Unterwegs

Donnerstag, 8. September 2005

Ausflug nach Herrnhut

Vor ein paar Tagen hatte ich erfahren, dass es nur ein paar Kilometer von der Kulturfabrik bis nach Herrnhut, dem Entstehungsort der Herrnhuter Brüdergemeine, sind. Daher habe ich heute mit dem Fahrrad einen Ausflug dorthin gemacht.
Die Brüdergemeine war auch eine Art Gemeinschaft, allerdings geprägt durch ihren besonderen christlichen Glauben. Welche Bedeutung sie in der Stadt heute noch hat, kann ich nicht einschätzen.
So, nu aber mal 'n paar Bilders, zuerst Herrnhut vom Hochaltan auf dem "Gottesacker" (dem Friedhof) aus gesehen:
Herrnhut vom Hochaltan aus

Das Zentrum der Brüdergemeine ist der Gemeinsaal:
Gemeinsaal

Klasse fand ich, dass schon 1788 eine Gemeinwaschküche eingerichtet wurde:
Gemeinwaschküche
Auf dem Infoschild steht ein netter Spruch dazu:
"Als einst vollendet hier das Bauen
freuten sich des Ortes Frauen,
die große Wäsche, statt an der Petersbach,
wusch man nun unter diesem Dach."

Gegründet wurde die Stadt von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, dessen Büste vor dem Gemeinsaal steht:
Zinzendorf-Büste

Vor dem Gemeinsaal hängt auch die Glocke, die zum Gottestdienst ruft:
Glocke in Herrnhut

An einem Gebäude der Förderschule "Johann Amos Comenius" entdeckte ich diese super Wandverzierung:
Drache an der Wand

Die Pädagogik der Herrnhuter verdient übrigens einen eigenen Absatz. Die Förderschule ist nicht nur nach Johann Amos Comenius benannt, sondern setzt auch dessen pädagogisches Konzept um, angepasst an die heutige Zeit. Zinzendorf war ein Schüler von August Herrmann Francke, hat sich jedoch von dessen recht strengen Ansichten bald gelöst. So habe ich's jedenfalls in der (äusserst interessanten!) Ausstellung im Völkerkundemuseum Herrnhut gelesen.
Auf dem Flyer der Förderschule steht ein Zitat von Comenius:
Alles fliesse von selbst - Gewalt sei fern den Dingen
Das als Motto einer pädagogischen Richtung macht mir diese seeehr sympathisch!

Weiter geht's zur letzten Station in mehrererlei Hinsicht: dem Friedhof. Der heisst hier Gottesacker & zielt darauf ab, dass im Tod (& vor Gott) alle Menschen gleich sind:
Gottesacker
& da geht's hinein - alles sehr schlicht gehalten:
Tor zum Gottesacker
Wie schon erwähnt habe ich mit die Ausstellung im Völkerkundemuseum angesehen. Wie kommt ein Kaff wie Herrnhut zu einem solchen Museum? Die Brüdergemeine hat von Beginn an viel misssioniert & tut das auch heute noch. Zinzendorf selber ist schon missionierend durch die Weltgeschichte gegurkt.
In der Sonderausstellung zu "Ethnographie und Herrnhuter Mission" habe ich mich immer wieder gefragt, was bringt jemand dazu, nach Grönland oder Surinam oder in den afrikanischen Busch zu fahren, um da Leute zum christlichen Glauben zu bekehren? Da muss ein echt starker Missionsdrang am Werk sein, zumal das im 18. & 19. Jahrhundert ganz schöne Abenteuer & Herausforderungen waren.
Ganz schön verrückt so ein Glaube: dass die "Heiden" ohne Bekehrung verloren seien & Missionare für das "Seelenheil" dieser Menschen solche Lasten & auch Gefahren auf sich nehmen.

Montag, 22. August 2005

Mein neuer Tramprekord

In nicht mal neun Stunden bin ich heute von Bielefeld (Rasthof
Herford) bis nach Mittelherwigsdorf (bei Zittau) getrampt. Erst stand
ich ne Stunde in Herford & dachte mir 'na das kann ja was werden...'

Dann bin ich in 2 Stationen in schneller Folge die A2 runter bis zum
Rasthof Börde kurz vor Magdeburg & dort bis Dresden mitgenommen
worden. Am Rasthof "Dresdner Tor" war grad ein Gewitter durchgezogen &
die ersten Leute die ich ansprach (mit Kennzeichen ZI) haben mich bis
Eibau mitgenommen. Von da bin ich die letzten Kilometer mit einer Frau
mitgekommen, die die Kulturfabrik sogar kennt. Sie hat mich direkt
hingebracht.
Pünktlich zum Abendessen kam ich an & schlug mir erst mal den Bauch
voll. Jetzt tippe ich in einem Zimmer nur für mich diesen Text & werd
mich gleich ins Bett hauen.

Übrigens, vor der Abfahrt habe ich mal mein Reisegepäck
fotografiert:
mein Reisegepäck
Das ist mein kompletter mobiler Haushalt, + das was ich am Leib trage!
Schon ne radikale Reduktion im Vergleich zu meinem Kram als ich noch
sesshaft war.


Die Macht von Glaubenssätzen



Beim Trampen hab ich die letzten Male so ein saumässiges Glück gehabt,
dass ich es kaum fassen konnte. Vor allem das an mich ranlassen, dass
die Göttin so gut zu mir ist. Dass ich tatsächlich auf der ganzen Erde
daheim bin & nicht bloss an einem eng umrissenen Ort.
Hab heute im Auto nach Dresden (bei einem älteren türkischen Mann, der
dort seine Frau vom Flughafen abholte) gemerkt, wie angespannt ich
immer noch bin. Ich versuche das Glück festzuhalten, das mir
geschieht. Obwohl ich ja weiss dass es nicht geht.

Da steckt wohl ein uralter Glaubenssatz von mir dahinter, den Filter
in ihrem Lied The Best Things so überaus treffend formulieren:
You know the best things in life aren't for me
You know the best things in life aren't for free
Als ich das Lied das erste Mal hörte, war ich zutiefst schockiert,
weil ich mich so vollkommen darin wiederfand. Offenbar habe ich tief
verinnerlicht, dass ich kein Recht habe auf die wirklich guten Sachen,
wenn sie mir einfach so zufallen. & die wirklich wirklich guten Sachen
fallen einem zu, da kannste nichts für tun. Wie in der Visa-Werbung:
das Beste ist unbezahlbar - "für alles andere gibt es Visa."

Osho fordert Desire the Unattainable. Begehre das Unerreichbare
- wow! Für mich heisst das: Begehre das was du dich nie getraut hast
zu begehren. Invite the best things into your life!!!

Das war jetzt bei weitem der persönlichste & ehrlichste Beitrag in
meinem Blog. Aber ich bin ja ausgezogen um Vertrauen zu lernen.

Sonntag, 21. August 2005

Zwischenstopp in Bielefeld

Nach dem Jahnishausener Sommercamp bin ich letzten Sonntag nach Bielefeld getrampt, weil ich hier noch einige Dinge zu regeln hatte. Z.B. habe ich das Guthaben meiner Stadtwerke-Schlussrechnung einkassiert, mein Ausbildungszeugnis noch mal persönlich abgeholt (auf dem Postweg war's verknickt worden) & bei der Gelegenheit meine ehemaligen KollegInnen besucht.
In erster Linie habe ich mein Notebook abgeholt & dafür das Zelt eingelagert. Fortan werde ich dank des eigenen Rechners öfter bloggen können. & kann dabei noch Musik hören :-D
Weiterhin hab ich einen Teil meines Sperrmülls zur Recyclingbörse gebracht.

Das wichtigste materielle Ergebnis meines Bielefeldaufenthalts ist mein neuer Rollkoffer:
selbst zusammengebauter Rollkoffer
Kostenpunkt inklusive Schrauben, Muttern & Unterlegscheiben ausm Baumarkt: 7,31 EUR!
Übrigens ist das das erste Foto mit meiner eigenen Digicam!!! Jetzt bin ich top ausgerüstet als HiTec-Gemeinschaftsreisender.

Die letzten beiden Tage hab ich hauptsächlich am Notebook gebastelt. Skype läuft jetzt, ich hab meine diversen Mailkonten, RSS-Feeds & den Usenet-Account bei news.individual.de im Thunderbird eingerichtet u.ä.

Freitag, 29. Juli 2005

Zwischenbericht vom Rainbow Gathering

Nach zwei Tagen sitze ich nun hier abseits vom Camp-Gelände & geniesse den wunderbaren Ausblick. Überhaupt war das Rainbow für mich bisher vor allem eine intensive Begegnung mit den Naturkräften.
Am Mittwoch bin ich gegen Abend angekommen & sass erst mal ne ganze Weile am Welcome Tent, weil's da so überaus nett war. Angesichts des lauen Abends baute ich mein Zelt noch nicht auf, ich wollte unter freiem Himmel pennen.
Bis dann das Gewitter losging.
Vor dem Regen floh ich in eine Chai-Küche. Auf diese Art lernte ich gleich am Abend das Rainbow viel besser kennen als wenn ich alleine übernachtet hätte. Schliesslich legte ich mich dann doch noch im Freien pennen, da fing's aber langsam schon wieder zu dämmern an.

Gestern holte ich mir nen fiesen Sonnenbrand, der bis heute anhält. Davon abgesehen bekam ich mehr von den Abläufen hier mit, ass bei den beiden food circles mit & entdeckte noch die Suppenküche, die eine gute Zwischenmahlzeit lieferte.
Nachmittags floh ich vor der Sonne in den Wald, wo ich dem entsprechend lange nachdenken konnte über das Rainbow Gathering & mich. Mein ursprünglicher Gedanke war ja, hier Leute zu finden zum gemeinsam Reisen. Es sind auch ganz viele Reisende hier, aber die fahren eher von einem Rainbow Gathering zum nächsten. & insgesamt kommt mir das hier zu unverbindlich vor, es ist eben doch hauptsächlich ein Festival ohne weitergehende Absichten. Die sind mir nur am Rande begegnet.
Ich will halt in der Welt was bewegen, nicht bloss für mich mein eigenes Ding machen. Die Trennung in "Babylon" (da draussen) & "Rainbow Family" ist mir stark aufgefallen, & genau auf die Art will ich nicht trennen. Zumal es ja auch gar nicht durchgehalten werden kann. Solange die Rainbow People die Zutaten für's Essen kaufen, ist jeder Magic Hat voll mit Babylon.
Das ist weniger Kritik am Rainbow als vielmehr der Grund, warum mir selber das hier nicht reicht. Ich möchte etwas erschaffen, das über den begrenzten Rahmen eines Rainbow Gathering hinaus geht. Von daher kann ich die Leute vom Jungen Aufbruch gut verstehen, denen es ja wohl ähnlich geht.

Mein vorerst letztes & bei weitem stärkstes Erlebnis mit den Naturkräften war das Gewitter letzte Nacht. Ich hab mein Zelt ziemlich oben auf dem Berg. Da rüttelte der Sturm dran, während es in Strömen goss & Blitz & Donner sich fast pausenlos abwechselten. Dieses Gewitter war das zweite Mal (so weit ich mich erinnern kann) dass ich körperliche Angst spürte. Ich habe zur Göttin gebetet, dass sie uns schützen möge.

Sonntag, 24. Juli 2005

Es geht los mit einem dicken Dankeschön

Mit kleinen Schritten beginne ich meine Reise. Letzte Nacht hab ich in einer befreundeten WG in Bielefeld gepennt, nachdem ich mir in meiner Ex-Wohnung beim Teppichboden abkratzen noch ne Blase geholt hatte. Die Schlüssel sind im Briefkasten vom Vermieter – ich bin raus. For good.
Jetzt sitze ich in Frankfurt bei Marie am Notebook, trinke lecker Äppler & beginne ganz sachte zu realisieren was eigentlich mit mir abgeht. Was es bedeutet, nur ein Handtuch & drei Garnituren Unterwäsche dabei zu haben. Dass es jetzt kein Zurück mehr für mich gibt.
Die Anspannung fällt in Schichten von mir ab. Unter der letzten lag erhebliche Erschöpfung verborgen. Kein Wunder nach einer Woche total durchpowern.

Nun sage ich ein riesengrosses

Dankeschön:


Danke an Jens fürs Auto ausleihen!
Danke an alle die mir noch Sachen abgekauft haben & auch an diejenigen, denen ich Sachen geschenkt habe!
Extragrosses Danke an Rainhard für das Lagern meines Haushalts!
Danke an Uta & ihren Mann fürs Bulli organisieren, Danke an Ravi fürs Schleppen helfen & Bulli fahren!
Danke an Kati für das tolle Spinnennetz, das Du mir gezeichnet hast!
Danke an Volkmar, dass Du Dir den ganzen Nachmittag um die Ohren gehauen hast um mich & mein Zeug kreuz & quer durch die Stadt zu karren!
Danke an Sofiafürs Entgegennehmen meiner Post!
Danke an Elke für die Beratung in Sachen Krankenversicherung!
Danke an Uwe & Imke für vielfältige Unterstützung während ich in der Wohnung gewohnt habe & fürs Blumengiessen danach!
Danke an Ramona für die Musik – ich hör grad „Close to it all“ von Melanie!
Danke an Claudia & Ramona dass Ihr mir immer wieder Kraft gegeben habt!
Danke an meine Eltern, dass Ihr Euch bei all dem nicht von mir abgewendet habt!
Danke an die diversen Supermärkte, wo ich leere Obstkartons bekommen habe!
Danke an Esther & Co. dass ich bei Euch immer so ein willkommener Gast war!
Danke an die Kesselbrink-WG & die Jahnplatz-WG fürs regelmässige Wäsche waschen bei Euch!
Danke an Marie für den Tipp, Handkäs mit Musik zu probieren!

Danke an die Göttin, dass Du mich so gut geleitet & so reich beschenkt hast!
Ich werde mein Bestes geben!

Kontakt

Jabber: iromeister@deshalbfrei.org
Skype: brich.die.regeln
Mail: rincewind_at_
ist-einmalig_punkt_de

Intro

Guten Tag FremdeR! Du bist hier beim Blog eines (Forschungs-) Reisenden zu Gemeinschaften & Kommunen gelandet. Unterwegs bin ich seit Ende Juli 2005, seit ca. Sommer 2006 inzwischen wieder sesshaft. Mehr über mich & mein Projekt erfährst Du im Startschuss-Beitrag. Darin erkläre ich auch, wie Du diesen Blog "bedienst"!
Im Beitrag Eine neue Kultur fasse ich meinen bisherigen Lebens-Schwerpunkt zusammen - darum geht es mir, nicht nur in diesem Blog.

Suche

 

Archiv

April 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 

Musikliste

Mein Lesestoff



Frithjof Bergmann
Neue Arbeit, Neue Kultur

Aktuelle Beiträge

Twenzeit im ZEGG
Jetzt habe ich ein paar Tage Blog-Pause gemacht, in...
iromeister - 2011-12-05 20:15
Wechsel von JPBerlin...
Nun schreibe ich doch noch einmal bei twoday.net, denn...
iromeister - 2011-08-25 18:00
Blog zieht um zu JPBerlin
Hallo liebe LeserInnen, heute ist es so weit: mein...
iromeister - 2009-09-09 23:41
Geldschöpfung in öffentliche...
Heute bette ich erstmalig eine selbst erstellte Playliste...
iromeister - 2009-09-04 01:18
Frei
Na prima das mit der Arbeit.
Jörg (Gast) - 2009-09-03 14:53

Status

Online seit 6881 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2022-06-16 11:44

Credits


AgitProp
Blog-intern
Gemeinschaften in D
Kongresse&Tagungen
noch sesshaft
Tech-Krams
TiefSinniges
Unterwegs
Vorgeschichtlich
wieder sesshaft
Wirtschaften
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren