Montag, 15. Oktober 2007

Das erste unerzogen-Magazin ist da!

Die Ausgabe 0 des unerzogen-Magazins ist am Wochenende in unseren Briefkasten geflattert. Das heisst auch Du kannst es Dir jetzt bestellen!
Das gesamte Projekt unerzogen wächst stetig, wie Du auf www.unerzogen.de mitverfolgen kannst. Die Mailingliste wird fleissig genutzt, es gibt regelmässige Treffen in immer mehr Städten, ein Wiki ist gerade im Aufbau.
Deshalb lade ich an dieser Stelle erneut ein, sich zu beteiligen.

Samstag, 13. Oktober 2007

Eine neue Kultur

Ich lese im Moment wieder (wie auch meiner Bücherliste zu entnehmen) in Sei nicht nett, sei echt von Kelly Bryson. Gemeinsam mit Neue Arbeit, neue Kultur von Frithjof Bergmann, das die neue Kultur schon im Titel hat, weist dieses Buch wie ein Leuchtfeuer den Weg in eine grundlegend andere Kultur als unsere bestehende. Diese Kultur basiert nicht mehr auf der Annahme von Mangel, sondern geht davon aus dass immer genug für alle da ist (der schon öfters hier angesprochene Paradigmenwechsel von dem auch Götz Werner spricht).
Im Zentrum dieser Kultur stehen die Bedürfnisse der einzelnen Menschen. Diese werden als etwas Wertvolles betrachtet, als Möglichkeit miteinander in Kontakt zu kommen. Darin besteht der grundlegende Wandel: dass ich die Bedürfnisse der anderen nicht als Last empfinde, weil ich das Gefühl habe sie befriedigen zu müssen. Nein, denn die neue Kultur beruht in ihrem Kern auf Freiwilligkeit - darauf, dass eben niemand etwas muss. So kann ich die Bedürfnisse meiner Mitmenschen und vor allem auch meine eigenen Bedürfnisse als ein Geschenk auffassen, das es mir ermöglicht mich zu verbinden.

Vereinzelung prägt unsere bestehende Kultur. Sich verbinden - & damit meine ich wirkliches Verbinden von Herz zu Herz - läuft dieser Kultur entgegen bzw. unterwandert sie.
In der Wirtschaft bedeutet das, nicht mehr künstliche "Anreize" zu schaffen, damit Menschen etwas kaufen, das sie gar nicht wirklich wollen (siehe dazu meinen Beitrag Verkaufen war gestern). Sondern das tun, was ich selber wirklich will & darauf vertrauen, dass ich damit konkrete Bedürfnisse bestimmter anderer Menschen erfülle.

Einer meiner absoluten Lieblingssätze aus "Sei nicht nett, sei echt" ist
Wenn Sie auf irgend jemanden in der Welt eifersüchtig sind, dann wahrscheinlich deshalb, weil Sie nicht um alles bitten, was Sie wollen.
Das ist Medizin für meinen alten Glaubenssatz "The best things in life aren't for me". Doch! Sind sie! Ich brauche nur darum zu bitten. Das heisst dann noch lange nicht dass ich auch alles bekomme worum ich bitte. Wenn ich mich aber von vornherein nicht traue darum zu bitten, habe ich erst gar keine Chance.
Ein tolles Buch im Zusammenhang mit Geld ist Macht und Magie des Geldes - Das Sterntalerprinzip von Barbara Stern. Gibt's auch vielfach gebraucht zu kaufen.

Noch zwei wunderbare Sätze:
Arbeit ist keine Aktivität, sondern eine Einstellung, die auf Angst und Mangel gründet.
Menschen, die wirklich mit dem spielen, was sie lieben, tun für sich selbst und die Welt das Beste, was sie tun können.

Angst & Mangel, genau. Ich kann bisher nur erahnen, wie die Kultur aussehen wird, die nicht mehr von Angst & Mangel geprägt ist. Beides wird weiterhin vorhanden sein, jedoch nicht mehr das Denken & Fühlen der Menschen bestimmen wie es jetzt der Fall ist.
Wenn ich keine Angst hätte, würde ich nur noch das tun, was ich gern tue, & dabei darauf achten dass niemand anderes zu kurz kommt (denn ich selber brauche nicht zu befürchten dass ich zu kurz komme). Ich würde einen funktionierenden Egoismus leben, der nicht gegen andere gerichtet ist. Hierzu noch ein Satz aus dem Buch:
Tun Sie nie etwas für andere Lebewesen. Tun Sie Dinge nur, wenn Sie sie für sich selbst tun, um der Freude des Gebens willen.
Diese Freude des Gebens kann nur aus Freiwilligkeit erwachsen. Sobald ich den Eindruck habe, ich müsste etwas tun, vergeht mir die Lust daran.
Alexander Fluhr hat dazu in seinem Blog ArtSelling einen passenden Beitrag geschrieben: Geben statt nehmen.

Ich finde es schwer, mich innerlich von den vielen Zwängen, die unser Geld- & Wirtschaftssystem & unsere Kultur den Einzelnen auferlegt, zu befreien. Dabei ist es "nur" ein Gedankensprung. Die äusseren Umstände sind so wie sie sind, ich kann sie auf ganz unterschiedliche Weisen betrachten. Im Moment erscheint mir am wichtigsten klarzukriegen, dass ich mich den äusseren Umständen anpassen & gleichzeitig das tun kann, was ich wirklich wirklich will. Denn nur wenn ich das beides verbinden kann, gelingt mir der Übergang in die neue Kultur. Nur wenn es leicht ist, kann ich diesen Weg gehen.
Mit leicht meine ich, dass ich aus freien Stücken handeln kann. Dabei kann ich mich durchaus anstrengen. Solange ich mich nicht zu etwas zwingen muss, bleibt es trotzdem leicht in diesem Sinne. Reinhold Messner gehorcht ja auch keinen Befehlen oder Sachzwängen, sondern folgt seiner inneren Stimme.

Konkurrenz ist in der neuen Kultur überflüssig, weil ja genug für alle da ist. Das klingt sehr platt & mag "objektiv" in vielen Bereichen nicht gelten, es geht jedoch um einen grundlegenden Paradigmenwechsel im Denken. Wenn offensichtlich von irgendetwas nicht genug da ist, dann ist das eine Aufgabe für alle, sich gemeinsam darum zu kümmern (Beispiel: sauberes Trinkwasser). Das Denken der neuen Kultur geht wie gesagt von den Bedürfnissen aus anstelle der äusseren Gegebenheiten. Die Frage in so einem Fall ist, wie kooperieren wir miteinander, um unser aller Bedürfnisse zu befriedigen?
Die Rahmenbedingungen sind natürlich die der Freien Kooperation.

Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass diese neue Kultur wächst & gedeiht, & ich werde mit aller Kraft dafür gehen! Ahow!


Am 21.01.2008 ergänzt: Ich will eine Kultur, in der nicht nur jeder Mensch sein volles Potential entfalten kann, sondern die jeden Menschen auch ermutigt das zu tun!

Dienstag, 2. Oktober 2007

Inhalte dieses Blogs jetzt auch kommerziell nutzbar

Soeben habe ich die Creative Commons-Lizenz meines Blogs auf Attribution-Sharealike umgestellt, d.h. es ist nun auch eine kommerzielle Nutzung der Inhalte gestattet (ich wünsche mir dennoch einen angemessenen Obolus):
Creative Commons License

Auslöser für diese Änderung war der Workshop "Freie Software und Semantic Web" letzten Donnerstag. Da wurde Richard Stallmans Weitsicht gelobt, dass er die GPL so gestaltet hat dass für GPL-Software durchaus Geld verlangt werden kann, solange der Quelltext mitgeliefert wird - weil es ihm um "free as in speech" geht und nicht um "free as in beer". Dem schliesse ich mich hiermit an!

Dienstag, 25. September 2007

EUDEC 2008 - demokratische Schulen in Europa

Auch wenn's noch ne ganze Weile hin ist, kündige ich hier schon mal die EUDEC an, die European Democratic Education Conference, die im von Ende Juli bis Anfang August 2008 in Leipzig stattfinden wird. Veranstalter sind die Freie Schule Leipzig, die Universität Leipzig, der Bundesverband der Freien Alternativschulen (BFAS) sowie der Sudbury-Schule Halle/Leipzig e.V.
Es kommen VertreterInnen von demokratischen Schulen aus vielen europäischen Ländern. Vorbild für die EUDEC ist die internationale Konferenz IDEC, die bereits seit 1993 jährlich stattfindet. Um einen Eindruck von einer solchen Konferenz zu bekommen, schau am besten auf die deutschsprachige Website zur IDEC 2005 in Berlin.

Freie Schule Leipzig

Nunmehr die vierte Woche gehen die Kinder auf die Freie Schule in Connewitz am Lindenhof. Erst eine Woche vor Schulbeginn bekamen wir die Information dass es nun losgehen kann, & gleich in der 2. Woche war Gruppenfahrt. Die hat ihnen trotz anfänglicher Zweifel sehr gefallen.

Der Übergang vom Sudbury-Lernzentrum fällt nicht schwer, wie der für mich entscheidende Satz aus dem Infoheft zeigt: Sie entscheiden selbst, wann sie was mit wem wie lange machen.
Dabei dient die Freiheit der Kinder nicht, wie oft als Missverständnis des Wortes "Nichterziehung" vermutet wird, dem Abbügeln ihrer Bedürfnisse durch die Erwachsenen, vielmehr können Kinder (wie alle Menschen!) ihre Bedürfnisse überhaupt nur dann adäquat befriedigen, wenn sie dies autonom, d.h. aus ihrer eigenen Entscheidung heraus tun können.
Unter der nach meinem Geschmack etwas misslungenen Überschrift "Beziehungsarbeit" (zum Thema Arbeit in einem späteren Beitrag mehr) steht im Konzept der Freien Schule:
Wichtig für die Auseinandersetzung mit den o.g. existenziellen Fragen ist das Gefühl, grundsätzlich und unbedingt akzeptiert zu sein. Jeder Mensch möchte um seiner selbst willen geliebt werden. Jeder sehnt sich nach authentischen, verlässlichen Beziehungen. Als Person respektiert und geliebt zu werden, ist eine grundlegende Voraussetzung für die Entdeckung und Entwicklung der eigenen Potenziale und Fähigkeiten. Deshalb ist ein großer und wichtiger Teil unserer Arbeit Beziehungsarbeit. Die Erwachsenen stehen den Schülern als verlässliche Ansprechpartner zur Verfügung. Wir nehmen Anteil an dem, was sie bewegt, interessieren uns für ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche und lassen sie Anteil an unseren nehmen. Wir hören ihnen zu, wir essen gemeinsam, spielen, forschen, arbeiten, reisen und feiern miteinander.
Was eigentlich selbstverständlich und in der UN-Kinderrechtskonvention seit September 1990 auch international rechtskräftig ist, wird hier tatsächlich gelebt: Die Erwachsenen nehmen die Kinder als gleichberechtigte Menschen ernst.

Konkret ist der Schulalltag so organisiert: Es gibt nach Alter gestaffelte Gruppen (1.-3. Klasse, 4.-6., 7./8. sowie 9./10., von denen die älteren Klassenstufen erst im Aufbau sind) von um die 15 Kindern, denen als Begleiter jeweils eine Frau & ein Mann zugeordnet sind. Die Gruppen treffen sich zum Morgenkreis & zum Essen, sonst können sich die SchülerInnen im Schulalltag wie oben schon geschrieben frei bewegen & mit wem auch immer zusammentun. Die Gruppen sind also eher Bezugsgruppen als Klassen wie in Regelschulen.
Die Begleiter bieten Unterricht in verschiedenen Fächern an, dafür gibt es einen Stundenplan, aber das sind eben nur Angebote, niemand muss daran teilnehmen. So lernen die SchülerInnen immer genau das was sie gerade interessiert & was damit am besten hängenbleibt.
Auch dazu noch ein Absatz aus dem Konzept:
Zukunft ist prinzipiell nicht vorhersehbar. Wissen, dessen Wert in der Zukunft sehr ungewiss ist, auf Vorrat zu erwerben, kann daher kein tragfähiges BIldungskonzept sein. Wichtiger scheint uns, jeden einzelnen Menschen zu respektieren, ihn als unverwechselbare, wertvolle und liebevolle Persönlichkeit anzunehmen und in der Entfaltung seiner Potenziale zu unterstützen. Wir bieten Unterstützung beim Herausfinden, wer man selbst ist, wie man die eigene Persönlichkeit auf kreative Weise ausdrücken kann und wie man die volle Verantwortung für sein eigenes Leben übernehmen kann.
Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

Als demokratische Schule ist die Freie Schule nicht nur eine Schule, sondern auch eine Gemeinschaft, die sich selbst organisiert & dabei nach demokratischen Prinzipien vorgeht. Erste Anlaufstelle um Konflikte zu lösen ist der Morgenkreis, in der Großen Schulversammlung werden sowohl allgemeine Belange der Schulgemeinschaft besprochen als auch Konflikte behandelt, die im Morgenkreis nicht geklärt werden konnten.

Das mag fürs erste reichen, ich werde bestimmt noch öfters Details aus dem Schulalltag & auch aus den Elternarbeitsgruppen hier beschreiben, wenn ich die Schule länger kenne.
In der nächsten Zeit steht übrigens der Umzug der Schule an, wofür der Verein (vor allem finanzielle) Unterstützung gebrauchen kann.

Samstag, 15. September 2007

Software Freedom Day

Leider erst nachträglich im Keimform-Blog entdeckt: heute war nicht nur Internationaler Tag der Bildungsfreiheit, sondern auch Software Freedom Day. Tja, dann also bis zum nächsten SFD!

PC ab 50-Website in grün mit Logo

Hallo liebe Leute, wer immer von Euch eine eigene Website oder auch ein Blog o.ä. betreibt, kann jetzt mit dem schicken Logo meine PC ab 50-Website verlinken:
PC ab 50
Ich bitte darum, das Logo auf Eurem eigenen Webspace - soweit vorhanden - abzuspeichern (deswegen steht im HTML-Code "Pfad-zum-PC-ab-50-Logo.png" drin).

Als neues Schlagwort für das was ich anbiete habe ich jetzt "Nachhaltiger Computerservice" gewählt.

Kontakt

Jabber: iromeister@deshalbfrei.org
Skype: brich.die.regeln
Mail: rincewind_at_
ist-einmalig_punkt_de

Intro

Guten Tag FremdeR! Du bist hier beim Blog eines (Forschungs-) Reisenden zu Gemeinschaften & Kommunen gelandet. Unterwegs bin ich seit Ende Juli 2005, seit ca. Sommer 2006 inzwischen wieder sesshaft. Mehr über mich & mein Projekt erfährst Du im Startschuss-Beitrag. Darin erkläre ich auch, wie Du diesen Blog "bedienst"!
Im Beitrag Eine neue Kultur fasse ich meinen bisherigen Lebens-Schwerpunkt zusammen - darum geht es mir, nicht nur in diesem Blog.

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Na prima das mit der Arbeit.
Jörg (Gast) - 2009-09-03 14:53

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