich beziehe mich dabei vor allem auf Zitate aus dem Buch Die Götter des New Age.
Dabei bin ich mir bewusst, dass der Autor Peter Kratz, wenn er vom "wissenschaftlichen Sozialismus" redet, ebenso einer Ideologie anhängt wie jene die er kritisiert. & gerade die Mehrheitsentscheidungen, die er durch das organizistische Denken des New Age gefährdet sieht, halte ich für zutiefst undemokratisch. Es handelt sich dabei schlicht um die Diktatur der Mehrheit, was mit "Herrschaft des Volkes" so viel zu tun hat wie Ballermann 6 mit spanischer Kultur. Siehe auch die "Diktatur des Proletariats" im ehemaligen Ostblock. Übrigens war das de facto eine Diktatur der Parteiführung & somit auch wieder eine Form der Klassenherrschaft.
& wer die gewaltsame Christianisierung der Kelten & Germanen als Schutzbehauptung von "Alt- und Neofaschisten" abtut, rechtfertigt damit religiösen Imperialismus übelster Art. Das wundert mich ganz besonders, als Peter Kratz doch vermutlich Karlheinz Deschner mit seiner Kirchenkritik voll unterstützt - wie es sich für "gute Linke" gehört. Bei ihm lässt sich all dies nachlesen, was die christlichen Missionare damals - & zwar durchaus auch im Gefolge Karls des Grossen - trieben. Wer nicht glauben wollte, musste dran glauben. So lief das damals. Insofern ist mir völlig unverständlich, wie emanzipatorische Linke diese Tatsachen nicht wahrhaben wollen.
Dennoch trifft Kratz' New Age- & vor allem Bahro-Kritik voll ins Schwarze. Ich betone noch einmal, dass ich nicht die Person Rudolf Bahro für einen Faschisten halte - deshalb habe ich hier getitelt "Bahro wirkte als Ökofaschist". Seine Aussagen in Büchern & Interviews zielen für mich klar auf eine autoritäre, antidemokratische Gesellschaftordnung. Wer diese als Ökofaschismus bezeichnet, weicht damit den Begriff des Faschismus auf & sollte sich dessen bewusst sein. Denn Peter Kratz betont ja selber, dass das New Age gerade keine Gewalt(herrschaft) propagiert, sondern im Sinne von Michel Foucault ohne direkte Gewalt durch Disziplinierung wirken will. Gewaltherrschaft halte ich jedoch für ein konstituierendes Merkmal des (historischen) Faschismus.
Der Text Politische Ökologie von einem Seminar an der Uni Münster nennt Herbert Gruhl als weiteren Denker mit ökofaschistoider Tendenz.
Auf einer Tagung "Politik & Spiritualität" im Frühjahr hat Julio Lambing fünf "Fallstricke der Eso-Szene", wie ich es nannte, vorgestellt:
Ich gehe hier noch einmal auf die einzelnen Punkte ein:
Die Wahrheit™ meint so viel wie, dass jemand für sich beansprucht, die Wahrheit zu kennen, & an dieser Wahrheit ist dann auch nicht zu rütteln. Vernünftiges Denken, gar kritisches Hinterfragen wird als "verkopft" abgelehnt.
Der Begriff "Spiritualität" meint ausschliesslich das Geistige, eben Spirituelle. Indigene Kulturen kennen eine solche Trennung, wie sie zuerst die antiken Griechen vornahmen, überhaupt nicht. Ganzheitliches Denken stellt dem gegenüber nur eine Krücke dar, den Versuch, wieder zu verbinden was zuvor erst künstlich getrennt wurde.
Der Vorwurf des Evolutionären Denkens richtet sich nicht gegen die Evolutionstheorie im Gefolge Charles Darwins, sondern gegen die Annahme einer zielgerichteten Evolution sowohl der Natur als auch der menschlichen Kultur. Damit trifft er neben anderen übrigens auch den Historischen Materialismus von Marx & Engels - jedenfalls sofern sie als Automatismus der menschlichen Geschichte verstanden wird. Gefährlich wird dieses Denken nämlich dann, wenn eine bestimmte evolutionäre Richtung als die "richtige" & "natürliche" behauptet wird. JedeR, die/der von dieser angenommenen Evolutionsrichtung abweicht, kann dann als potentiell gefährlich & "unnatürlich" abgestempelt & zwangweise gleichgeschaltet werden. Die Wurzelrassenlehre von Helena Blavatsky, welche von einer vorgegebenen Abfolge immer "besserer" "Menschenrassen" ausgeht, diente den Nazis als mythisch-ideologische Rechtfertigung ihrer Pogrome.
Ein apokalyptisches Weltbild zeichnet sich dadurch aus, dass von einem baldigen Untergang der menschlichen Zivilisation (wenn nicht sogar dem Ende allen Lebens auf der Erde) ausgegangen wird, falls nicht umgehend drastische Massnahmen "das Ruder noch herumreissen". Das hat Martin Marheinecke in seinem Rabenclan-Artikel ausführlich geschildert, so dass ich nur die fatale Wirkung kurz schildere: Ähnlich wie beim evolutionären Denken, nur noch viel drastischer, führt dieses Weltbild dazu, Andersdenkende zu unterdrücken. Denn wenn es nur eine mögliche Rettung der Menschheit gibt, dann sind alle, die diese vermeintliche Rettung ablehnen, Feinde der Menschheit.
Lese ich seine Aussagen, so komme ich nicht umhin, diese als faschistoid zu klassifizieren. Ich beziehe mich dabei vor allem auf Zitate aus dem Buch Die Götter des New Age.
Dabei bin ich mir bewusst, dass der Autor Peter Kratz, wenn er vom "wissenschaftlichen Sozialismus" redet, ebenso einer Ideologie anhängt wie jene die er kritisiert. & gerade die Mehrheitsentscheidungen, die er durch das organizistische Denken des New Age gefährdet sieht, halte ich für zutiefst undemokratisch. Es handelt sich dabei schlicht um die Diktatur der Mehrheit, was mit "Herrschaft des Volkes" so viel zu tun hat wie Ballermann 6 mit spanischer Kultur. Siehe auch die "Diktatur des Proletariats" im ehemaligen Ostblock. Übrigens war das de facto eine Diktatur der Parteiführung & somit auch wieder eine Form der Klassenherrschaft.
& wer die gewaltsame Christianisierung der Kelten & Germanen als Schutzbehauptung von "Alt- und Neofaschisten" abtut, rechtfertigt damit religiösen Imperialismus übelster Art. Das wundert mich ganz besonders, als Peter Kratz doch vermutlich Karlheinz Deschner mit seiner Kirchenkritik voll unterstützt - wie es sich für "gute Linke" gehört. Bei ihm lässt sich all dies nachlesen, was die christlichen Missionare damals - & zwar durchaus auch im Gefolge Karls des Grossen - trieben. Wer nicht glauben wollte, musste dran glauben. So lief das damals. Insofern ist mir völlig unverständlich, wie emanzipatorische Linke diese Tatsachen nicht wahrhaben wollen.
Dennoch trifft Kratz' New Age- & vor allem Bahro-Kritik voll ins Schwarze. Ich betone noch einmal, dass ich nicht die Person Rudolf Bahro für einen Faschisten halte - deshalb habe ich hier getitelt "Bahro wirkte als Ökofaschist". Seine Aussagen in Büchern & Interviews zielen für mich klar auf eine autoritäre, antidemokratische Gesellschaftordnung. Wer diese als Ökofaschismus bezeichnet, weicht damit den Begriff des Faschismus auf & sollte sich dessen bewusst sein. Denn Peter Kratz betont ja selber, dass das New Age gerade keine Gewalt(herrschaft) propagiert, sondern im Sinne von Michel Foucault ohne direkte Gewalt durch Disziplinierung wirken will. Gewaltherrschaft halte ich jedoch für ein konstituierendes Merkmal des (historischen) Faschismus.
Der Text Politische Ökologie von einem Seminar an der Uni Münster nennt Herbert Gruhl als weiteren Denker mit ökofaschistoider Tendenz.
Auf einer Tagung "Politik & Spiritualität" im Frühjahr hat Julio Lambing fünf "Fallstricke der Eso-Szene", wie ich es nannte, vorgestellt:
- Die Wahrheit™
- Trennung Geist (pneuma / lat. spiritus) - Körper (soma) - Seele (psyche) & daraus Überbetonung des Geistigen (Spiritualität)
- Evolutionäres Denken
- Apokalyptisches Weltbild
- den letzten Punkt hab ich vergessen
Ich gehe hier noch einmal auf die einzelnen Punkte ein:
Die Wahrheit™ meint so viel wie, dass jemand für sich beansprucht, die Wahrheit zu kennen, & an dieser Wahrheit ist dann auch nicht zu rütteln. Vernünftiges Denken, gar kritisches Hinterfragen wird als "verkopft" abgelehnt.
Der Begriff "Spiritualität" meint ausschliesslich das Geistige, eben Spirituelle. Indigene Kulturen kennen eine solche Trennung, wie sie zuerst die antiken Griechen vornahmen, überhaupt nicht. Ganzheitliches Denken stellt dem gegenüber nur eine Krücke dar, den Versuch, wieder zu verbinden was zuvor erst künstlich getrennt wurde.
Der Vorwurf des Evolutionären Denkens richtet sich nicht gegen die Evolutionstheorie im Gefolge Charles Darwins, sondern gegen die Annahme einer zielgerichteten Evolution sowohl der Natur als auch der menschlichen Kultur. Damit trifft er neben anderen übrigens auch den Historischen Materialismus von Marx & Engels - jedenfalls sofern sie als Automatismus der menschlichen Geschichte verstanden wird. Gefährlich wird dieses Denken nämlich dann, wenn eine bestimmte evolutionäre Richtung als die "richtige" & "natürliche" behauptet wird. JedeR, die/der von dieser angenommenen Evolutionsrichtung abweicht, kann dann als potentiell gefährlich & "unnatürlich" abgestempelt & zwangweise gleichgeschaltet werden. Die Wurzelrassenlehre von Helena Blavatsky, welche von einer vorgegebenen Abfolge immer "besserer" "Menschenrassen" ausgeht, diente den Nazis als mythisch-ideologische Rechtfertigung ihrer Pogrome.
Ein apokalyptisches Weltbild zeichnet sich dadurch aus, dass von einem baldigen Untergang der menschlichen Zivilisation (wenn nicht sogar dem Ende allen Lebens auf der Erde) ausgegangen wird, falls nicht umgehend drastische Massnahmen "das Ruder noch herumreissen". Das hat Martin Marheinecke in seinem Rabenclan-Artikel ausführlich geschildert, so dass ich nur die fatale Wirkung kurz schildere: Ähnlich wie beim evolutionären Denken, nur noch viel drastischer, führt dieses Weltbild dazu, Andersdenkende zu unterdrücken. Denn wenn es nur eine mögliche Rettung der Menschheit gibt, dann sind alle, die diese vermeintliche Rettung ablehnen, Feinde der Menschheit.
iromeister - 2005-11-22 12:18
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