Das Ende der Elternkultur
... wird wohl noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Was ich unter Elternkultur verstehe, dazu erlaube ich mir weiter unten aus dem Buch Elternaustreibung zu zitieren. Ich habe dazu auch formuliert: Die Elternkultur ist die Matrix. Damit meine ich all das, was uns (Kindern, die wir ja alle sind) unhinterfragt präsentiert wird. Ich erinnere in dem Zusammenhang auch an die Bärengeschichte, die Christoph Spehr zitiert:
Typisch sind, erstens, die Fragen, die nicht gestellt werden: Woher nehmen die alten Bären das Recht, dem kleinen Bären zu sagen, wann er ins Bett zu gehen hat und ob er dabei Licht braucht? Wieso werden sie dadurch zu seinen Untertanen, dass er beim Essen persönliche Geschmacksvorlieben hat? Wem schadet er, weil er seine Suppe nicht essen will und wieso freuen sie sich nicht, wenn er sie später doch essen will? Wer stellt mehr Zumutungen an den anderen: der kleine Bär, dessen Zumutungen immer auffallen, oder die alten Bären und ihre Welt, die unzählige Regeln, Forderungen, Normen umfasst und eine einzige, gewaltige, polypenhafte Zumutung an den kleinen Bären ausspricht: sich einzufügen und sie zu akzeptieren, wie sie ist? Wieso wird ein Unterschied zwischen diesen Zumutungen gemacht, je nachdem, in welche Richtung sie gestellt werden; womit wird dieser Unterschied begründet oder gerechtfertigt? Wer hat eigentlich wirklich die Macht: der kleine Bär, der in eine Welt nachkommt, die ihm von anderen vorgesetzt wird, oder die alten Bären, denen diese Welt gehört, die darüber verfügen, die sich selber Essen machen können und die keine Angst im Dunkeln haben? Was bedeutet das für die Situation des Konflikts?
So, nun aber das angekündigte Zitat aus dem Rowohlt Verlag:
Typisch sind, erstens, die Fragen, die nicht gestellt werden: Woher nehmen die alten Bären das Recht, dem kleinen Bären zu sagen, wann er ins Bett zu gehen hat und ob er dabei Licht braucht? Wieso werden sie dadurch zu seinen Untertanen, dass er beim Essen persönliche Geschmacksvorlieben hat? Wem schadet er, weil er seine Suppe nicht essen will und wieso freuen sie sich nicht, wenn er sie später doch essen will? Wer stellt mehr Zumutungen an den anderen: der kleine Bär, dessen Zumutungen immer auffallen, oder die alten Bären und ihre Welt, die unzählige Regeln, Forderungen, Normen umfasst und eine einzige, gewaltige, polypenhafte Zumutung an den kleinen Bären ausspricht: sich einzufügen und sie zu akzeptieren, wie sie ist? Wieso wird ein Unterschied zwischen diesen Zumutungen gemacht, je nachdem, in welche Richtung sie gestellt werden; womit wird dieser Unterschied begründet oder gerechtfertigt? Wer hat eigentlich wirklich die Macht: der kleine Bär, der in eine Welt nachkommt, die ihm von anderen vorgesetzt wird, oder die alten Bären, denen diese Welt gehört, die darüber verfügen, die sich selber Essen machen können und die keine Angst im Dunkeln haben? Was bedeutet das für die Situation des Konflikts?
So, nun aber das angekündigte Zitat aus dem Rowohlt Verlag:
Elternaustreibung, die:Das ist Anarchismus an sein logisches Ende gedacht. Somit ist eine Elternaustreibung immer auch eine politische Handlung.
Das Wort ist eine sprachliche Eigenwilligkeit. "Elternaustreibung" erinnert an "Teufelsaustreibung" und "Judenvertreibung". Es geht mir um den Abschied von der Elternkultur, die seit vielen Jahrtausenden das Leben der Menschen beherrscht. Mutter und Vater gelten mehr als das Kind, die Regierenden mehr als das Volk, Gott gilt mehr als der Mensch, der Mensch mehr als das Tier, der Geist mehr als der Körper. Von Moses über Luther zu Reagan wurde das Prinzip, das sich verbirgt hinter den Geboten "Du sollst deine Eltern ehren" und "Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir", als Lebensregel propagiert und in der Gesellschaft durchgesetzt. Es wird bis heute im Staat durchgeführt und in den Familien durchgeprügelt. Hinter diesem Prinzip steht eine Tendenz, die am Ende des 20. Jahrhunderts direkt in den Untergang der Menschen hineinführt. Da die Elternkultur das Oben gegen das Unten, das Alte gegen das Junge, das Gestrige gegen das Heutige verteidigt, können die Menschen sich nicht verändern und ihr Leben nicht neu einrichten, keine Gesellschaft in die Zukunft hinein aufbauen.
Von diesem todbringenden Prinzip verabschiedete ich mich in meiner "Elternaustreibung". Erst danach wurde ich fähig, meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst. Ich begann mit einer "Kinder"-Bewegung. Sie wird die letzte sein, die die Menschen aus der Herrschaftsgesellschaft der Männer herausführt. Es gab viele Bewegungen, die versuchten, das Patriarchat abzuschaffen: Sklaven, Bauern, Bürger, Arbeiter, Frauen und in ihrer Nachfolge die vielen Minderheiten, die mit verschiedenen Mitteln sich zur Wehr setzten. Die "Kinder"-Bewegung wird erstmals beide Geschlechter und Menschen aller Schichten und Altersstufen umfassen. Und sie wird die Verbindung zwischen dem Persönlichen und dem Gesellschaftlichen herstellen. Menschen von sieben bis siebzig werden ihr angehören, alle die, die sich aus der körperlichen und seelischen Macht ihrer Mütter und Väter befreien wollen, weil sie wissen und fühlen, daß diese Macht die Voraussetzung schafft für alle andere Macht. Die "Kinder"-Befreiung knüpft an ein Naturprinzip an: Aufbruch von den Eltern, Trennung für immer, Wiederfremdwerden. Die Tiere verlassen ihre Eltern nach der Zeit der Aufzucht und kennen sie dann nicht mehr, so daß Eltern und Kinder frei werden, um sich den Erfordernissen des Lebens neu widmen zu können.
iromeister - 2006-10-01 19:20