Nicht MITmachen - SELBERmachen!
Bei der Konferenz "Aufschwung für den Lassaner Winkel" der Europäischen Akademie der Heilenden Künste hatte ich im Gespräch mit einer Frau aus der Klein Jasedow-Familie ein echtes Schlüsselerlebnis. Sie sprach davon, dass oft Leute bei ihnen anfragen, ob sie in Klein Jasedow mitmachen können. Auf solche Anfragen antwortet sie, dass die Leute gerne in den Lassaner Winkel oder auch direkt ins Dorf ziehen können, aber dort dann selber ihr eigenes Ding machen. Nur auf dieser Basis ist dann eine Zusammenarbeit & eventuell ein engeres Zusammenleben möglich. Eine Gemeinschaft, die nur auf Mitmachern/Mitläufern aufbaut, kann nicht nachhaltig sein. Wenn nämlich die "Macher" in einer solchen Gemeinschaft aus welchen Gründen auch immer ausfallen, dann fällt die ganze Gemeinschaft auseinander.
Dazu passt wunderbar Frithjof Bergmann mit seinem Wirklich, wirklich wollen. Seine Beiträge zur Konferenz haben mir persönlich nicht viel Neues gebracht, da ich ihn schon in der Akademie Heiligenfeld erlebt hatte & seither schwer begeistert bin.
Heide Göttner-Abendroth hingegen (die ich auch schon vor einigen Jahren im ZEGG erlebt hatte) lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Reproduktionsarbeit, die sie viel schöner lebensfördernde Arbeit nennt. Diese Arbeit, die die Grundlage des menschlichen Lebens überhaupt erst schafft, wird von unserer patriarchal-kapitalistischen Kultur fast komplett ignoriert. Dabei ginge ohne diese Arbeit gar nichts mehr.
Die lebensfördernde Arbeit folgt der Logik des Schenkens, sowohl im Rahmen einer matriarchalen Kultur, in der sie im Mittelpunkt steht, als auch in unserer patriarchalen Kultur. Hier wird in erster Linie von Frauen erwartet, dass sie ihre Arbeit am Leben dem System ohne Gegenleistung schenken, ohne dass diese Arbeit auch nur ansatzweise gewürdigt wird.
Das scheint mir übrigens auch bei der Neuen Arbeit so zu sein - von Arbeiten wie Wäsche waschen, Kinder grossziehen usw. habe ich in diesem Zusammenhang bisher noch nicht gehört. Zugegeben, das Buch habe ich noch nicht gelesen.
Während der Konferenz habe ich mich ganz unwillkürlich selber gefragt, was ist es eigentlich, das ich wirklich wirklich will, & heraus kam etwas für mich sehr Überraschendes:
Ich will in einem sozialen Zusammenhang leben, in dem ich nicht mehr geistige Höhenflüge veranstalten & grosse Visionen verfolgen muss, sondern durch lebensfördernde Arbeit voll befriedigt werde. Ein sozialer Zusammenhang (eine Gemeinschaft, aber dafür braucht es auch entsprechende umfassendere gesellschaftliche Strukturen bzw. Übereinkünfte), in dem ich mich nicht mehr um jeden Preis "selbst verwirklichen" muss, damit mich die anderen anerkennen.
So etwas fällt natürlich nicht vom Himmel, deshalb ist politischer Einsatz für solche soziale Zusammenhänge etwas, das ich wirklich wirklich will.
Es geht mir dabei auch um die althergebrachten patriarchalen Geschlechterrollen. Schon seit einigen Jahren trage ich den Gedanken mit mir herum, dass ich gern den Haushalt schmeissen will um damit meiner Frau zu ermöglichen, ihrer Vision nachzugehen.
Damit gebe ich mich selbst nicht auf, wenn es auch vielleicht für manche so erscheint. Ich willl nicht mehr kämpfen, will nicht mehr mich durchsetzen müssen - wofür auch? Wir leben in einer neuen Zeit, da stehen ganz andere Werte im Vordergrund. Es geht ums sich verbinden miteinander. Zurückstecken, sich aufgeben, klein beigeben - das sind Begriffe der alten Kultur, des alten Wertesystems. Es sind, um es deutlich zu sagen, Begriffe aus dem Krieg. Begriffe, die nur Sieger kennen, wenn andere verlieren.
Davon verabschiede ich mich hin zu einer Logik der Kooperation.
Würde ich kämpferisch meine ganz persönliche Vision verfolgen ohne dabei auf mein Umfeld zu achten, dann verletzte ich die Werte, die hinter meiner Vision stehen (ich spreche hier von der Turnschuhfirma). Schuhe unter fairen Bedingungen herzustellen ist nur ein Baustein der heraufdämmernden kooperativen Kultur, für die ich mich einsetze. Deshalb müssen die Mittel mit dem Zweck übereinstimmen, wie schon Gandhi erkannt hatte. Ich übe die geistige Haltung der Tiefen Demokratie.
Dazu passt wunderbar Frithjof Bergmann mit seinem Wirklich, wirklich wollen. Seine Beiträge zur Konferenz haben mir persönlich nicht viel Neues gebracht, da ich ihn schon in der Akademie Heiligenfeld erlebt hatte & seither schwer begeistert bin.
Heide Göttner-Abendroth hingegen (die ich auch schon vor einigen Jahren im ZEGG erlebt hatte) lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Reproduktionsarbeit, die sie viel schöner lebensfördernde Arbeit nennt. Diese Arbeit, die die Grundlage des menschlichen Lebens überhaupt erst schafft, wird von unserer patriarchal-kapitalistischen Kultur fast komplett ignoriert. Dabei ginge ohne diese Arbeit gar nichts mehr.
Die lebensfördernde Arbeit folgt der Logik des Schenkens, sowohl im Rahmen einer matriarchalen Kultur, in der sie im Mittelpunkt steht, als auch in unserer patriarchalen Kultur. Hier wird in erster Linie von Frauen erwartet, dass sie ihre Arbeit am Leben dem System ohne Gegenleistung schenken, ohne dass diese Arbeit auch nur ansatzweise gewürdigt wird.
Das scheint mir übrigens auch bei der Neuen Arbeit so zu sein - von Arbeiten wie Wäsche waschen, Kinder grossziehen usw. habe ich in diesem Zusammenhang bisher noch nicht gehört. Zugegeben, das Buch habe ich noch nicht gelesen.
Während der Konferenz habe ich mich ganz unwillkürlich selber gefragt, was ist es eigentlich, das ich wirklich wirklich will, & heraus kam etwas für mich sehr Überraschendes:
Ich will in einem sozialen Zusammenhang leben, in dem ich nicht mehr geistige Höhenflüge veranstalten & grosse Visionen verfolgen muss, sondern durch lebensfördernde Arbeit voll befriedigt werde. Ein sozialer Zusammenhang (eine Gemeinschaft, aber dafür braucht es auch entsprechende umfassendere gesellschaftliche Strukturen bzw. Übereinkünfte), in dem ich mich nicht mehr um jeden Preis "selbst verwirklichen" muss, damit mich die anderen anerkennen.
So etwas fällt natürlich nicht vom Himmel, deshalb ist politischer Einsatz für solche soziale Zusammenhänge etwas, das ich wirklich wirklich will.
Es geht mir dabei auch um die althergebrachten patriarchalen Geschlechterrollen. Schon seit einigen Jahren trage ich den Gedanken mit mir herum, dass ich gern den Haushalt schmeissen will um damit meiner Frau zu ermöglichen, ihrer Vision nachzugehen.
Damit gebe ich mich selbst nicht auf, wenn es auch vielleicht für manche so erscheint. Ich willl nicht mehr kämpfen, will nicht mehr mich durchsetzen müssen - wofür auch? Wir leben in einer neuen Zeit, da stehen ganz andere Werte im Vordergrund. Es geht ums sich verbinden miteinander. Zurückstecken, sich aufgeben, klein beigeben - das sind Begriffe der alten Kultur, des alten Wertesystems. Es sind, um es deutlich zu sagen, Begriffe aus dem Krieg. Begriffe, die nur Sieger kennen, wenn andere verlieren.
Davon verabschiede ich mich hin zu einer Logik der Kooperation.
Würde ich kämpferisch meine ganz persönliche Vision verfolgen ohne dabei auf mein Umfeld zu achten, dann verletzte ich die Werte, die hinter meiner Vision stehen (ich spreche hier von der Turnschuhfirma). Schuhe unter fairen Bedingungen herzustellen ist nur ein Baustein der heraufdämmernden kooperativen Kultur, für die ich mich einsetze. Deshalb müssen die Mittel mit dem Zweck übereinstimmen, wie schon Gandhi erkannt hatte. Ich übe die geistige Haltung der Tiefen Demokratie.
iromeister - 2006-10-22 22:39